An(ge)dacht zum Osterfest 2022

zu Markus 16,1-8

Wir sind denkende Wesen. Damit stellen wir viele Fragen, um Klarheit und Sicherheit zu bekommen. Anhand der Fragen haben Menschen die Kultur, Technologie und Wissenschaft entwickelt. Die Qualität eines Menschen kann erkannt werden, dadurch dass er eine Frage stellt. Wenn man eine Frage stellt, jagt er nach Antwort oder Wahrheit. Gott antwortet auch auf unsere Fragen. Lass uns Gottes Antwort erfahren, indem wir die Ostergeschichte lesen, heute, an diesem besonderen Tag.

Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben. Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging. Und sie sprachen untereinander: „Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?“ Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß. Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich. Er aber sprach zu ihnen: „Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten. Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingeht nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.“ Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemand etwas; denn sie fürchteten sich.

Maria und ihre Freunde versuchten, Jesus, der vor zwei Tagen tot und steif im Grab gelegen hatte, guten Willen zu zeigen. Der Körper Jesu war mit Wunden bedeckt, mit einer Peitsche geschlagen und festgenagelt und sofort begraben worden. Er hatte keine Zeit, geölt oder parfümiert zu werden, wie es die Tradition der Juden war. Sie wollten dem Meister ihren Respekt zeigen. Aber sie standen vor einem großen Problem, nämlich dem großen Stein, der das Grab verschloss. Wie würden sie eintreten können? Wer wälzt ihnen den Stein von des Grabes Tür? Wie würden sie Jesu Leiche etwas Gutes tun können? In ihrer Traurigkeit und Verzweiflung stehen sie vor einem großen Fragezeichen.

Aber die Frage wurde von Gott selbst beantwortet, das Grab war bereits offen. Der große Stein hat sich verschoben. Das Grab Jesu ist leer, er ist auferstanden. Aber wie und warum? Es bleibt immer Gottes Mysterium, aber in Wirklichkeit hat Gott den Tod überwunden. Aus dunklem und stickigem Grab scheint Gottes Licht. Sie bekamen einen Gruß, der von einem Jüngling gesagt worden ist: „Entsetzt euch nicht!“ Das war auch der Gruß, der von Gottes Engel an die Jungfrau Maria verkündigt wurde. Dieser Gruß ist ein Zeichen der Gottes Erscheinung. Vor Gott gibt es keinen Raum für Angst und Verzweiflung, weil er die Antwort ist.

Maria und ihre Freundinnen wurden eingeladen, Gottes Botschafterinnen zu werden. Sie sind jetzt nicht nur einfache Frauen, die an dem Rand der Versammlung schweigen müssten, sondern sie wurden gesandt, um zu verkündigen, was mit Jesu Leichnam passiert war.

Durch die Auferstehung Jesu, hat Gott unsere Frage über Tod und Leben beantwortet, wie Schweizer Pfarrer und Schrifsteller, Marti Kurt, in seinem Gedicht einmal schrieb:

Das könnte manchen Herren so passen
wenn mit dem Tode alles beglichen
die Herrschaft der Herren
die Knechtschaft der Knechte
bestätigt wäre für immer!

Das könnte manchen Herren so passen,
wenn sie in Ewigkeit
Herren bleiben im teuren Privatgrab
und ihre Knechte
Knechte in billigen Reihengräbern.

Aber es kommt eine Auferstehung,
die anders ganz anders wird als wir dachten.
Es kommt eine Auferstehung, die ist
der Aufstand Gottes gegen die Herren
und den Herren aller Herren: den Tod!
[1]

Liebe Ostergemeinde!

Wir hören und lesen jeden Tag, sogar jede Stunde Nachrichten über den Tod. Wir erfahren schon, wie bedenklich unser Leben in diesen zwei vergangenen Jahren ist. Die Pandemie lauert noch vor der Tür, und nun brach der Krieg in der Ukraine aus. Viele Menschen sterben wegen der Angst, Raketen und Bomben. Es sieht so aus, dass der Tod die Herzen von Politiker und Soldaten besiegt hat. Sie denken immer an Ideologie, Ruf, Wirtschaft und alle menschlichen Sachen, aber sie vergessen die Menschen, die leiden und schreien. Ihre Herzen haben sich in leere Gräber verwandelt, in denen sich keine Liebe befinden und Gottes Licht nicht scheint. Sie rächen und verlangen nach Tod dee anderen, die als ihre Feinde gelten. Lasst uns sie in unser Gebet bringen, damit Friede Gottes und Freude wieder auf dem Thron ihren Herzen sitzen.

Menschen haben Angst vor dem Tod, weil der Tod das Nichts bedeutet. Aber durch die Auferstehung Jesu beginnt Gott eine neue Geschichte und sind wir von ihm durch die Auferstehung von  der Nichtexistenz befreit worden. Das ist ein großes Geschenk, das große Freude macht. Christus ist auferstanden von den Toten. Er hat den Tod durch den Tod überwinden und denen, die in Grabe sind, das Leben geschenkt. Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja.

Ihr Pfarrer
Albert Purba

(Bild: Fenster in der Friedhofskapelle in Sundern)


[1] Hans Küng, Ewiges Leben? (München Zürich: Piper, 1996), 153