„Arche-Noah-Post“ am 4.4.2020

Warum hast Du Angst?

Laut schallt es über die Straße: „Warum hast Du plötzlich Angst vor mir?“

Der kleine Nachbarjunge ist neugierig. Seine Kinderhand streckt sich mir entgegen. Er will wissen, warum ich kein Schwätzchen mit ihm halte, so wie er das gewohnt ist. Warum bleibe ich weit weg und winke nur zurück?

Ein kleines Kind, dass die Welt erobern will. Mit einem: „Hallo“ grüßt er freundlich jedermann. Sucht den Kontakt zu Mann und Frau, jung und alt. Fröhlich und unbeschwert.

Nun diese Frage: „Warum hast Du plötzlich Angst vor mir?“ Sie trifft mich mitten ins Herz. Wie soll ich dem kleinen Mann bloß beschreiben, dass ich keine Angst vor ihm habe. Nein, ich mag ihn sogar sehr gern. Seine kindliche Freude, sein Lachen. Gerade deshalb bleibe ich ein Stück von ihm weg. Eine Situation kaum zu erklären.

Laufe ich morgens zur Arbeit, begegnen mir die Nachbarn mit Hund. Sie oder ich wechseln die Straßenseite. Die Gesichter wenden sich ab. Bloß Abstand einhalten. Die Bürgersteige sind plötzlich viel schmaler als sonst. Zwei Menschen kommen auf Distanz nicht mehr aneinander vorbei.

Wir halten uns fern. Vor noch nicht allzu langer Zeit hätten wir die Augenbrauen hochgezogen und uns über dieses Verhalten mehr als nur gewundert.  All das, was bis vor kurzem Stur und Unhöflich war, gehört heute zum guten Ton. Wir leben den Abstand, gehen vorsorglich einen Schritt zurück. Sogar ein Lächeln schenken wir uns nur noch in weiter Ferne. Doch, wie das im Leben immer ist…….  Es gibt auch heute noch die einen oder anderen unhöflichen Menschen. Nur unsere Sichtweise hat sich geändert. Wir sind genervt, wenn mehrere Personen raumgreifend den Bürgersteig bevölkern.

Doch bei aller höflichen Entfernung. Diese gegenseitige, notwendige Aufmerksamkeit tut weh. Wir merken schmerzlich was uns fehlt. Der nette Schnack über den Gartenzaun, der Tratsch im Treppenhaus, die vielen Begegnungen im Gottesdienst, in der Gemeinde und anderswo.

In diesem ganzen Dilemma bleibt uns aber die Zusage! Gott bleibt uns nahe! Er wechselt nicht die Straßenseite, wendet sich auch nicht ab! Er sucht uns, sucht unsere Nähe!Das hoffen wir, das glauben wir!

Und dann?  Können wir weiterhin füreinander da sein.

Gemeinsam aneinander denken!

Gemeinsam hoffen!

Gemeinsam beten!

Auch wenn dieses Gemeinsam im Moment etwas anders ist als sonst!

Bleiben Sie behütet– Gott befohlen

Ihre Bärbel Geisler-Hadler