An(ge)dacht zum Sonntag Sexagesimä am 20.2.2022

(Hebräer 4,12-13)

Kein rostiges Schwert

Als wir letzten Sommer Urlaub machten, besichtigten wir Luthers Haus in Wittenberg. Ein Mann, der in diesem Haus oder in dieser Einrichtung arbeitet, führte uns ein und gab uns viele Informationen über die Lutherszeit. In einem Raum zeigte er uns ein Schwert, das zu einem Ritter gehörte. Das war faszinierend, und ich beobachtete und bemerkte, dass das Schwert robust und widerstandsfähig ist, deshalb kann es mehr als 500 Jahren halten.

In meiner Heimat, Karoland, Indonesien, haben wir auch eine traditionelle Waffe, die “Tumbuk Lada” genannt. Diese Waffe ist sehr klein, kürzer als 30 cm, deshalb kann sie an die Taille gesteckt werden, ohne dass sie bemerkt wird. Normalerweise wird diese Waffe von dem Onkel aus der mütterlichen Seite an einen Mann verschenkt. Diese Waffe wird einem kranken Neffen in der Hoffnung gegeben, dass er sich erholt und zu einem starken und mutigen erwachsenen Mann heranwächst. Diese Waffe wird auf einer Party verschenkt und viele Menschen bezeugen das.

Diese Waffe wird besonders behandelt, weil sie ein Geschenk von dem „sichtbaren Gott“ ist. Also, Familieangehörige aus der mütterlichen Seite nennen wir „sichtbarer Gott“; sie gelten als Richter, Ratgeber sogar Entscheider an karonesischen Menschen. Dadurch, dass man Tumbuk Lada bekommt und mitbringt, fühlt man sich sicher, weil sie laut karonesischem traditionellem Glauben von einem kräftigen Geist begleitet ist. Aber man darf diese Waffe nicht achtlos benutzen, es sei denn, dass man sich verteidigen muss.

Als Gläubige haben wir auch ein spirituelles Schwert, das uns unser Leben lang begleitet. Im Hebräerbrief 4,12-13 schrieb der Autor so:

Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. Und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft geben müssen.

Das Wort Gottes ist mächtig und wenn Gott spricht, wird alles wortgemäß geschehen. Die Welt und alle, die da drinnen sind, bekommen Gestalt, nachdem Gott sein Wort sprach. In der Schöpfungsgesichte ist deutlich dargestellt, wie Gott unsere Welt durch sein Wort schuf. So mächtig ist das Wort, dass nichts dagegen halten und es hindern kann. Die verborgensten Teile des Menschen können durch die Macht des Wortes getrennt werden. Der Psalter schrieb im Psalm 139: Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?… so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir, und die Nacht leuchtete wie der Tag. Finsternis ist wie das Licht.

Laut diesem Text sind wir vor Gott nackt, es gibt keinen Ort, wohin wir uns verstecken können. Das Wort Gottes öffnet unseren Schleier, mit dem wir unsere Schuld verbergen oder bedecken wollen. Bemühungen, sich zu verstecken und vor Gott davonzulaufen, sind vergebliche Anstrengungen, genauso wie bei Adam und Eva, die sich versteckten, nachdem sie Gottes Gebote missachtet hatten.

Unser Schwert ist Gottes Wort, und Paulus schrieb im Epheserbrief 6,11.16: Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels… und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes.

Unser Leben in der Welt wird als Krieg beschrieben, wir sind Soldaten, die nicht nachlässig sein dürfen. Soldaten, die nicht vorbereitet sind, werden bald vom Feind handlungsunfähig gemacht und sogar zu seinem Gefangenen. Aber ein Soldat, der wachsam und voll bewaffnet ist, ist einer, der sich verteidigen kann, und so denkt sogar der Feind darüber nach, ihn anzugreifen. Wir können nur frei und unabhängig sein, solange wir Gottes Wort gehorchen. Durch seine Worte kennen wir ihn als einen lebendigen und liebenden Gott, durch den wir Christus als unseren Retter bekennen und willkommen heißen. Und wer auf das Wort gebaut hat, wird Frieden und Freude finden auch in einer schwierigen Zeit oder in einem Aufbruch, so wie wir es momentan erleben.

Als Soldaten brauchen wir ein Schwert, nämlich Gottes Wort, und wer das Schwert hat, hat das Vertrauen, sein Leben heute, morgen und bis zur Wiederkunft Christi, unserem Richter und Hohepriester, zu leben. Dieses Schwert ist so stark und robust und es ist kein rostiges Schwert, deshalb wir können in der festen Hoffnung auf den Sieg hoffen und warten.

Ihr Pfarrer Albert Purba

Bild: https://pixabay.com/de/photos/schwert-waffen-griff-klinge-1750449/