An(ge)dacht zum Israelsonntag am 13.08.2023

Höre, Israel, der HERR ist unser Gott, der HERR ist einer (5.Mose 6,4)

Der Vers, der oben zitiert wird, ist als “Israels Bekenntnis” bekannt, oder auf Hebräisch nennt man es “Schema”. Dieses Bekenntnis ist eine Grundlage der biblischen Religion, ohne das ist Judentum sowie Christentum undenkbar und unvostelbar. Gott hat sich Mose auf dem Berg Sinai vorgestellt. Er hat seinen Namen bekannt gemacht, damit die Israeliten ihn kennen und von den anderen Göttern unterscheiden können und wissen, welchen Gott sie anbeten sollen, als sie vom Hause der Sklaverei befreit wurden. In der alten Zeit hatte jedes Volk seine eigene Religion und einen eigenen Gott; durch dieses Glaubenbekenntnis bezeichnen sie sich als Gottes Volk. Dieses Glaubenbekenntnis ist eine Bekanntmachung und zugleich eine Mahnung, dass es keinen anderen Gott neben Jahwe gibt. Dieser entscheidende Satz zeigt Israel nicht nur ein echter Anbeter, sondern auch ein frommer Mensch zu werden.

Der Name dieses Gottes ist Jahwe, ein heiliger Name, und das erwählte Volk würde “Adonay” sagen, wenn sie den Namen oder vier Buchstaben “YHWH” in der Bibel oder auf dem Liturgietext finden würden. Was bedeuetet eine Frömmigkeit im Rahmen dieses Glaubenbekenntnisses?

שְׁמַע יִשְׂרָאֵל יְהוָה אֱלֹהֵינוּ יְהוָה אֶחָֽד׃

Wenn wir die Verse 4 bis 5 lesen, dann wissen wir doch, dass das Hören und die Liebe zusammen gehören. Eine Anbetung ist nicht nur eine Aktion, Gottes Wort zu hören, sondern auch eine Einladung sein Wort in der Tat zu praktizieren. Kann man Gott lieben ohne seinen Mitmenschen Zuneigung zu zeigen? Das ist unmöglich, wie im 1. Johannesbrief Kapitel 4 Vers 20 geschrieben steht: Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, der kann nicht Gott lieben, den er nicht sieht.

Das Glaubenbekenntnis bleibt immer ein leeres Wort, wenn man nur Gott erkennt aber vergisst, dass Gott auch immer anwesend ist durch die anderen. Als spirituelles Wesen können wir Gott durch das Gesicht unserer Mitmenschen sehen und erkennen, das ist die Bedeutung der wahren Religion. Wie in dieser Geschichte erzählt ist:

Ein Rabbi fragte seine Schüler, wann der Tag beginnen würde. Der erste fragte: „Beginnt der Tag, wenn ich von weitem einen Hund von einem Schaf unterscheiden kann?“ – „Nein“, sagte der Rabbi. „Dann beginnt der Tag, wenn ich von weitem einen Dattelbaum von einem Feigenbaum unterscheiden kann“, sagte der zweite Schüler. Der erntete wieder ein Nein. „Aber wann beginnt der Tag?“, fragten die Schüler. Der Rabbi antwortete: „Der Tag beginnt, wenn Du in das Gesicht eines Menschen blickst und darin Deine Schwester oder Deinen Bruder siehst. Bis dahin ist die Nacht noch bei uns.”[1]

Es gibt noch immer Auseinandersetzungen zwischen den Völkern, und momentan sind wir noch von einem Krieg zwischen der Ukraine und Russland betroffen. In der Vergangenheit wurden Jude und Judin verachtet und auch verfolgt und sogar umgebracht, weil sie anders sind. Sie wurden gehasst, weil sie keine Christen oder Kirchenmitglieder waren und einen anderen Glauben und eine andere Religion hatten. Sie wurden voller Hass so behandelt, als wären sie keine Menschen.

Dieses Glaubenbekenntnis lädt uns ein, das Gesicht des ganz Anderen zu erkennen, wenn wir vor den anderen stehen.            

Ihr Pfarrer Albert Purba        


[1] https://www.gottesdienst-verstehen.de/article.php#1129