An(ge)dacht zum 5. Sonntag nach Trinitatis am 30. Juni 2024

zu Lukas 5,1-11

Wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen;
aber auf dein Wort will ich die Netze auswerfen.
(Lukas 5,5)

Kennen Sie das? Sie haben sich gemüht, engagiert, sind sogar über Ihre Kräfte gegangen und alles ist erfolglos geblieben. Wie frustrierend ist das! Da muss wirklich niemand kommen, der sagt: „Versuch es doch noch einmal.“

Anders ist es bei dem Fischer Simon, der später von Jesus den Namen Petrus bekam. Allerdings wurde er auch nicht von irgendjemandem angesprochen, sondern von Jesus. Simon macht eine besondere Erfahrung mit Jesus, die dazu führt, dass er ein Werbeleiter Jesu wird. Es ist ein seltsames und wunderbares Erlebnis, das er mit Jesus hat. Sein überschaubares Leben als Fischer wird völlig umgekrempelt:

Zusammen mit seinen Gefährten Jakobus und Johannes hatte er die ganze Nacht gearbeitet. Sie waren auf den See hinausgefahren, hatten ihre Netze ausgeworfen, immer wieder, aber sie hatten kaum etwas gefangen, obwohl sie so erfahren waren. Schließlich ruderten sie zurück an Land, erschöpft und ärgerlich. Eine ganze Nacht umsonst gearbeitet! Missmutig standen sie am Ufer und wuschen ihre Netze.

Plötzlich kommt Leben auf. Jesus nähert sich und mit ihm viele Menschen, die ihn hören wollen. Jesus kommt näher, er sieht die Boote am Ufer in der Sonne liegen, steuert auf eines der Boote zu und steigt ein. Es ist Simons Boot.

Schon spricht Jesus Simon an: „Fahre mich ein Stückchen vom Ufer weg.“ Simon wundert sich nicht, er schimpft auch nicht, dass da jemand über sein Boot bestimmt, er sucht auch keine Ausrede. Er tut, was Jesus sagt. Er rudert ein Stückchen auf den See hinaus, damit Jesus der Menschenmenge besser predigen kann, und Jesus predigt den Menschen vom Boot aus.

Ob Simon schon gespürt hat, dass hier etwas Besonderes vor sich geht? Obwohl er müde und erschöpft ist von der langen Nacht, ist er sofort bereit, diesen Dienst zu tun. Wenn Jesus mit einem spricht, kann man sich dem nicht entziehen.

Jesus predigt den Menschen, und als er fertig ist, gibt er Simon einen neuen Auftrag: „Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!“ Simon weiß sehr genau, dass jetzt, am hellen Tag, die ungünstigste Zeit zum Fischen ist. Jetzt, wo der Schatten des Bootes unter Wasser jeden Fisch vertreiben muss, geht kein gelernter Fischer hin und versucht, einen guten Fang zu machen. Außerdem macht man die besten Fänge in Ufernähe und rudert nicht hinaus ins tiefere Wasser. Spätestens jetzt hätte Simon sagen können: „Lieber Jesus, vom Fischfang verstehst du wirklich nichts!“ Doch Simon reagiert nicht wie ein gelernter Fischer. Ganz im Gegenteil: Voller Vertrauen spricht er Jesus an: „Meister, wir haben zwar die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen, aber weil du es sagst, will ich die Netze auswerfen.“

Simon spürt offensichtlich, dass Jesus etwas Besonderes mit ihnen vorhat. So rudert er mit seinen Gefährten nochmals auf den See hinaus, nochmals werfen sie ihre Netze aus. Da geschieht Unglaubliches: Große Fischschwärme schwimmen in ihre Netze, die Netze drohen zu zerreißen. Allein schaffen sie es nicht, den Fang ins Boot zu hieven. Sie rufen den anderen Gefährten zu, sie sollen ihnen helfen. Gemeinsam füllen sie zwei Boote mit Fischen, ein ungeheurer Fang!

Simon müsste glücklich sein, so einen Fang hat er noch nie gemacht. Doch er reagiert erschrocken, geradezu geschockt. Entsetzt wirft er sich Jesus zu Füßen: „Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch!“ Er ist beschämt und er erkennt seine Unwürdigkeit: „Ich habe das nicht verdient. Warum gibt Jesus sich mit mir ab?“ Doch Jesus antwortet ihm: „Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen.“

Jesus gibt Simon damit einen weiteren Auftrag und sagt ihm damit, dass er keineswegs ein unwürdiger Mensch ist, sondern, dass neue, ganz andere Aufgaben auf ihn warten: „Von jetzt an wirst du Gottes Wort verkündigen. Du wirst Menschen für Gott fangen, für Gott gewinnen. Ich werde durch dich reden und du wirst mein Wort verkündigen. Fürchte dich nicht! Ich lasse dich nicht allein. Mein Wort steht, du kannst dich darauf verlassen.“

Was Simon erlebt, verändert ihn. Er fühlt sich auf einmal stark und sicher. Er ist entschieden: „Ich will mit Jesus gehen! Ich will Menschenfischer sein. Ich will von Jesu Wundern erzählen. Ich will den Menschen von Jesu Macht erzählen. Ich will davon erzählen, dass man dem, was Jesus sagt, vertrauen kann. Ich kann mich darauf verlassen. Ich will den Weg gehen, den Jesus mir zeigt.“

„Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!“ so forderte Jesus Simon auf. Was wäre geschehen, wenn Simon kein Vertrauen gehabt hätte und sich nicht darauf eingelassen hätte? Er hätte nie erlebt, welche Wunder Jesus an Menschen tut. Er wäre nie zum Menschenfischer geworden. Und wir hätten nie von ihm erfahren.

Jesus ruft Menschen auf ungewöhnliche Weise in seinen Dienst. Wer dafür offen ist und sich darauf einlässt, erlebt Wunderbares und kann davon erzählen und wird Jesus nachfolgen.

Ich wünsche Ihnen Begegnungen mit Jesus, von denen Sie gerne erzählen!
Ihre Pastorin Annette Beer

Abbildung: Christiane Oellerich: Fischzug des Petrus, 2018, Mischtechnik auf Papier, 38,8 x 26,8 cm