Freundlichkeit statt Ausgrenzung
Gewalt im Namen Gottes wird nicht selten verübt, weil viele fromme und religiöse Menschen behaupten, dass sie durch diese Handlung Gott verehren. Ihnen ist die Heiligkeit Gottes davon abhängig, wie sie ihre Religion mit großer Leidenschaft verteidigen. Sie sind bereit und fähig andere Menschen zu verfolgen und zu töten. Sie wissen nicht, wenn sie sich so verhalten, nur ihr Verständnis und ihre Interpretation über die Existenz Gottes zu verteidigen. Man verdirbt dadurch die Wahrheit der Religion, die in Wirklichkeit herrschen soll, nur weil diese ,,Frommen“ ihre Ambitionen umsetzen wollen. Anstatt eine Friedenstiftende ist die Religion eine Kriegsführende geworden, und anstatt ein schönes Paradies ist das Leben zur Hölle geworden, denn man weiß nicht zu unterscheiden, welches die die wahre oder die falsche Religion ist.
Viele Denker und Theologen haben oft argumentiert, dass Religion ein doppeltes Gesicht hat, einerseits kann sie Frieden bringen und andererseits kann sie Zerstörung bewirken. Und die durch die Religion verursachte Zerstörung ist die tödlichste und schrecklichste Zerstörung. Diese Ambivalenz stößt auf eine harte Kritik, die das Wochenlied zum 13.Sonntag nach Trinitatis aufwirft. Die erste Strophe des Liedes lautet: ,,So jemand spricht: »Ich liebe Gott«, und hasst doch seine Brüder, der treibt mit Gottes Wahrheit Spott und reißt sie ganz darnieder. Gott ist die Lieb und will, dass ich den Nächsten liebe gleich als mich.“ (EG 412,1)
Diese Kritik erklingt durch die Predigt Jesu, als er seine Zuhörer lehrte und ermahnte, dass man darauf achten muss, dass die echte Frömmigkeit in Wirklichkeit umgesetzt werden muss, indem man seine Brüder gut und gleichberechtigt behandelt. Man muss versuchen, dass die Anwesenheit Gottes durch seine Mitmenschen wahrgenommen werden kann, weil jeder Gottesbild trägt. Statt Ausgrenzung und Entfremdung ist Freundlichkeit das Erkennungszeichen der wahren Menschlichkeit.
Es darf nicht geben, dass die Werte eines Menschen nach seiner Abstammung, Herkunft, Hautfarbe oder sogar nach seiner Intelligenz klasifiziert werden. Als ich letztes Jahr an einem Seminar in Südafrika teilgenommen habe, habe ich eine gute Aussage von einem Redner gehört, der sagte, dass es keine Rasse gebe, außer Menschlichkeit. Sein Volk wegen der Apartheid-Politik hat für Generationen ein hartes Schicksal und unhumane Behandlung durchgemacht. In ihrem eigenen Land wurde das Volk versklavt, als wären sie keine Menschen, die Rechte und Würde haben.
Gott hat durch Mose die Israeliten daran erinnert, dass man nicht diskriminiert werden darf und Diskrimination muss ein fremder Begriff in der Mitte eines auserwählten Volkes sein. Diese Lehre ist Teil eines Heiligkeitgesetztes, das als Grundprinzip gilt, damit das Volk eine achtsame Lebensführung ausüben kann. Als auserwähltes Volk ist Israel nicht nur eine Religionsgemeinde, sondern auch eine soziale und politische Gemeinschaft, die verantwortlich ist, die Heiligkeit des Lebens zu halten und zu pflegen. In so einer Gemeinde haben sogar die Fremdlinge Raum und Rechte, und sie müssen gleichberechtigt behandelt werden.
Der Text lautet: 33 Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. 34 Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland. Ich bin der HERR, euer Gott.
Wenn wir zusammenfassen, können wir sagen, dass die Definition einer wahren Religion- oder politischen Gemeinde sehr davon abhängt, wie man in dieser Gesellschaft die Fremden behandelt. Von der Gott befreite Gemeinde wird nun erwartet, dass sie Schutz gewährt und nicht nur als gute Menschen, die Hilfe leisten. Die Barmherzigkeit zu üben ist auch sehr wichtig, aber die Gewährleistung der Rechte ist noch wichtiger, weil man dadurch nicht höher positioniert werden kann, sondern auf Augenhöhe steht. Die Basis der Handlung und der Solidarität von Israeliten ist der Glaube, weil sie eine glaubensorientierte Gesellschaft ist, deswegen hat Gott sie daran erinnert: Ich bin der Herr, euer Gott. Das bedeutet, dass ihr mir gehört, deshalb müsst ihr nach meinem Willen leben. Das bedeutet, dass das Glaubensbekenntnis und die Anbetung dürfen nicht praktiziert werden, ohne die Schöpfung Gottes, nämlich Menschen zu beachten. Er ist kein Rachegott sondern der Gott, der Recht einrichtet, damit die Würde der Menschen gehalten werden kann, wie es in der 4 Strophe des Wochenliedes ausgedrückt wird: Wir haben einen Gott und Herrn, sind eines Leibes Glieder, drum diene deinem Nächsten gern, denn wir sind alle Brüder. Gott schuf die Welt nicht bloß für mich, mein Nächster ist sein Kind wie ich (EG 412,1).
In der Bergpredigt hat Jesus gesagt,: „Wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden?“ (Matth. 5,47‑48) und noch im anderen Kontext, als er über das jüngste Gericht erzählt, hat er noch einmal betont: „Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich aufgenommen“ (Matth. 25,35). Nach der Lehre von Jesus spielen die Fremden eine große Rolle in unserem Heil, weil sie die Anwensenheit Gottes vertreten. Durch diese Predigt betont Jesus, dass die Identität eines Frommen nicht von seinem Bekenntnis bestimmt wird, sondern von seiner Liebe, die in die Tat umgesetzt ist.
Anbetung muss mit humanen Taten einhergehen, sonst ist sie wie Reifen ohne Luft. Solche Reifen sind nutzlos, weil sie das Fahrzeug nicht bewegen können. Lernen wir also, Gott richtig kennenzulernen, lernen wir, Gottes Gegenwart zu leben, indem wir unsere Nachbarn achten, unabhängig davon, ob sie Landsleute oder Geflüchtete sind. Wo Liebe ist, können die Menschen ruhig schlafen, wo wir uns lieben, da sind alle satt ohne quälenden Hunger. Wo Liebe ist, ist da keine quälende Angst, die Menschen aus ihrer Heimat vertreibt. Und wo Liebe ist können die Fremdlinge ihr Bestes einbringen, um die Lebensqualität, in dem Land wo sie geflüchtet und beheimatet wurden, zu verbessern, da ihre Anwenseheit die Bereicherung ermöglicht.
Das Leben ist heilig und es muss immer und weiterhin geheiligt werden, deswegen lasst uns daran erinnern und unseren Kindern beibringen, dass Friede und Freundlichkeit schöner als Krieg und Augrenzung sind.
Ihr Pfarrer Albert Purba
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