Neue Altarbibel in der Münsterkirche

hf-kurschusWer die Bibel anderen um die Ohren schlägt, hat sie vorher zugeklappt

Herford: Lutherbibel 2017 mit handschriftlicher Widmung von Präses Kurschus übergeben

 

„Die Bibel ist ein mächtiges Buch“, sagte Präses Annette Kurschus am 3. Adventssonntag (11.12.) im voll besetzten Herforder Münster. Zuvor hatte sie die erste von fast tausend Bibeln in der jetzt revidierten Übersetzung von Martin Luther feierlich auf den Altar gelegt. „Aber die Bibel ist mächtig als offenes Buch; als Buch, das wir weder besitzen noch in unseren Dienst nehmen sollen, sondern das immer neu gehört und gelesen werden will. Das uns seinerseits in Dienst nimmt“, so die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW).

 

Annette Kurschus beschrieb die Bibel als Buch, „auf das wir uns einlassen und von dem wir uns zuallererst selbst dreinreden lassen.

Deshalb liegt die Bibel offen auf unseren Altären und Abendmahlstischen.“ Die Erfahrung mit dem biblischen Wort verbiete es, die Wirklichkeit aufzuteilen „in ein immer schon bekanntes und immer gleiches Ja – Nein, Richtig – Falsch, Gut – Böse.“ Diese Erfahrung lasse es nicht zu, „die Bibel für unheilige Machtspiele zu missbrauchen und mit ihr die eigenen Machtansprüche zu betonieren. Wer die Bibel dazu benutzt, um sie anderen um die Ohren zu schlagen, der hat sie vorher zugeklappt.“ Es sei nicht die Aufgabe des Glaubens und erst recht nicht Aufgabe der Kirche, „immer schon zu wissen, was Gott geredet hat und reden will.“ Er entscheide im Sinne der Gerechtigkeit und der Güte und gegen Lüge und Unfrieden. „Gott schlägt sich mit Haut und Haaren, mit Fleisch und Blut auf unsere Seite – in dem Menschenkind und Gottessohn Jesus von Nazareth.“ Fast alle 501 Gemeinden der EKvW erhalten die Lutherbibel 2017 als neue Altarbibel – mit handschriftlicher Widmung der Präses. Noch an drei weiteren Orten wird sie das Buch persönlich übergeben: in der Immanuelkirche Dortmund-Marten, im Gemeindezentrum Barkenberg in Dorsten und in der Dorfkirche Westheim im Sauerland.

500 Jahre nach der Reformation wurde Luthers Bibelübersetzung gründlich revidiert. Das Erscheinen der Lutherbibel 2017 ist ein Höhepunkt des Reformationsjubiläums. Über fünf Jahre lang haben rund 70 Theologinnen und Theologen gemeinsam mit anderen Fachleuten den Text überarbeitet.

Ziel war es, nach der Revision von 1984 eine größere sprachliche Genauigkeit herzustellen und gleichzeitig der Sprachkraft Martin Luthers gerecht zu werden. „Luthers Sprache verbindet auf unvergleichliche Weise Theologie und Poesie, Sorgfalt und Kreativität, Bilder und Klang miteinander“, erklärt Präses Annette Kurschus.hf-beer-kurschus_presse

(Text und Fotos: Andreas Duderstedt)