Eine besondere Reise

Eigentlich ist der heutige Samstag ein beliebter Reisetag. Die Osterferien haben begonnen und viele brechen normalerweise heute auf, um die Ferien in den Bergen oder an der See zu verbringen. Andere brechen normalerweise heute oder in den nächsten Tagen auf, um über die Feiertage bei Verwandten zu sein und mit ihnen gemeinsam Ostern zu feiern. Eigentlich sollte das auch in diesem Jahr so sein, aber die Corona-Schutzmaßnahmen machen Vieles unmöglich. Wir sollen zuhause bleiben und nur notwendige Reisen unternehmen. Viele Türen und Tore, die sonst in dieser Zeit sich für uns öffnen, bleiben dieses Jahr geschlossen.

Die biblische Erzählung aber, die dem morgigen Sonntag Palmarum den Namen gegeben hat, erzählt von einer Reise, die wir in dieser kommenden Woche mit unseren Gedanken nachverfolgen: Jesus ist mit seiner Jüngern unterwegs, um in Jerusalem das Passafest zu feiern. Die Tore sind für die Ankommenden geöffnet und viele Menschen, die von Jesus und seinen Wundern gehört haben, gehen ihnen entgegen, um Jesus zu begrüßen. Sie breiten ihre Kleider auf den Weg aus, schwenken Palmzweige und singen „Gelobt sei, der da kommt!“ Sie freuen sich auf Jesus der auf einem Esel sitzend in Jerusalem einzieht. Ein toller Empfang!

Aber Jesus weiß, wohin diese Reise führt. Er hat es mehrfach seinen Jüngern offen angekündigt: Er hat ihnen gesagt, dass er leiden muss und getötet werden wird. Doch seine Jünger haben das nicht hören wollen oder verdrängt. Auf jeden Fall haben sie es nicht verstanden. Sie hofften, dass Jesus die verhassten Römer aus dem Land treiben und als Sohn Davids dessen Reich wieder aufbauen würde.

Nur endet diese Reise für Jesus so, wie er es angekündigt hat: Am Gründonnerstag hat er das Abendmahl mit seinen Freunden gefeiert. Anschließend wurde er gefangen genommen und verurteilt. Die Menschen sind vom Lobesrufen zum Ablehnungsgeschrei umgeschwenkt. Sie wollten Jesus, der sie als König enttäuscht hat, am Kreuz sehen. Karfreitag mittags wurde er gekreuzigt. Er starb und wurde begraben. Das war ein ganz anderes Ende der Reise, als die Menschen es von Jesus erhofft hatten. Das war das Ende seiner Reise, an dem der Stein das Grab verschloss. War das das Ende der Reise?

Auf Karfreitag folgt Ostern, auf die Kreuzigung folgt die Auferstehung. Das Grab ist nicht das Ende dieser Reise, sondern wird zum neuen Anfangspunkt einer neuen Reise.

Im Augenblick sollen wir auf Reisen verzichten und zuhause bleiben. Aber unsere Lebensreise geht weiter und immer weiter und wird irgendwann im Grab enden. Wird sie da enden? Als Christinnen und Christen vertrauen wir darauf, dass durch Jesus auch unser Grab zum Anfangspunkt einer neuen Reise für uns werden wird.