An(ge)dacht zum Erntedanksonntag, den 3. Oktober 2021

von Pfarrer Andreas Smidt-Schellong

Psalm:

Lobe den Herrn, meine Seele!

Du lässt du Regen auf die Berge niedergehen und schenkst der Erde ihre Fruchtbarkeit.

Für das Vieh lässt du Gras wachsen und Getreide für den Ackerbau des Menschen.

So kann die Erde Brot hervorbringen und Wein, der das Menschenherz erfreut.

Die Erde ist voll von deinen Gütern. Du gibst es ihnen, sie sammeln es auf.

Du öffnest deine Hand, sie essen sich satt an deinen guten Gaben.

Lobe den Herrn, meine Seele! Halleluja!

Verse aus Psalm 104 (BasisBibel- Übersetzung)

Liebe Leserin und lieber Leser,

um Saat und Ernte geht es in der Erntedankzeit. Um den Dank für den Ertrag der Felder. Um den Dank für all das Gute, das wir dann auch in den Kirchen auf den Altar legen. Für all die Dinge, die wir aus Gottes Hand geschenkt bekommen. Wir sagen Dank für die Gaben der Schöpfung, für die materiellen Dinge.

Erntedank ist zugleich auch der Dank dafür, was wir im Leben geschafft haben: Was wir bisher erreicht haben oder noch erreichen werden. Dazu gehört unsere Lebenserfahrung. Dazu gehören wichtige Stationen in der Vergangenheit, als wir uns für einen bestimmten Weg entschieden. Dazu gehören auch belastende Momente, wo etwas schwer war; wo wir im Nachhinein vielleicht dankbar sind, dass das auch mit dazu gehört bei unserer Ernte; dunkle Täler, die uns ein Stück reifer gemacht haben und die wir im Rückblick nicht missen möchten. Ohne sie wären wir nicht dorthin gekommen, wo wir heute stehen.

Säen und ernten: Auch Jesus gebraucht manchmal dieses Bild. Wenn er in seinen Gleichnissen davon spricht, redet er vom Wort Gottes. Wie es gesät und eingepflanzt wird bei den Menschen; wie es in den Herzen ankommt und Frucht trägt. Sofern es bewirkt, wozu Gott es sendet, denn nicht bei jedem Menschen geht die Saat auf.

Aus Matthäus 13: Das Gleichnis vom vierfachen Acker

3 Siehe, es ging ein Sämann aus, um zu säen. 4 Während er säte, fiel etliches an den Wegrand; da kamen die Vögel und fraßen‘s auf. 5 Etliches fiel auf felsigen Boden, wo es nicht viel Erde hatte, und ging bald auf, weil die Erde nicht tief genug war. 6 Als aber die Sonne hochstieg, verwelkte es gleich wieder. Und weil es keine Wurzeln hatte, verdorrte es. 7 Etliches fiel unter die Dornen. Und die Dornen wuchsen auf und erstickten es. 8 Etliches fiel auf ein gutes Land und trug Frucht, manches hundertfäl-tig, manches sechzigfältig, manches dreißigfältig.

9 Wer Ohren hat zu hören, der höre!

In seinem Gleichnis nennt Jesus vier Möglichkeiten, was aus der Saat wird. Was das Wort Gottes bei den Men-schen bewirkt, im übertragenen Sinn. Jesus zieht eine ernüchternde Bilanz: Bloß bei einem von Vieren läuft es erfolgreich, wenn man die Sache vom Ergebnis her be-trachtet.

Bei den drei anderen ist es vergeblich: Sie hören das Wort zwar, aber es ändert sich dadurch nichts in ihrem Leben. Sie lassen sich zunächst begeistern, sind zuerst wie Feuer und Flamme, doch schon morgen ist alles vergessen und es stellt sich heraus: Es war nur ein Strohfeuer. Es gibt noch so vieles andere, was genauso interessant ist. „Man muss ja flexibel bleiben“ sagen sie. „Man will schließlich nicht nur auf einerHochzeit tanzen!“

Jesus resümiert ganz realistisch: Was von meinen Worten bleibt, ist vielleicht nur ein Spruch, ein bisschen Lebensweisheit. Mehr nicht. Bloß einer von vieren, bei denen sein Wort etwas bewirkt. Das macht ganze 25 Prozent Erfolgsaussicht …

Das bestätigt unsere eigene Erfahrung. Denn auch unsere Worte sind oft vergeblich. Oder wird jemand behaupten, dass er andere von allem überzeugt, was ihm wichtig ist? Wir selber reagieren ebenfalls unterschiedlich auf das, was ein*e andere*r uns sagt.

Demnach steckt alles in ein und derselben Person: Mal bin ich wie ein fest getretener Weg, wie ein versteinerter Boden und unter Umständen genauso widerborstig wie das Dornengestrüpp im Gleichnis. Mal mag ich die Ratschläge von anderen nicht hören. Mal bleibe ich lieber auf meiner gewohnten Bahn und lasse mir nicht gerne vorschreiben, was andere von mir wollen. Und mal bin ich eben auch offen und motiviert dafür: ein fruchtbarer Boden, auf dem die Saat wunderbar gedeiht und blüht.

Wie gut, dass es in diesem Gleichnis einen solchen Sämann gibt! Er sät aus ohne zu berechnen. Ohne zu kalkulieren, bei wem es sich lohnt und bei wem es doch nur vergebliche Mühe ist. Wie gut, dass Gott so viel Geduld mit uns hat. Dass er nie aufhört seinen Segen zu streuen und seine Güte zu verschenken. Wie gut, dass er weiter an uns festhält. Dass alle Menschen in seinem Blick sind bei der Aussaat. Und dass wir uns auf dieses Wort seiner Treue verlassen dürfen!

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Erntedanksonntag!

   Ihr Pfarrer Andreas Smidt-Schellong

Lied „Wir pflügen und wir streuen“ (EG 508)

1. Wir pflügen, und wir streuen den Samen auf das Land,
doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand:
der tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf
und träuft, wenn heim wir gehen, Wuchs und Gedeihen drauf.

Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn,
drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn!

2. Er sendet Tau und Regen und Sonn- und Mondenschein,
er wickelt seinen Segen gar zart und künstlich ein
und bringt ihn dann behende in unser Feld und Brot:
es geht durch unsre Hände, kommt aber her von Gott.

Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn,
drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn!