An(ge)dacht zum Ewigkeitssonntag, 21. November 2021

So spricht der Herr: Siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird. Freuet euch und seid fröhlich immerdar über das, was ich schaffe.
(Jesaja 65,17-18a)

„Ich möchte noch einmal neu anfangen.“ Hatten Sie diesen Wunsch auch schon? Ich glaube, jede und jeder stand schon einmal an diesem Punkt. Wenn etwas schief gegangen ist, wenn einen Kummer quält, dann wünscht man sich, dass man es noch einmal versuchen darf. Dann möchte man den Blick nach vorn richten, alles hinter sich lassen, was unzufrieden oder traurig macht und getrost noch einmal beginnen.

Gott ermutigt dazu, nach vorn zu blicken. Er sagt, er will Zukunft schenken, ganz neu und ganz anders: „Siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird.“ Das heißt doch, wir dürfen das Alte zurücklassen und loslassen. Ja, wir werden das Alte vergessen, weil es uns nichts mehr bedeutet, denn der neue Himmel und die neue Erde, die Gott verheißt, werden das Paradies sein.

Diese Verheißung hat Gott durch den Propheten Jesaja zuerst dem Volk Israel gegeben. Die Israeliten sind zurück aus dem babylonischen Exil. Eigentlich müssten sie froh und unbeschwert sein. Wie sehr hatten sie sich gewünscht, zurück zu kommen. Doch nun müssen sie feststellen: so viel hat sich verändert. Das Land, in das sie zurückkehren, ist nicht mehr ihr Land. Jerusalem ist nicht mehr die Stadt, die sie verlassen hatten. Fremd ist ihnen alles geworden und sie werden als Fremde in ihrer ursprünglichen Heimat behandelt. Die Häuser, die sie einst bewohnt hatten, sind nicht mehr ihre Häuser. Das Land, das sie bestellt hatten, haben andere übernommen. Die Ernte fahren andere ein und genießen sie.

Die Israeliten sind enttäuscht, denn ihr Zuhause ist nicht mehr ihr Zuhause. Sie fühlen sich ernüchtert, sie fühlen sich vielleicht auch betrogen. So jedenfalls hatten sie sich das nicht vorgestellt. In diese niederschmetternde Situation hinein hören sie die Worte, die Gott ihnen durch den Propheten sagt: „Ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen.“ Der für die Israeliten unerträgliche Zustand soll ein Ende finden. Gott verheißt eine gute Zukunft.

Diese wunderbare Verheißung gilt auch heute. Der neue Himmel und die neue Erde, die Zukunft, die Gott verspricht und beschreibt, lässt getrost nach vorn blicken und das Alte, das Belastende und Schwere, wird unbedeutend. Die neue Schöpfung, von der Gott spricht, macht froh und unbeschwert.

„Freuet euch und seid fröhlich immerdar, über das, was ich schaffe“, sagt Gott. Denn Weinen und Klagen kennt diese neue Schöpfung nicht. Es sollen keine Kinder geboren werden, die nur wenige Tage leben oder Menschen, die nicht uralt werden. Unbeschwert und zufrieden sollen alle heranwachsen, Krankheit wird sie nicht quälen und sie werden ein erfülltes Leben haben. Sie werden Häuser bauen und sie selbst bewohnen, niemand wird ihnen ihr Wohnrecht streitig machen, kein Krieg wird sie aus ihren Häusern vertreiben. Sie werden Weinberge pflanzen und selber ihre Früchte essen, denn diese Weinberge bestellen sie für sich selbst, niemand wird ihnen etwas wegnehmen und ihnen die Ernte streitig machen. Sie werden nicht erfolglos arbeiten. Sie werden als Gesegnete des Herrn leben und sie werden spüren: Wir stehen unter Gottes besonderer Fürsorge, er hält seine Hand über uns, dass uns nichts etwas anhaben kann.

Alle Menschen werden Gott ganz nah sein. Ehe sie noch um Hilfe rufen, steht Gott an ihrer Seite und noch während sie beten, hat Gott sie schon erhört. Und nicht nur die Menschen untereinander werden friedlich zusammenleben, Gottes ganze Schöpfung ist in dieses Paradies eingeschlossen: Wolf und Lamm werden zusammen weiden, der Löwe wird Stroh fressen und die Schlange muss Erde fressen. Niemand wird Böses tun oder jemandem irgendein Leid antun.

So soll sie aussehen die neue Welt, die Gott verheißt, eine wundervolle Welt, in der nichts mehr beschwert, in der es an nichts mangelt.

Gott verspricht eine neue, gute Zukunft. Am Ende des Kirchenjahres besinnen wir uns besonders auf diese Zukunft, die Gott verheißt. Wir warten auf den neuen Himmel und die neue Erde, wir warten darauf, noch einmal ganz von vorn anfangen zu dürfen, bei Gott in seinem Reich. Nur, die Frage ist: Wann dürfen wir das erleben? Erleben wir es wirklich erst, wenn Gott endgültig seine Herrschaft aufrichtet, dann, wenn Christus wiederkommt?

Gott hat es nicht bei seinen Versprechen gelassen und nur ein Zukunftsbild gemalt, sondern er hat schon ein Stück dieser neuen Schöpfung sichtbar gemacht. Als Jesus Christus auf die Erde kam, hat Gott gezeigt, wie es ist, in Gottes neuer Schöpfung zu leben. Wo Jesus gewirkt, wo er Wunder getan hat, haben Menschen Gottes Reich bereits erfahren. Sie erlebten, wie sie froh wurden, sie erlebten, dass sie gesund wurden, sie spürten wie sie inneren Frieden fanden und ihr Leben reich wurde.

Auch bei uns heute können wir immer wieder ein Stück der neuen Schöpfung kennen lernen. Auch heute erleben wir immer wieder Dinge, die uns deutlich machen: So ist Gottes neue Schöpfung, so ist es im Reich Gottes. Es sind oft ganz kleine Dinge, die in unserem Alltag geschehen, doch diese kleinen Dinge machen aus uns glückliche und zufriedene Menschen. Wir spüren: Hier gelingt das Leben. Hier fühle ich mich wohl. Hier bin ich angenommen und ernst genommen. Hier ist mir Gott ganz nah, ich erlebe seine Liebe und Barmherzigkeit. Jedes Mal sehe ich bereits ein Stück von Gottes neuer Schöpfung, die eines Tages in seiner Ewigkeit ganz und gar offenbar wird.

„Ich möchte noch einmal neu anfangen“, sage ich manchmal. Ich möchte das Alte zurücklassen und ruhen lassen, was nicht zu ändern ist. Ich möchte nach vorn blicken und in die gute Zukunft gehen, die Gott gestaltet. Amen.

Freuen Sie sich über das, was Gott schafft!
Ihre Pastorin Annette Beer