An(ge)dacht am Sonntag Jubilate, den 30. April 2023

Liebe Leserin und lieber Leser!

Jubilate ist ein fröhlich gestimmter Sonntag. Das Lob Gottes steht im Vordergrund – der Name ist abgeleitet von dem lateinischen Vers „Jubilate Deo, omnis terra!“ / „Jauchzet Gott, alle Lande!“ (Psalm 66,1). Er ist verwandt mit den Worten jubilieren und jubeln.

Das Evangelium für diesen Sonntag mit dem Thema Schöpfung und Neuschöpfung durch die Auferstehung Christi steht im 15. Kapitel des Johannesevangeliums:

Jesus Christus spricht: 1 Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Weingärtner. 2 Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg; und eine jede, die Frucht bringt, reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe. 3 Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. 4 Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt. 5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. 6 Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt die Reben und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. 7 Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. 8 Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.

Jesus vergleicht sich mit einem Weinstock. Und die Reben sind wir, die ihm nachfolgen. Zusammen bilden wir eine untrennbare Einheit. Reben könnten keine Frucht bringen, wenn sie den Weinstock nicht hätten, der sie trägt und mit den nötigen Nährstoffen zum Leben und Wachsen versorgt. Reben ohne Weinstock wären tote Materie. Nutzloses Unkraut, das man auf den Kompost wirft.

Die Reben bekommen dadurch ihren Wert, dass sie gute Früchte, schöne saftige Trauben hervorbringen. Das gelingt nur, wenn sie bis zur Ernte am Weinstock bleiben. Beide bilden also eine Symbiose: Nur durch das Zusammenwirken können die Reben wachsen und reifen. Im wahrsten Sinne des Wortes: Dass die Reben Saft und fruchtbares Leben in sich haben – dieses Wunder ist deshalb möglich, weil sie vom Weinstock herabhängen, von ihm abhängig sind … und bleiben.

Das Bild aus der Botanik veranschaulicht uns: Unser christliches Leben wie das Leben der Kirche blieben unfruchtbar, wenn sie ihre Verbindung und Nähe zu Jesus Christus verlieren würden. Wo sie aber in enger, symbiotischer Verbindung verwurzelt sind wie eine Rebe mit dem Weinstock, da geht die gottmenschliche Lebenskraft Jesu in die mit ihm Verbundenen ein. Je tiefer die Einwurzelung, desto mehr Verbindung; desto besser und effektiver die Versorgung mit Nährstoffen.

Auf diese Weise werden Menschen in Gottes Möglichkeiten einbezogen. Die Bibel wird nicht müde, dies mit Bildern und Vergleichen zu verdeutlichen. So wie mit diesem vom Weinstock und den Reben: Es ist das Wort Gottes, das uns trägt und erhält. Das sollen wir hören und tun. Dann bringen wir viel Frucht, sagt Jesus.

So wie die Rebe am Weinstock hängt und ohne eigenes Zutun mit allem versorgt wird, so dürfen auch wir unser Leben als Geschenk annehmen, das uns frei und umsonst gegeben wird. Darum: Jauchzet Gott, alle Lande!

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag,
Ihr Andreas Smidt-Schellong