An(ge)dacht zum 2. Juli 2023

„Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“
(Galater 6,2)

Nun, wer von uns hat denn keine Last zu tragen? Den wird es wohl nicht geben. Wir alle und jeder von uns hat etwas, was schwer auf seinen Schultern, schwer auf seinem Herzen lastet. Und dann ist es eine Hilfe, wenn jemand anderes mit anfasst und zupackt.

Manchmal ist das ganz direkt und geradezu wörtlich mit der Last. Die Nachbarn unserer Tochter zum Beispiel sind neulich umgezogen. Sie haben das ohne Unternehmen gemacht, weil es nur auf die andere Straßenseite ging. Aber eine Heerschar von Freunden hat ihnen geholfen, Stück für Stück alles herauszubringen und zur neuen Wohnung herüberzutragen.

Manchmal ist es schon etwas mehr übertragen, bleibt aber noch ganz praktisch. Da ist zum Beispiel jemand krank, liegt mit Fieber im Bett. Und ein anderer kümmert sich um ihn, bringt etwas zu trinken, gibt die Medizin und so weiter.

Und manchmal ist es aber auch ganz im übertragenen Sinne. Da ist vielleicht jemand traurig oder verzweifelt. Und dann findet sich einer zum Gespräch, hört zu, tröstet oder nimmt einfach in den Arm. All das ist Tragen der Last des anderen.

In vielen Geschichten und Erzählungen der Evangelien wird noch eine ganz andere Dimension des Lastentragens deutlich. Seinen Zeitgenossen trat Jesus direkt gegenüber und ließ sie erkennen, was er meinte. In Christus trat ihnen Gott gegenüber. Und sie spürten Gottes Liebe.

Da waren zum Beispiel die Freunde des Gelähmten. Sie trugen die Last des Gelähmten auf ihren Schultern und brachten diese Last zu Jesus. Aber der war nicht allein im Haus, sondern er hatte so viel Besuch, dass keiner mehr zu ihm durchdrang. Und so machten sie denn ein Loch in das Dach und lassen Gelähmten durch das Loch ab. Diese Freunde haben in eindringlicher ihre Last zu Jesu Füßen gelegt. Und Jesus wendet sich dem Kranken zu. Diese Last ist vor seine Augen gekommen. Er sagt zu dem Gelähmten „Deine Sünden sind dir vergeben.“

Das ist etwas anderes, als es alle erwartet hatten. Jede und jeder war auf eine Heilung gefasst. Aber mit der Zusage der Sündenvergebung hatte wohl keiner gerechnet. Nicht die Zuhörenden, nicht die Freunde und wohl auch nicht der Gelähmte.

Aber so ist es bei Jesus. Sein Handeln kann etwas Unerwartetes sein. Gott hört unser Gebet, ja er erhört es und er nimmt die schwerste Last von unseren Schultern. Er hat dem Gelähmten die Sünden vergeben. Und zum Zeichen, dass er dies kann., hat er den Gelähmten auch körperlich geheilt.

Diese Geschichte zeigt, was für alle Getauften gilt. Unsere schwerste Last ist bereits von unseren Schultern genommen. Jesus Christus hat unsere Sünden am Kreuz auf sich genommen. Er hat uns die Befreiung von der Sündenlast geschenkt, so dass wir zeitlich und ewiglich leben können.

Und eben das macht uns frei jede Form der Last zu tragen und mitzutragen. Eben dadurch können wir uns den anderen zuwenden und die Last des anderen tragen. Sei es ganz direkt, sei es durch praktische Hilfe, sei es im übertragenen Sinne.

„Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“

Einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche wünsche ich Ihnen!
Ihr Pfarrer Johannes Beer