An(ge)dacht zum 7. Sonntag nach Trinitatis am 18.7.2021

Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen

            Entfremdung ist sehr schmerzhaft. Im Inneren, tut es sehr weh. Entfremdung ist ein Begriff, der auch Diskriminierung bedeutet. Mit Diskriminierung drängt man jemanden zur Einsamkeit und zum Lebensrand. Durch diese Tat ist der Sinn des Mensch verringert. Diese Handlung sieht einen Menschen nicht als Gefährten, sondern macht ihn zu einer Sache. Und das bedeutet, das Bild Gottes bei den Tätern und denjenigen, die geächtet oder diskriminiert werden, zu verschleiern.

Israel war ein fremdes Volk, als sie nach Ägypten gekommen sind. 400 Jahre sind sie in diesem Land geblieben, zunächst als besondere Leute aber später als Sklaven. Sie waren unterdrückt. Deshalb ist Gott durch Mose zu diesem Leute gekommen. Gott hat Israel nach Kanaan geführt, genauso wie er es Israels Vorfahren versprochen hatte. Gott befahl den Israeliten, Ausländer oder Fremde nicht zu betrügen. Sie sollten die Rechte der Ausländer respektieren und erfüllen, weil sie ja selbst auch Ausländer im Land Ägypten gewesen waren und viele schmerhafte Erfahrung in einem fremden Land gemacht haben.

            Hier in Deutschland, in meiner neuen Heimat, bin ich wirklich ein Fremder. Als Ausländer in einem neuen Land zu leben, ist anstrengend. Ich muss die Sprache, Kultur und Mentalität der Gesellschaft lernen, in der ich lebe. Ich habe Monate des anstrengenden „Kulturschocks“ ertragen. Ich muss meine Gewohnheiten ändern, insbesondere die Art und Weise, wie ich Kontakte knüpfe und auch arbeite. Briefe, die nacheinander mit verschiedenen Bestellungen und Angeboten kamen.

            Ich habe ein neues Leben angefangen in einer fremden Situation, die zu meinem Hintergrund sehr fremd ist. Ich esse neue Gericht und spreche auch mit einer Sprache, die mir fremd ist. Viele Worte sind schwierig auszusprechen. Für meine indonesische Zunge ist dieser Satz nicht einfach zu lesen: „Zwischen zwei Zwetschgenzweigen sitzen zwei zechenschwarze tschechisch zwitschernde Zwergschwalben.“

            Einerseits bin ich stolz in diesem Land zu sein, andererseits erfahre ich viele Schwierigkeiten. Manchmal möchte ich meine Gedanken sagen oder äußern, aber ich kann sie nicht immer ganz genau ausdrücken. Deshalb schweige ich wie ein Stummer. Ich muss alles umlernen. Zum Glück, fühle ich mich wohl. Ich treffe mich mit freundlichen Freunden, mit netten Männern und Frauen, die hilfsbereit sind. Ich bekomme von ihnen viele und riesige Unterstützung, die ich sehr brauche. Ich komme mit ihnen sehr gut klar, obwohl meine Deutschfähigkeit noch nicht gut ist. Hier, fühle ich mich akzeptiert und nicht entfremdet. Ich fühle mich nicht bedroht, weil ich völlig als Mitmensch willkommen bin. Die Haltung von diesen guten Menschen gibt mir Sicherheit.

            In seinem Brief an die Epheser erinnert Paulus die Gläubigen an den Bürgerstatus der Gläubigen, damit sie sich wohlfühlen, in der Gemeinde Gottes zu sein und darin zu leben. Paulus schrieb: „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.“ (Epheser 2,19) Das heißt doch, dass keiner als Bürger zweiter Klasse oder als Ausländer, die kein Recht auf das himmlische Erbe Gottes haben, angesehen wird, sondern alle willkommen sind und akzeptiert werden. Das egalitäre Prinzip gilt absolut inmitten der Glaubensgemeinschaft, die auf der Erkenntnis und dem Bekenntnis aufgebaut ist, dass Jesus Christus Herr und Retter ist. Kein Rassismus und keine Mehrheits- oder Minderheitsansprüche. Für Paulus muss ein an Jesus gläubiger Mensch seine Identität nicht ändern, um Jude zu werden. Es besteht keine Notwendigkeit, sich beschneiden zu lassen oder sich bestimmter Lebensmittel zu enthalten, die im Judentum verboten sind. Das Christentum ist kein Hüter der Traditionen einer Nation, sondern eine Lebensweise, die von Freude am Heil, das Gott gegeben hat, geprägt ist.

Die Kirche gehört Gott, nicht einer Nation. Obwohl an einigen Orten lokale Kirchen, wie meine Heimatkirche, die Karo Batak Kirche, nach der Region oder Gemeinde benannt sind. Das bedeutet nicht, dass meine Heimatkirche nicht mit Kirchen in verschiedenen Teilen der Welt verbunden ist. Gemeinsam sind wir Erben der Verheißung Gottes, und durch Taufe und Abendmahl sind wir gesiegelt und auch daran erinnert, unsere Gelübde als Nachfolger Jesu treu zu leben, jetzt und bis zum Ende unserer Pilgerreise auf dieser Erde.

Ihr Pfarrer Albert Purba