Angedacht zum drittletzten Sonntag des Kirchenjahres

In seinem Buch schrieb St.Augustinus von Hippo: Ich bin spät dich zu lieben. O alte Schönheit aber du bist immer neu. Du bist in mir, aber ich bin außer dir, und da suche ich dich!  Dieser Mann hatte große Sehnsucht nach Gott, er hatte sich verlaufen in die falsche Religion und lebte in einem unmorralischen Leben, bevor er von der Liebe Gottes durch Ambrosius, Bischof von Mailand, berührt wurde.

            Gott und sein Reich ist ein wichtiges Thema unseres Glaubens, deshalb ist es in unserem Glaubenkenntnis aufgeschrieben. Aber dieses Thema erweckt zugleich Missinterpretationen, die uns in die falsche Richtung führen. Lass uns herausfinden, was Jesus darüber sagte, der Text steht im Lukas 17,20-24:

            20 Als er aber von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?, antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht mit äußeren Zeichen; 21 man wird auch nicht sagen: Siehe, hier!, oder: Da! Denn sehet, das Reich Gottes ist mitten unter euch. 22 Er sprach aber zu den Jüngern: Es wird die Zeit kommen, in der ihr begehren werdet, zu sehen einen der Tage des Menschensohns, und werdet ihn nicht sehen. 23 Und sie werden zu euch sagen: Siehe, da!, oder: Siehe, hier! Geht nicht hin und lauft nicht hinterher! 24 Denn wie der Blitz aufblitzt und leuchtet von einem Ende des Himmels bis zum andern, so wird der Menschensohn an seinem Tage sein.

             “Wann kommt das Reich Gottes?” diese Frage ist eine große Frage, die bedeutet, „wann kommt Jesus wieder?“ Das Fragewort “Wann” zeigt das man auf etwas wartet oder erwartet. Wir brauchen  Geduld wenn wir auf jemanden oder etwas warten,  ganz besonders, wenn die verabredete Zeit schon vorbei ist. Wir sind nervös und aufgeregt wenn wir auf etwas Aufregendes und Erfreuliches warten und umgekehrt wird unsere Angst größer sein, wenn sich uns etwas Gruseliges nähert.  Es kann frustrierend sein, wenn man so lange warten muss. Viele Menschen sind neugierig, wie es  es morgen sein wird, deshalb gehen sie zu einem Wahrsager oder einer Wahsagerin. Dieser Mensch soll ihnen vorhersagen, was morgen passieren wird, und wie sie darauf reagieren müssen.

Diese Frage wurde von den Pharisäern gestellt, weil sie wissen möchten, wann der Messias kommt. Diese frommen Juden waren gespannt und  erwarteten die Befreiung und Errettung des  auserwähltem Volkes Gottes. Sie hatten die Nase voll von den Leiden, die ihr Volk ertragen musste. Sie stellten sich das so vor: wenn  Gottes Reich und der regierende Messias auf dem Thron da ist, dann würden alle Feinde und alle Leiden beseitigt sein. Sie haben versucht, das genaue Datum zu berechnen, indem sie die Sterne gedeutet haben. Nun fragten sie Jesus; sie hatten schon erlebt, wie Jesus Kranke geheilt oder Dämonen ausgetrieben hat. Für sie galt Jesus als ein weiser Mann, und seine Predigt und Lehre hat die Menge fasziniert.

            Die Frage: wann kommt Gottes Reich, bedeutet „Wo ist Gott?“  Und Jesu Antwort war klar: Gottes Anwesenheit kann nicht durch  sichtbare Dinge gesehen oder erkannt werden. Nicht an der Position der Sterne oder an den Erreignissen, wie Kriege oder Naturkatastrophen. „Das Reich Gottes ist mitten unter euch!“ fügte Jesus hinzu. Das bedeutet, dass das Reich Gottes im Inneren des Menschen, in seinem Gewissen ist. Unser Herz ist kein leerer Raum sondern ein Spannungsfeld auf dem Gottes Anwesenheit erkennbar wird. Aber das bedeutet nicht, dass Gott selbst kleiner als unser Dasein ist.

Gott ist nicht in einem großen und prächtigen Kirchengebäude zu finden, oder in heiligen Stätten, auch nicht in Jerusalem, der sogenannten „Heiligen Stadt“. Gott ist nicht in einem allerhöchsten Ort oder in der siebten Ebene des Himmel. Er ist in uns und mitten unter uns. In dieser Gemeinde in dieser Versammlung; wenn wir auf ihn unsere Herzen, unsere Lieder und Gebete und das Hören ausrichten, ist er da.

Das Reich Gottes ist eine Situation und auch ein Ort, der allen offen steht, die Gottes Liebe und Kraft erfahren wollen. Obwohl das Gottesreich keine Kirche oder Gemeinde ist, kann dieses Reich durch die Kirche und Gemeinde gesehen und manifestiert werden. Die spanische Mystikerin Teresa Avilla sagte, dass Gott keine Hände hat außer unseren. Und zuvor wurde auch gesagt, dass unsere Herzen der Thron Gottes sind, also sind wir Teil dieses Reiches.

             Das Reich Gottes ist ein Reich der Liebe, in ihm lösen sich  alle Formen von Hass, Heuchelei, Betrug und Ungerechtigkeit in Freude bringende Wahrheit auf. Der Prophet Jesaja stellte sich vor, dass dieses Gottesreich ein Ort sei, an dem Löwen Gras fressen, kleine Kinder mit giftigen Schlangen spielen und alle Schwerter und Speere in Pflugscharen verwandelt werden.

            Es ist jedermanns Traumort, denn da gibt es keinen Krieg, keine steigenden Gas- und Benzinpreise, keine Wellen vertriebener Flüchtlinge, keine Schüsse oder das Geräusch von explodierenden Granaten und Bomben und keine Angst vor extremem Klimawandel. Ist es möglich, dass es direkt auf dieser Erde ist? Solch ein perfekter Ort kann nicht von uns Sündern gebaut werden; aber vergessen wir nicht, dass Gott Sünder einlädt, seine Werkzeuge zu sein; also sagen wir: „Herr, lass mich bereit sein, dein Reich auf dieser Erde zu verkündigen!“

Pfr.Albert Purba

Abbildung: https://pixabay.com/de/photos/wissen-neugier-verwechslung-ozean-3255140/