von Pfarrer Albert Purba, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Herford-Mitte
Epidemie und Krankheit löschen nicht das Feuer des Evangeliums
In dieser Ausnahmesituation erinnere ich mich an einen Missionar, der einmal zu unserem Volk kam. Er hieß Pfarrer J.K. Wijngaarden. Mit seiner Frau Dina Guittart kam er in das Dorf Buluh Awar. In diesem Dorf haben sie ihren Sohn bekommen. Auf dem Foto ist die Familie Wijngaarden zu sehen: Pfarrer J.K. Wijngaarden, seine Frau und sein Sohn auf den Armen einer Hausfrau. Ursprünglich hatte er auf der Insel Sawu gearbeitet, aber nach dem Ende der Amtszeit von Pfarrer H.C. Cruyt, der in dem Missionsgebiet niemanden getauft hatte, kam er zum Karovolk. Er arbeitete nur zwei Jahre dort, weil er schon bald ums Leben kam. Aber er hat am 20. August 1893 erste Taufen zelebriert.
Obwohl seine Zeit nicht lang war, brachte er große Veränderungen. Als damals z.B. ein Kind geboren wurde und die Mutter starb, glaubte man, dass das Baby ein Fluch ist und darum getötet werden müsse. Kurz zuvor fütterte sie es noch einmal. Doch das ist nur eine Legende. Das Ziel war, das kleine Baby zusammen mit der Leiche seiner Mutter zu begraben, um den Fluch loszuwerden. Als der Missionar Wijngaarden das sah, wurde er wütend. Er rettete das Baby und nahm es zu seiner Frau und seinem Kind. Die Familie versorgte das Baby wie ihr eigenes und nannte es „Sangap“, was auf Karonesisch „Glück“ bedeutet.
Damals war Dysentrie oder Laya-Laya, so auf Karonesisch genannt, ein großes Problem in unserem Volk. Es war wirklich eine Epidemie, die Krankheit tötete viele Menschen. Mein Großvater erzählt: „Alle Menschen in dem Dorf starben daran. Niemand blieb übrig.“ Damals war es üblich, dass eine Familie beim Essen sagte: „Vielleicht ist es das letzte Mal. Keiner weiß, ob wir morgen oder übermorgen noch leben!“
Eines Tages war der Missionar krank mit Magenschmerzen, vermutlich infiziert mit Dysentrie. Er wurde nach Medan gebracht für eine medizinische Behandlung. Aber es war zu spät. Er starb und hinterließ seine Frau, seinen Sohn und „das Glück“ Sangap, den er gerettet hatte. Er wurde in Medan begraben. Später wurden seine Knochen nach Sibolangit umgebettet, eine kleine Stadt unweit von Buluh Awar, neben einer Kirche.
Sein Grab und die Gräber mehrerer Missionare nennen wir „Marturia Park“. Zwar hat er sein Missionsgebiet körperlich verlassen, aber sein Glaube lebt bis heute. Sein Körper war von Keim und Krankheit erobert, aber unser Volk hat einen Schatz von ihm geerbt. Er hat ein kleines Feuer entfacht. Dieses Feuer leuchtet bis heute. Krankheit und Leiden können es nicht löschen, weil sein Brennstoff kein menschlicher, sondern ein göttlicher ist.
Albert Purba