An(ge)dacht zum Sonntag Reminiszere am 5. März 2023

Abperlen lassen?

Ist ein Mensch im Volksmund „aus Teflon“, dann perlt jede Kritik und jede Warnung, jeder noch so gut gemeinter Hinweis, an ihr ab. Die Eigenschaften, die wir uns bei unseren Bratpfannen mit ihrer zertifizierten Antihaft-Beschichtung wünschen, werden auf Personen bezogen sehr negativ gedeutet. Personen mit solchen Eigenschaften sind eher kalt, berechnend und auf ihren Vorteil bedacht. Und doch haben sie durch ihre vermeintliche Stärke und Unbeirrbarkeit gemeinhin den Ruf, „Macher“ zu sein und bekleiden nicht selten hohe Positionen in Politik und Wirtschaft. Oftmals marschieren sie voran. Sie sind bereit, die eigenen Ziele um jeden Preis zu erreichen. Das geht zunächst vielleicht noch gut, doch wer so arbeitet und lebt, der kann sehr leicht vom Weg abkommen.

Dabei gibt es da Menschen, die mahnen, die zur Umkehr und zur Räson rufen.

Ich denke dabei an die zahlreichen Warnungen von Wissenschaftler*innen überall auf der Welt, die schon lange Entscheidungsträger*innen in der Wirtschaft und politisch Verantwortliche vor dem Klimakollaps warnen. Ihre alarmierenden Botschaften scheinen oftmals an einer Schicht aus Profitgier oder Gleichgültigkeit abzuperlen.

Im neuen Testament ist Jesus einer, der zur Umkehr ruft. Doch auch er hat es nicht immer leicht, Menschen zu erreichen. Auch seine Botschaft vom Reich Gottes prallt an einigen Menschen ab. So können wir das Gleichnis von „den bösen Weingärtnern“ verstehen. (Markus 12,1-12)

Mehrmals schickt der Besitzer eines Weinberges seine Knechte aus, um seinen Anteil an der Traubenernte zu holen, doch die Weingärtner geben ihn nicht heraus. Stattdessen wollen sie alles für sich behalten. Alle berechtigten Ansprüche des Besitzers perlen an ihnen ab, ja schlagen sogar in blanke Gewalt um. Schließlich töten die Weinbauern sogar den Sohn des Besitzers.

Wer Ohren hat zu hören… Die Geschichte, die Jesus hier erzählt ist die Geschichte Gottes mit den Menschen. Auf seinem Weg mit den Menschen lässt Gott immer wieder Propheten auftreten, die ihnen seinen Willen offenbaren. Doch seine Botschaft des Heils und der Liebe perlt immer wieder an ihnen ab, oder gerät schnell wieder in Vergessenheit. Dagegen machen sich Selbstsucht und Überheblichkeit breit. Gott sendet gar seinen eigenen Sohn Jesus Christus in die Welt, um den Menschen die Augen zu öffnen. Doch Jesus wird von ihnen am Ende eines Prozesses mit falschen Zeugen hinrichten.

Ich merke an mir selbst: Da ist immer wieder eine Schutzschicht. Auch ich finde mich gefangen in Zeitmangel, im Alltagsstress und den vielen Aufgabe, die mir das Leben stellt. Immer wieder kreise ich um mich selbst und meine vielen eigenen Probleme. An dieser Schutzschicht perlt dann die rettende Botschaft der Liebe Gottes zu uns Menschen ab und erreicht mich nicht.

Die Passionszeit, an deren Anfang wir stehen, lädt uns ein, die Botschaft Gottes und seines Sohnes Jesus Christus nicht an uns abperlen zu lassen. Die Leidensgeschichte Jesu, sein Weg bis ans Kreuz will uns ganz und gar durchdringen, uns erreichen und bewegen. Diese Geschichte rinnt nicht an uns herunter: In ihr sind wir selbst verhaftet. Es erfordert Zeit und Mut, Gott seinen Platz in meinem Leben einnehmen zu lassen. Das kann vielleicht dann gelingen, wenn ich mir ganz bewusst Zeit nehme für ein Gebet, wenn ich in der Bibel lese oder eindrücklicher Passionsmusik lausche. Die Geschichte Jesu und seiner Passion kann mich so neu berühren und mitnehmen. Sie ist Ausdruck der tiefen Liebe Gottes zu mir, die sich ihren Weg bahnt auch durch unsere Schutzschichten hindurch.

Das wünsche ich uns allen auf dem Weg durch diese Passionszeit.
Vikar Lars-Manuel Stötzel