An(ge)dacht zum dreiundzwanzigsten Sonntag nach Trinitatis am 7.11.2021

zu Psalm 85,9-14 von Pfr. Albert Purba.

Wir sehnen uns nach Gerechtigkeit. Aber was ist Gerechtigkeit? Ergibt sich diese möglicherweise auf der Erde? Wir lesen, hören oder erfahren sogar fast jeden Tag, dass viele Menschen zu Opfern werden. In vielen Ländern werden viele Frauen und Kinder ausbeutet, damit die Wirtschaftsmaschine gut läuft; viele Männern arbeiten in lebensgefährlichen Situationen, aber sie bekommen nur ein sehr niedriges Gehalt. In den anderen Orten diskutieren die Abgeordneten, Politiker und Machthaber über die Armut in einem guten Restaurant oder in einem Five Star Hotel mit vollem Magen.

In seinem bekannten Roman “Animal Farm”, zeigt der englischer Autor George Orwel, dass Gerechtigkeit kein einfacher Traum ist, der in der Wirklichkeit zu verwirklichen ist. Am Anfang waren sich alle Tiere in der Manor Farm einig, die Macht vom Besitzer des Bauernhof zu ergreifen. Sie kämpften und ihnen gelang es. Unter der Führung der Schweine eroberten sie den Bauernhof und sie richteten ein eine geträumte Gesellschaft ein. Aber der Geist der Erneuerung und des Aufbaus einer gerechten und wohlhabenden Gesellschaft ist bald in eine Situation abgeglitten, die schlimmer ist als die, die sie verbessern wollten. Diejenigen die auf der niedrigsten Ebene der Gesellschaft stehen, arbeiten härter, aber sie genießen weniger als vorher.

An mehreren Stellen lesen wir, dass Bemühungen, eine Gesellschaft mit religiösen Gesetzen durchzusetzen, diese Gesellschaft schließlich in einen höllischen Zustand stürzen lassen. Nicht selten wird Religion und deren Schriften als Mittel zur Unterdrückung verwendet, um brutale Taten zu rechtfertigen. Ist Gerechtigkeit dann nur eine Fantasie oder ein unverwirklichbarer Wunsch? Befindet sie sich nur an einem Ort namens Utopia? Nein! Wir können unsere Hoffnung nicht verlieren, die Gerechtigkeit zu bekommen.

Im Psalm 85,9-14 drückte der Psalmist es so aus:
HERR, zeige uns deine Gnade und gib uns dein Heil! Könnte ich doch hören, was Gott der HERR redet, dass er Frieden zusagte seinem Volk und seinen Heiligen, auf dass sie nicht in Torheit geraten. Doch ist ja seine Hilfe nahe denen, die ihn fürchten, dass in unserm Lande Ehre wohne; dass Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen; dass Treue auf der Erde wachse und Gerechtigkeit vom Himmel schaue; dass uns auch der HERR Gutes tue und unser Land seine Frucht gebe; dass Gerechtigkeit vor ihm her gehe und seinen Schritten folge.

Der Psalm schreibt, dass man Gott fürchten muss, um Gottes Heil, ein gutes und wohlhabendes Leben zu erfahren. Das ist die Antwort! Gerechtigkeit wird wahr, wenn die Torheit verschwunden ist. Torheit bedeutet in diesem Fall nicht einen Mangel an Informationen oder eine unterentwickelte Zivilisation und Technologie. Es hat nichts zu tun mit zahlreichen Universitäten auf dem Land. Gerechtigkeit ist nicht nur eine Frage der Wissenschaft, sondern über den inneren Zustand der Gemeindemitglieder und ihrer Führer. Gerechtigkeit ist das Ergebnis einer Erneuerung des Herzens und des Kampfes gegen die Torheit. In der Bibel wird klar erklärt, dass Torheit das Gegenteil von „den Herrn fürchten“ ist. Es ist eine Haltung, in der der bekennende Glaube zu einer wirklichen Handlung wird. Wer den Herrn fürchtet, wird in der Gerechtigkeit leben. Das sind die Menschen, die Jesus in der Bergpredigt Friedenstifter nennt (Matthäus 5,9).

Gottes Wort spielt eine wichtige Rolle im Kampf für Gerechtigkeit und Frieden, daher sagte der Psalmist, ich werde auf sein Wort hören. Neben der pastoralen Funktion hat das Wort eine didaktische Funktion, und die Person, die die Lehre empfängt, wird eine weise Person. Die Gegenwart eines weisen Menschen, nämlich ein Gott fürchtender Mensch, der bereit ist, sich von Gottes Wort belehren zu lassen, soziale und ökologische Wirkungen zu erzielen. In den Versen 11-13 beschreibt der Psalmist diese Situation.

Die Welt wird ein schöner Lebensraum sein, wenn es mehr gute Menschen gibt. Die Welt ist keine Arena für die Starken gegen die Schwachen, denn das Leben besteht nicht nur darin, zu siegen und über andere zu herrschen wie im Tierreich. Gerechtigkeit kann Wirklichkeit werden, wenn sie erkämpft wird und der Mensch eine Erneuerung des Geistes und des Herzens erlebt. Erneuerung tritt ein, wenn Menschen vom Geist Gottes berührt werden.

Der Kampf für Gerechtigkeit und das Wohlergehen des Lebens ohne Erneuerung des Herzens führt uns zu einer Situation, wie sie von George Orwell beschrieben wurde. Fangen wir daher an, fair zu sich selbst zu sein, bevor wir von anderen Gerechtigkeit fordern. Und lass uns vorher von Gott belehrt werden, damit unser Verständnis und Sinne nach seinem Wort geführt werden.

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Foto @ https://pixabay.com/id/photos/jalan-hutan-jatuh-jalur-jejak-1072821/