An(ge)dacht zum Erntedankfest 2022

zu Psalm 145,15

Der Herbst steht vor unseren Augen, der Tag wird kürzer und die Temperatur geht runter. Die Farbe der Natur verändert sich, die Schönheit des Frühlings ist schon längst vergangen; die Pflanzen verwelken und die Blätter werden fallen. In dieser Zeit stehen wir auch vor Krisen, sowohl energetische als auch humanitäre. Die Welt ist zudem in sehr düsterer Stimmung, weil die Experten und Politiker Prognosen sagten, dass unser Leben nächstes Jahr schwieriger und die Inflation größer werden wird. Gibt es noch etwas zu hoffen? In letzter Zeit werden wir aufgefordert, sparsamer zu sein, insbesondere im Winter. Wenn wir mehr Wärme brauchen, stehen wir genau dann vor einer besorgniserregenden Energiekrise. In einer Zeitung habe ich gelesen, dass viele Gemeinden ihren Gottesdienst in das Gemeindehaus verlegen werden, um den Verbrauch von Heizungen in Kirchengebäuden zu reduzieren.

Als Menschen machen wir uns Sorgen über diese schwierige Situation. Wir fragen uns, wie das alles endet, und ob es eine Lösung gibt, damit das Leben wieder normal werden kann? Aber als Glaubende können und dürfen wir doch alle Klage, Beschwerde und Freude vor Gott ausdrücken. Wir können ihm unser Leben anvertrauen. In diesem Fall lehrt uns das Buch der Psalmen viel. Dieses Buch zeichnet alle Formen menschlicher Gefühle, sowohl Freude als auch Leid, deutlich auf. Man kann sagen, dass dieses Buch eine psychologische Aufzeichnung des Zustands des menschlichen Geistes aus alten Zeiten ist.

‘Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeiten,’
so schrieb der Psalter im Psalm 145,15.

Dieses Psalm zeigt uns den Reichtum des Glauben, dass wir voller Vertrauen auf Gott blicken dürfen. Es gibt keinen, der unser Vertrauen und unsere Liebe mehr verdienen würde als er. Und am Erntedankfest sagt uns dies dieser Psalm im Besonderen. Dieser Spruch ist nicht nur ein Lob, sondern ein Glaubenbekenntnis, dass Gott gut ist und dass er seine Geschöpfe nie zurücklassen wird. Solange die Sonne scheint, wird es immer Regen und die Jahrzeiten geben. Das heißt, dass Menschen ernten und essen werden.

Laut der Bibel hat Gott die Welt gut geschafft. Er liebt es, wenn seine Geschöpfe froh und glücklich sind. Er hat nichts gegen dankbaren Genuss, sowohl materiel als auch innerlich. Er erfüllt die Welt und unser Leben mit guten Dingen, deshalb können wir die Speisen, neue Kleidung, neue Autos, neue Wohnungen genießen, so dass sogar mancher sein Übergewicht beklagt, weil er so viel gegessen hat. Aber Gott will nicht, dass wir alleine satt sind. Wer von Gott satt gemacht ist, soll aber nicht egozentrisch sein, als wären die andere nicht da. Gott segnet und ruft uns auf, damit wir satt machen können, denn sein Segen ist zugleich eine Einladung, Platz für Nächstenliebe zu machen.

Ihr Pfarrer Albert Purba

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Abbildung : https://pixabay.com/de/photos/kürbis-herbst-verkauf-erntefest-985143/