An(ge)dacht zum Kantatesonntag am 2. Mai 2021

Singet dem HERRN, ein neues Lied, denn er tut Wunder (Psalm 98,1)

In dieser roten Holzkirche wurde ich getauft. Auf ihrem Hof bin ich herumgelaufen und habe mit meinen Freunden gespielt. Wenn ich an dieser Kirche vorbeilaufe, erinnere ich mich an meine Kindheit, als wir dort am Ostersonntag um 5 Uhr morgens um ein Feuer herum gestanden und Osterlieder gesungen haben. Kurz zuvor sind wir mit einer Bambusfackel in der Hand auf der Straße marschiert. Nachdem wir die Ostergeschichte gehört haben, sind wir auf die Wiese gelaufen, um Ostereier zu finden. Das ist ja eine tolle Erfahrung.

Vor 35 Jahren ging ich mit meiner Mutter in diese Kirche. Ich ging noch nicht in die Schule. Es war die Gewohnheit meiner Familie, gemeinsam am ersten Januar in die Kirche zu gehen, weil es keinen Kindergottesdienst gab. Der kleine Junge trat in die Kirche, als die Trompete und die Posaune erschallten. Der kleine Junge war sehr fasziniert. Ich sah den Prediger auf der Kanzel mit Talar und Stola. Seitdem will ich ein Pfarrer werden. Als wir wieder Zuhause waren, nahm ich den Schal meiner Mutter und trug ihn, als ob es eine Stola wäre und ich benahm mich, als ob ich ein Prediger wäre.

Ich erinnere mich immer gut an den Klang der Trompete und was für ein Lied dort gespielt wurde. Bis heute erweckt es in mir ein behagliches Gefühl, wenn ich die Trompete höre. Das ist mir wie eine Heimatgefühl, das richtet mich immer auf und weckt in mir Einsicht und Erkenntnis über Gott und seine Liebe. Musik und Lieder spielen eine große Rolle in meinem Leben, besonders in meinem Dienst als Pfarrer. Es gibt keinen Tag in meinem Leben, ohne dass ich ein Lied singe oder pfeiffe und summe.

Der Psalter lädt uns ein, ein neues Lied zu singen, weil Gott ein Wunder getan hat. Durch Poesie und Melodien wird der Glaube zum Ausdruck gebracht und Gottes große Werke werden erhöht. Das Singen ist in unserer Beziehung zu Gott sehr wichtig und seit Jahrhunderten ein Markenzeichen des christlichen Lebens. Bei jeder Gelegenheit, ob freudig oder traurig, singen wir.

Karl Barth, der große Theologe des 20. Jahrhunderts, sagte einmal, dass eine Kirche ohne Gesang keine lebendige Kirche sei. Psalmen, Lieder und Gesang sind der Schatz der Kirche, der von Generation zu Generation weitergegeben wird. Gesang ist eine Weise, unseren Glauben auszudrücken. Musik und Gesang sind die Sprache der Seele. Dadurch, dass wir Musik spielen oder Lieder singen, bringen wir unsere Gefühle zum Ausdruck. Ein Lied kann uns zum Lachen und zum Weinen bringen. Lieder können uns Ermutigung geben und Ruhe in der Seele finden lassen. Lieder können aber auch ein Weg sein, Gott näher zu kommen.

Singet dem HERRN, ein neues Lied, denn er tut Wunder!

Es gibt viele Gründe, Gott zu preisen und hier wird der Psalmist an Gottes großartiges Werk erinnert, dass er Wunder vollbracht hat, dass er uns gerettet hat, uns von der Sünde erlöst hat und uns eingeladen hat, Gottes Familie zu werden. Sogar in dieser Pandemiezeit tut Gott Wunder, obwohl viele Menschen an der Krankheit leiden, bedeutet das nicht, dass er uns verlassen hat. Er ist immer da, unabhängig davon, ob wir ihn wahrnehmen können oder nicht.

Lasst uns dem Herrn singen, dann sehen wir das Wunder mit unseren eigenen Augen. Und wenn kein Wunder erscheint, seht, dass wir selbst tatsächlich Wunder Gottes sind.

Ihr Pfarrer Albert Purba