An(ge)dacht zu Ostern 2024

Der Engel, der auf dem Stein saß

Ich habe schon oft das Evangelium des Matthäus über den Ostermorgen gelesen und dabei doch immer diese eine kleine Notiz überlesen:

„Denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein weg und setzte sich darauf.“

Erst in diesem Jahr ist sie in meinen Blick gerückt.

Erst in diesem Jahr ist mir aufgefallen, was für ein herrliches und wunderbares (Glaubens) Bild uns in diesem Evangelium vor Augen geführt wird. Da also der Grabstein – man könnte ihn ja als eine Tür zum Tode betrachten. Als groß und gewaltig wird er uns beschrieben – ja so gewaltig,  dass es nur mit mehreren Menschen möglich war, ihn zu bewegen.

Und es gab da ja auch noch die Wachen, die zusätzlich eingesetzt wurden, damit  niemand in das Innere dieses Ort eindringen konnte. Aber dann (!) – dann kam ein Engel auf die Erde und wälzte ihn einfach weg. Nichts und niemand konnte ihn daran hindern! Und dabei ließ er es nicht bewenden: er setzte sich auf ihn! Er setzte sich einfach auf den Grabstein Christi. Und ich stelle mir das vor, wie er da auf dem Stein saß: manchmal sehe ich ihn ganz würdig in diesem strahlenden Weiß thronend aber hin und wieder sehe ich ihn auch mit lässiger Überlegenheit auf diesen Stein sitzend.

Vor seinen Füßen lagen – wie tot – die Soldaten. Sie sind in Ohnmacht gefallen – sind also ohne Macht. Das ist also das Osterbild, das uns von Matthäus geschenkt wird und mit dem er die Auferstehung Christi einleitet und verkündigt. Die Tür zum Tode wurde von einem Engel zu einem Sitzplatz umfunktioniert und die militärische Macht lag ohnmächtig am Boden. Na – wenn dies Bild nicht eine ungeheure Provokation darstellt – und, wie ich finde, birgt es auch eine gewisse Komik, die vielleicht ein Lächeln hervorzaubert.

Ein Lächeln hervorgerufen aufgrund der kühnen Gewissheit des Osterglaubens, dass es einen Moment in dieser Welt gegeben hat, da setzte sich ein Engel auf einen Grabstein und entzauberte mit dieser Geste endgültig die Macht des Todes  und die weltlichen Mächte lagen ohnmächtig am Boden.

Und all das geschah, weil unser Gott es wollte!

Amen

Ihre Pfarrerin G. Steinmeier