Tschüss Frau Janßen!

Eins vorweg. Ich mag die Johanniskirche. Seit Jahren verbinde ich viele persönliche Erlebnisse, Erinnerungen und Geschichten mit ihr. Ziemlich oft flitze ich mal kurz in die Kirche. An heißen Sommertagen genieße ich gerne die Temperaturen, um mich einen Moment abzukühlen. Denn die Johanniskirche ist nicht nur schön, sie ist auch schön kalt. Ich erinnere mich gut, es ist schon endlos lange her ist. Mir war mal wieder sehr kalt. Während ich mich mit Frieren beschäftigte, traf ich Gudrun Janßen. Wir schwatzten eine kleine Runde und es ereilte mich ein erster kleiner Ratschlag, von vielen, die im Laufe der Jahre folgen sollten. „So kalt ist die Kirche nicht. Du musst dich einfach wärmer anziehen.“ So einfach kann es gehen!

Die Johanniskirche und Gudrun Janßen ein Doppelpack. Sie ist für mich ein fester Bestandteil in dieser Kirche und mehr als einmal hat sie mir auch bei Veranstaltungen im Frühherrenhaus hilfreich unter die Arme gegriffen. Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist Gudrun Janßen in und um der Johanniskirche anzutreffen. Unkraut zupfen, Blümchen pflanzen, Müll rausstellen. Zahlreiche Aufgaben behielt sie im Blick. Weil ihr der große Rasenmäher viel zu schwer war, erfand sie eine neue Lösung.  Mit einem kleinen Elektromäher, den sie günstig beim Discounter für 50,00 DM kaufte, quälte sie sich, bis heute, Bahn für Bahn über die Grünflächen, mähte den Rasen. Doch damit nicht genug. Die Wiese war gestutzt. Der Herbst kam und mit ihm das viele, viele Laub von den schönen großen Bäumen. Ja, es ist lebendig, rund um die Johanniskirche. Bänke und Bäume laden zum Verweilen ein. Leider entsorgen nicht alle Gäste ihren Müll oder die Hinterlassenschaften ihrer Hunde. Allerdings scheute Frau Janßen sich nie, für Ordnung zu sorgen, den Dreck wegzumachen.

Bei alledem sind ihre ganzen Aufgaben als Küsterin in der Kirche nicht zu vergessen. Die offene Kirche täglich auf- und abschließen, den Schaukasten bestücken. Regelmäßig Gottesdienste vorbereiten. Anschließend aufräumen, die eigene Ordnung wiederherstellen. Auch der geschmückte Tannenbaum zaubert sich nicht von alleine in die Kirche. Zudem ist es immer wieder spannend, wie der Herrenhuter Stern an die Kirchendecke kommt.

Besonders ist mir jedoch folgendes, kleines  Bild im Gedächtnis: Gudrun Janßen sitzt in der Ecke, im Vorraum der Kirche, baumelt mit ihren Beinen, passt während des Gottesdienstes auf die Kirchentür auf.

Gleichwohl war sie immer zu einem netten Schwatz aufgelegt. Dank Gudrun Janßen weiß ich, wo ich das beste frische Sauerkraut in Herford bekomme. Denn bei all ihrer Arbeit als Küsterin, kümmert sich Gudrun Janßen auch noch um die eine oder den anderen, die ihre Hilfe brauchen. Sie schnappt sich ihr Fahrrad, kauft ein, ist mit aktuellen Angeboten immer auf dem Laufenden. Diese Aufgaben übernahm sie für einige Ältere auch mitten in der Corona-Pandemie. Während alle anderen in dieser Zeit im Haus blieben, ging sie jeden Abend tapfer um 18.00 Uhr zur Kirche und sorgte dafür, dass für uns die Glocken läuteten. Gudrun Janßen, eine Küsterin mit Ecken und Kanten, einfach unverwechselbar, hilfsbereit, zuverlässig. Eine Frau, die nicht so einfach aufgibt.

Am 06. Januar verabschiedeten wir Gudrun Janßen aus ihrem Dienst! Und wie immer, war die Johanniskirche wieder schön kalt.

Momentan sind das nur ein paar klitzekleine Erinnerungen von mir. Sie haben sicher viele andere Erlebnisse und Geschichten parat.  Allerdings ist das ist hier und heute, zum Glück,  kein Nachruf. Wir laufen uns in Herford bestimmt über den Weg. Ich bin mir sicher, dass Gudrun Janßen weiterhin viele diverse Aufgaben wahrnimmt. Spätestens im nächsten Supermarkt, gibt sie mir einen guten Tipp,  was heute im Angebot ist und was ich heute Abend kochen kann. Ich freue mich darauf. In diesem Sinne, Tschüss Frau Janßen, bis bald!

Bärbel Geisler-Hadler