An(ge)dacht zum 3. Sonntag im Advent 2021

Bereitet dem HERRN den Weg; denn siehe der HERR kommt gewaltig.

(Jesaja 40,3.10)

Ich habe einmal ein Kinderbuch darüber gelesen, wie man in der längst vergangenen Zeit gelebt hat. Den größten Teil seiner Lebenzeit verbrachte man in seinem Dorf oder in seiner Stadt, weil es damals weniger Straße gab und so viele Gefahren lauerten, wenn man sein Dorf oder Stadt verließ. Straßen waren ein wichtiger Teil des Lebens. Deshalb hat die römische Regierung gute und lange Straße gebaut, damit sie ihre Macht in den kolonisierten Ländern kontrolieren konnte.

Vor mehreren Tagen, habe ich auch eine Nachricht aus meiner Heimat, Karoland auf Nordsumatra in Indonesien, bekommen. Die Einwohner von sechs Dörfern haben drei Tonnen Orangen an unseren Präsidenten geliefert. Der Grund dafür ist, dass die Straße, die zu ihren Dörfern führt, schon vor langer Zeit kaput gegangen ist. Die Bauern aus den Dörfern können deshalb ihre Produkte nicht direkt zum Markt fahren, um sie dort zu verkaufen. Zur Zeit haben die Orangen aus dieser Gegend die beste Qualität aus dem ganzem Karoland, aber sie können wegen der schlechten Verkehrsverbindung den Erfolg und den Erlös nicht genießen. Diese Art zu protestieren war erfolgreich und ist gelungen. Der Präsident hat die Vertreter dieser Dörfer vor dem Nationalpalast empfangen und versprach, sobald wie möglich die kapute Straße in eine gute umzubauen. Um das Projekt sicher zu realisieren, hat der Präsident gesagt, dass er die Dörfern besuchen wird. Das ist ein großer Sieg für die einfachen Dorfbewohner, die von der Landesregierung bisher vernachlässigt wurden. Ohne eine gute Straße zu haben, können die Menschen, die in den abgelegenen Dörfern leben, ihr Lebensqualität nicht verbessern. Eine Straße ist in der Infrastruktur, was die Wirbelsäule oder die Blutgefäße im menschlichen Körper sind.

Liebe Gemeinde!

Der Prophet Jesaja rief in seiner Prophezeiung vom Kommen des Heils seine Hörer auf, dem Herrn einen Weg zu bereiten. Der Herr wird als mächtiger König kommen. Seine Ankunft bringt ein neues Zeitalter, nach dem sich die Israeliten im Exil sehnten. Aus der asiatiasche Sicht eines Auslegers kann ich mir vorstellen und verstehen, was Jesaja meinte. Wenn ein Staatsbeamter, sei es ein Gouverneur, ein Minister oder ein Präsident, ein Gebiet besucht, werden in unserer Tradition die Bewohner die Straße räumen, die Büsche trimmen, Fahne hissen, Stadt- oder Dorfeingang mit goldgelben Palmwedeln schmücken. Staatsbeamte, die kommen, werden in Blumen gehüllt oder erhalten traditionelle Kleidung und werden mit einem Willkommenstanz begrüßt. Das ist eine schöne Zeremonie, Ehre auszudrucken.

Die schmerzliche Erfahrung, nach Babylon verbannt zu werden, war ein harter Schlag für die Israeliten, die immer geglaubt hatten, Gottes auserwähltes Volk zu sein. Aber all ihr Stolz wurde mit dem Fall der heiligen Stadt Jerusalem und der Zerstörung des majestätischen Tempels zerstört. Ihre Identität wurde zerrissen, weil das Fundament ihrer Theologie und ihres Nationalismus zusammenbrach. Aber Gott machte durch Jesaja klar, dass die Geschichte noch nicht zu Ende war. Gott wird ein neues Kapitel oder eine neue Episode ihres Lebens eröffnen. Ihre Erwartungen und Sehnsucht nach Erlösung werden wahr, weshalb sie gewarnt werden, sich vorzubereiten und auch den Weg für das baldige Kommen des Erretters zu bereiten.

Gott hat mit der Zerstörung Jerusalems nicht verloren. Ein Volk, das die ganze Zeit im Dunkeln tappte, wie eine Person, die eine Sonnenfinsternis erlebt, wird bald das Licht sehen. Darauf müssen die Israeliten vorbereitet sein. Es gibt keinen Grund für sie, weiter zu trauern, denn dieser Tag wird kommen. Der Tag der Wiederkunft des Herrn (Advent), das heißt, nicht der Mensch kommt zu ihm, sondern Gott selbst begegnet dem Menschen. Es waren ermutigende Nachrichten, die auf Griechisch später in Euangelion oder Evangelium auf Deutsch übersetzt wurden.

Diese Freude spüren und erleben wir auch heute. Auch wenn wir immer noch von dieser nicht beendeten Pandemie geplagt werden, sehen wir, wie diese Stadt mit Weihnachtsschmuck gestaltet und verschönert wird. An verschiedenen Stellen unserer Stadt stehen große und kleine Tannen. Manche Familien haben sogar einen Weihnachtsbaum aufgestellt und das Wohnzimmer mit einer Krippe geschmückt. An verschiedenen Orten in meiner Heimatstadt habe ich gesehen, wie meine Freunde Weihnachten mit einem Gottesdienst feierten, ein Monat davor gingen sie zum Schneider, um Kleidung mit ähnlichen Stoffen und Designs im Weinachtfest anzuziehen. Es ist ein Symbol der Einheit des Herzens und der Freude, weil die Erlösung kommt. Die Erlösung verändert die Stimmung von Trauer in Freude.

Liebe Schwestern und Brüder!

Corona, was Krone bedeutet, hat unser Leben in den letzten zwei Jahren tatsächlich mit verschiedenen Schwierigkeiten gekrönt. Aber es ist kein abschließendes Kapitel von Gottes Liebe, es könnte der Beginn einer neuen Ära sein, die wir uns nie vorgestellt haben. Lassen Sie uns dazu einen Moment meditieren und noch einmal auf Jesajas Ruf hören, damit wir besser vorbereitet sind, und zu dieser Zeit werden wir dem Herrn mit einem Festkleid und einer brennenden Lampe begegnen.

Ihr Pfarrer