An(ge)dacht zum Sonntag Kantate am 28. April 2024

Singt dem Herrn ein neues Lied!

Musik ist etwas Wunderbares. Ich höre sehr gerne Musik und auch das Singen macht mir Spaß. Musik macht das Herz weit, Musik tut der Seele gut. Die unterschiedlichsten Stimmungen können mit und in der Musik ausgedrückt werden. Musik kann oftmals deutlicher als Worte ausdrücken, was einen bewegt.

Wenn ein fröhliches Fest gefeiert wird, dann kann die Musik von den Stühlen reißen, der Rhythmus geht sofort in die Beine, wir können gar nicht anders, als uns im Takt der Musik zu bewegen.

Im Chor mitzusingen, kann große Freude bereiten und ist sehr bereichernd. Und unser Gesangbuch ist voll von Liedern, die zum Singen und Musizieren auffordern.

Wenn ich traurig bin, höre ich Musik, die mich tröstet. Schon König Saul hat sich mit Musik getröstet. Immer wieder litt Saul unter Ängsten, er war schwermütig, depressiv. David, der Hirtenjunge und spätere König konnte ihn aus dieser Stimmung reißen. David nahm seine Harfe und spielte. Die Musik brachte Saul Erleichterung und er fühlte sich besser.

Vielleicht hat David ihm ja Psalmen vorgesungen wie „Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollt ich mich fürchten?“ Oder „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“. Diese Psalmen trösten auch heute noch, auch wenn wir keine Melodie mehr dazu kennen.

Musik beruhigt, sie macht innerlich froh, sie nimmt Stimmungen auf, sie tut einfach gut.

Kantate! Singet! so heißt der Sonntag. Und der Spruch der Woche aus Psalm 98 fordert auf: Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder. Ein neues Lied soll angestimmt werden. Sind denn die alten Lieder nicht mehr gut genug? Doch, aber das, was Gott an den Menschen tut, muss mit einem neuen, ganz anderen Lied besungen werden, denn die alten Lieder können die Größe Gottes und seine Wunder nicht erfassen. Die ganze Schöpfung wird aufgefordert ein Loblied anzustimmen: Das Meer brause und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen. Die Ströme sollen frohlocken, und alle Berge seien fröhlich vor dem Herrn. Lobet den Herrn mit Harfen, mit Harfen und mit Saitenspiel! Mit Trompeten und Posaunen jauchzet vor dem Herrn, dem König! Denn Gott schafft Heil mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm. So jubelt der Psalm.

Das neue Lied preist die Taten Gottes. Gott hilft, er vollbringt Neues, Unerwartetes, Wunderbares. Er schafft Heil und Gutes und letztlich macht er alles neu, und er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker, wie es recht ist. Gott kommt und er regiert gerecht und unbestechlich zum Wohl seiner geliebten Menschen.

Ursprünglich besingt der Psalm, wie Gott sein Volk aus der Babylonischen Gefangenschaft befreite. Viele Jahre musste es das Exil ertragen. Auf Vieles musste es verzichten und Vieles war ihm fremd. Manches wurde verboten. Und umgekehrt wollte die Israeliten nicht alles akzeptieren. In all den Jahren und Jahrzehnten des Exils fühlten sie sich unwohl und nie heimisch. Da griff Gott ein, er hielt, was er ihnen schon lange versprochen hatte: Die Israeliten wurden frei. Und Gott bewies ihnen damit, dass er zuverlässig ist, dass er treu zu dem steht, was er verheißt.

In ihrer Freude stimmt das Volk Israel ein Loblied an und alle Welt soll erfahren, wie Gott handelt. Gott hat Israel befreit. Er hat sein Versprechen gehalten, seinem Volk gnädig und treu zu sein. Bis in die fernsten Länder ist die Nachricht gedrungen. Darum soll alle Welt jubeln und musizieren, mit Trompeten und Posaunen, mit Harfen und Gesang.

Und nicht nur die Menschen sollen ihre Stimmen erklingen lassen und zu den Instrumenten greifen, sondern die ganze Schöpfung stimmt ein in dieses Lob. Das Meer mit allem, was in ihm lebt, soll zu Gottes Ehre brausen und tosen! Die Flüsse klatschen in die Hände; und die Berge singen vor Freude. Die ganze Welt soll in Jubel ausbrechen!

Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder. Kann ich auch so sprechen? Kann ich so jubeln? Sicherlich nicht immer, aber auch ich erfahre doch, dass Gott Großartiges tut. Ich denke an meine Familie. Ich denke an meinen Beruf. Ich erinnere mich an so vieles, was gelungen ist und mein Leben schön macht. Ich denke an bewegende Begegnungen, an Freundschaften, an Urlaube, an Kunst und Musik. Dass ich das alles erleben darf, hat mit Gott zu tun. Und ich stimme ein in ein neues fröhliches Lied, dass Gottes Großartigkeit, seine Treue und Liebe besingt.

Es gibt noch etwas, was ein neues ganz anderes Loblied singen lässt: Gott ist in diese Welt gekommen. Durch Jesus Christus, ist es möglich, Gott kennen zu lernen. Er hat sein Leben dahingegeben, damit nichts zwischen Gott und den Menschen steht. Durch Christus sind Gottes Nähe und Liebe spürbar. Und das erlebe ich auch dann, wenn mir ganz und gar nicht nach Singen zumute ist. Lieder anzustimmen, gelingt ja nicht immer. Oft bleibt mir der Ton im Hals stecken. Und doch tröstet es mich, dass Gott in allem, was das Leben gerade schwer ertragen lässt, da ist. Diese feste Zuversicht, dass Gott mir treu ist, gleichgültig in welcher Lebenslage ich mich befinde, gibt mir eine Perspektive auf einen Neubeginn.

Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder. Das möchte ich immer wieder tun. Und so lobe ich Gott mit alten und mit neuen Liedern. Ich singe und musiziere und lausche den Harfen und Trompeten, den Posaunen und der Orgel. Ich erinnere mich daran, was Gott Gutes getan hat, und ich bin voller Vertrauen, dass ich Gott als den erlebe, der mir seine Liebe beweist und letztlich alles neu macht.

Einen fröhlichen Sonntag mit viel Musik und Gesang!
Ihre Pastorin Annette Beer