„Arche-Noah-Post“ am 8. Mai 2020

von Pfarrer Andreas Smidt-Schellong, Ev. Luth. Kirchengemeinde Herford-Mitte

Heute vor 75 Jahren wurde der Zweite Weltkrieges beendet.

Zahlreiche Gedenkveranstaltungen erinnern daran, von denen ich eine herausgreife: In der Bielefelder Oetkerhalle sollte heute Abend das War-Requiem von Benjamin Britten aufgeführt werden, was jedoch abgesagt wurde.

Benjamin Britten

Dieses Werk ist anders als die berühmten Requiem-Kompositionen z.B. von Mozart, Berlioz oder Verdi. Der erklärte Pazifist Benjamin Britten vertont den traditionellen lateinischen Text der Totenmesse und streut an mehreren Stellen englische Antikriegsgedichte des jungen Lyrikers Wilfred Owen (1893-1918) ein, der eine Woche vor Ende des Ersten Weltkrieges als Soldat in Nordfrankreich gefallen war. Der Komponist nutzt also die Tradition der Totenmesse und schafft ein neuartiges Requiem mit einer aufrüttelnden Botschaft, einer Absage an den Krieg. Das War Requiem ist ein beeindruckendes Zeugnis gegen dessen grausame Brutalität und ein Appell für Versöhnung.

Wilfred Owen

Britten komponierte es 1961 für die Einweihung der wiederaufgebauten St. Michael’s Kathedrale von Coventry, die im November 1940 von der deutschen Wehrmacht bei der Luftschlacht um England zerstört wurde. Diese sinnlose Zerstörung steht stellvertretend für die Grauen des Weltkrieges.

„Mein Thema ist der Krieg und das Leid des Krieges. Die Poesie liegt im Leid… Alles, was ein Dichter heute tun kann, ist: warnen.“

Diese Worte des Lyrikers Wilfred Owen hat Benjamin Britten seiner Partitur des War Requiems vorangestellt. Er widmet es seinen gefallenen Freunden.

Über den nachfolgenden Link gelangen Sie zu der legendären historischen Aufnahme des Werkes vom 4.8.1964. Britten ist einer der beiden Dirigenten bei dieser Aufführung. Dauer: 1,5 Stunden.

War-Requiem