An(ge)dacht zum Sonntag Judika am 3. April 2022

Diener statt Herrscher

“Ich will alle gerne dienen, aber in einer hochgehobenen Position!” Ja, das kann möglich sein, wenn man ein Machtinhaber ist, zum Beispiel ein Präsident oder ein Kanzler. In dieser Position ist ein Mensch auch ein Diener; er oder sie wird Diener der Gesselschaft genannt, aber gleichzeitig bekommt man in dieser Position auch Ehre und genießt viele Bequemlichkeiten. Ich bin ein Mal von einer Familie eingeladen worden, in einem berühmten Restaurant eine Mahlzeit zu haben. Dieses Restaurant befindet sich in einem Hotel, wo viele reiche und angesehene Menschen übernachten. Zu dieser Zeit, hat auch ein Präsident eines Landes in diesem Hotel übernachtet, weil er an einem Spitzenmeeting in Jakarta teilgenommen hat. Bevor er mit seinen Anhänger kam, waren viele Hotelpagen beschäftigt, einen roten Teppich auszubreiten. Niemand durfte auf diesen Teppich treten. Und plötzlich, sah ich den Präsidenten. Er ist zu dem Aufzug gegangen, und dann verschwunden. Er wird wirklich respektiert und ist bei vielen Menschen angesehen.

Der britische politische Philosoph Thomas Hobbes erinnert uns daran: Macht neigt dazu, zu korrumpieren, und je größer die Macht, desto größer die Korruption. Aber jeder Mensch braucht Annerkennung von den anderen, und Macht ist das Mittel, um die sie zu bekommen. Die Besetzung einer Position oder eine Ernennung, sei es aufgrund von Arbeit oder Leistung oder aufgrund der Geburt in einer adeligen Familie, prägt die Denkweise und das Verhalten eines Menschen. Wenn er nicht weise ist und sich nicht beherrschen kann, kann dieser Mensch eine arrogante Person werden. Ein ar-roganter, gieriger und mächtiger Beamter kann für andere katastrophal sein.

Die Geschichte hat uns gelehrt und auch die Situation, die wir heute erleben, zeigt uns wie die Macht und Machtinhaber unser Leben beinflussen. Die Flüchlingswellen aus dem Nahen Osten und der Ukraine, die in dieses Land gekommen sind, sind eines der Ergebnisse, die Macht erregen. Macht an sich ist kein schlechtes Ding. Es wirkt wie ein Messer, aber es kommt darauf an, in welcher Hand es liegt: in der Hand eines Metzgers, eines Chirurgen oder eines Verbrechers.

Nun lesen und betrachten wir, was Jesus seinen Jünger lehrte, als sie sich gestritten haben, um Anerkennung und die erste Position zu bekommen. Der Text steht bei Markus 10,35-45. Es ist der vorgeschlagene Predigttext dieses Sonntags.

Da gingen zu ihm Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, und sprachen zu ihm: Meister, wir wollen, dass du für uns tust, was wir dich bitten werden. Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, dass ich für euch tue? Sie sprachen zu ihm: Gib uns, dass wir sitzen einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde? Sie sprachen zu ihm: Ja, das können wir. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde; zu sitzen aber zu meiner Rechten oder zu meiner Linken, das zu geben steht mir nicht zu, sondern das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist. Und als das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes. Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.

Auch in einem so kleinem Kreis wie der, der Jünger Jesu, gibt es Konkurrenz die Macht zu haben. Jakobus und Johannes wollten gerne die zweite und dritte Person im Königreich sein, das Jesus bald aufbauen würde. Sie fordern von Jesus ihre Beförderung und Ernennung, weil sie sich sicher waren, würdig zu sein, die verlangte Position zu bekommen. Villeicht haben sich die beiden vorgestellt, wie schön es wäre, mit dem König immer zu sitzen. Sie würden verehrt werden, und sie würden vielleicht ein prächtiges Schloss bekommen. Sie hatten schon in ihrem Herzen eine Vorfreude. Aber ihre Bitte erregte eine Aufregung in ihrem kleinen Kreiss. Die anderen Jünger Jesu protestierten gegen die Idee, weil sie sich diese Positionen auch wünschten. Sie sind doch auch Jesu Anhänger. Es gibt keinen Grund, diese Positionen diesen beiden machtgierigen Menschen zu schenken. Da kam Jesus sie zu lehren, wie sie die Mission von ihm und wie sie die Macht und das Königreich Gottes verstehen müssten. Der Streit geschah, weil sie Jesus Mission missvertanden haben. Sie hatten sich an einem falschen Messianismus festgehalten. Sie glaubten, dass der kommene Messias ein Kriegssieger sei. Im Hinterkopf, hatten sie die Vorstellung, dass das Königreich, das von Jesus aufgerichtet werden würde, genauso wie das Davids sei.

Jesus sagte, dass das Sitzen im Gottesreich bedeutet, den Kelch und die Taufe der Selbstopferung zu bekommen. Wer das Sitzen zu seiner Rechten und Linken verlangen will, muss aber das Leid, das Jesus durchmacht, mitleiden. Jesus lehrte ein ganz umgekehrtes Prinzip, dass, wer der Erste sein will, den anderen aber dienen muss. Das Reich Gottes hat nichts mit Macht, Position und Annerkennung zu tun, sondern mit Demut und Weisheit. Es geht nicht um Macht und Recht, sondern um Santfmut. Gibt es Menschen, die bereits Diener an anderen sind?

Jesus lädst uns dazu ein, Diener des Mitmenschen zu sein. Er hat uns ein Beispiel gezeigt, dadurch dass er sein Leben geopfert hat. Durch Jesus hat Gott uns nicht im Griff der Schuld bleiben lassen, sondern er hat uns befreit, und er wartet auf die Früchte unserer Befreiung und unser Heils, ob wir ein Diener oder ein Herscher wären?

Ihr Pfarrer Albert Purba