„Arche-Noah-Post“ am 15. Mai 2020

Statue, um 1859, am Hochaltar der Pfarrkirche in St. Corona am Wechsel
Quelle: Joachim Schäfer – Ökumenisches Heiligenlexikon
Text: Pfarrerin Gabi Kern, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Herford-Mitte

Zugegeben: In den katholischen Heiligenkalender schaue ich nicht so oft. Dabei gibt es dort manches zu entdecken. Oder wussten Sie etwa, dass der 14. Mai bei unseren katholischen Geschwistern als Gedenktag der Heiligen Corona gilt?
Die heilige Corona (* um 160 in Ägypten oder Syrien; gest. 177) soll eine frühchristliche Märtyrerin gewesen sein. Nach den Legenden war sie die Frau des Märtyrers Victor. Im Alter von erst 16 Jahren starb sie ebenfalls den Martertod.
Im Römischen Martyrologium lesen wir am 14. Mai: „In Syrien das Gedächtnis die heiligen Martyrer Victor und Corona unter Kaiser Antonius“. Weil Corona den unter den Qualen der Folterung leidenden Victor wegen seiner Standhaftigkeit beim Martyrium als einen Seligen pries und zwei Kronen vom Himmel fallen sah, eine für Victor und die andere für sich und weil sie dies den anderen mitteilte, wurde Victor enthauptet und sie brutal getötet. Man band ihren Körper an zwei niedergebeugte Palmen, sodass Corona beim Emporschnellen der Palmen zerrissen wurde.
Neben den zwei Palmen, die ihr fortan als Attribute zugewiesen wurden, erkennt man Darstellungen der Corona zumeist an einer Krone sowie an einem Goldstück oder einem Schatzkästchen. Denn nach katholischer Betrachtung ist sie die Patronin des Geldes, der Fleischer und Schatzgräber (ob und inwieweit sie traditionell auch für Seuchen zuständig ist, wird in der Literatur tatsächlich unterschiedlich diskutiert; Anhaltspunkte dafür scheint es zumindest zu geben, s.u.).
Kaiser Otto III. brachte 997 Reliquien aus Otricoli bei Terni nach Aachen ins Münster, wo ihre Grabplatte zu sehen ist und die Reliquien in einem 1912 gefertigten Gefäß aus Blei liegen. Seitdem ist die hl. Corona Patronin des Aachener Marienstifts, der Krönungskirche der deutschen Könige. Kaiser Karl. IV. schenkte dem Veitsdom in Prag 1355 weitere Reliquien, sodass die Corona-Verehrung auch in Böhmen nachweisbar ist. In Wien gibt es noch heute im 15. Bezirk die Apotheke zur heiligen Corona. Diese Heilige, die nicht nur bei Seuchen, sondern auch in Geldangelegenheiten angerufen wird, gab der Währung Österreichs bis 1924 den Namen „Krone“.
Nachdem 2020 die weltweite Corona-Pandemie ausgebrochen war, entschied man sich in Aachen, die geplante Restaurierung des Bleisarges vorzuziehen, um ihn zu entstauben und zu konservieren:

Restaurierung des Bleisarges

Was man nicht alles im Rahmen der Ökumene lernen kann –
darüber staunt und grüßt Sie herzlich

Ihre Pfrn. Gabi Kern