An(ge)dacht zum 8. Januar 2023

Festtag der Taufe Christi

Heute sind die meisten Täuflinge Kinder, aber es gibt auch Erwachsenentaufen. Jesus wurde nach der jüdischen Sitte als Säugling beschnitten, aber die Taufe als religiöse Handlung gab es so noch nicht. Das war etwas, zu dem Johannes der Täufer erst Jahre später die Erwachsenen aufrief.

Johannes zieht als wandernder Prediger durchs Land. Er hat dem weltlichen Leben abgeschworen und sich aus der Zivilisation der Städte zurückgezogen in die Einsamkeit der Wüste. Statt der üppi-gen Braten isst er Heuschrecken. Statt des berauschenden Weins trinkt er einen Saft, der aus Was-ser mit Wildhonig besteht. Statt der weichen Kleider aus angenehmen Stoffen trägt er einen Um-hang aus Kamelhaaren, der wie der Gebetsschal des frommen Juden mit einem Gürtel zusammen-gehalten wird.

Die Menschen kommen zu Johannes, um ihn zuzuhören, und er predigt diesen suchenden Men-schen. Er fesselt sie mit seiner Rede. Er hat die Zeichen der Zeit erkannt. Er weiß, dass die Ankunft des Zukünftigen unmittelbar bevorsteht. Er verkündet den Menschen das Ende der bisherigen Zeit. Das Reich des allseits Erwarteten ist angebrochen, so posaunt es der Täufer in alle Welt. Gottes Herrschaft des Heils ist nahe herbeigekommen. Das ist die freudige Nachricht, die jeder gern hört. Das ist die gute Botschaft, die gerne von Mund zu Mund geht. Das ist es, worauf die Menschen gewartet haben. Das ist die Antwort auf ihre Messiaserwartung. Nun sind sie sicher, dass der Chris-tus ganz nah ist und sehr bald kommen wird.

Aber das Erkennen dieser frohen Botschaft ist an einen Anspruch geknüpft. So wie die Zuhörenden leben, sind sie nicht bereit für dies Freudenreich. So wie sie zu Johannes gekommen sind, können die Menschen nicht den Messias erwarten. Deshalb predigt Johannes ihnen Buße und fordert seine Zuhörenden zur Umkehr auf. Er tut dies ohne Unterschied und ohne Ansehen der Person.
Die Menschen hören die Predigten des Johannes und tun Buße. Sie bereuen und beschließen umzukehren. Zum Zeichen dafür werden sie getauft. Indem Johannes im Jordan tauft, wäscht er symbolisch den alten Menschen wie Schmutz ab. Der neue Mensch entsteigt gereinigt der Taufe. Der getaufte Mensch gehört nun zu Gott.

Und eines Tages kommt Jesus zu Johannes an den Jordan. Vielleicht ist Jesus für einige Zeit bei Johannes gewesen. Vielleicht war er sogar ein Schüler des Johannes. Er hat ihm zugehört und dessen Predigten verfolgt. Auch Jesus lässt sich von Johannes taufen. Und er wollte auch sich selbst sichtbar für alle unter Gottes Herrschaft stellen. Jeder sollte sehen können, dass Jesus ganz zu Gott gehörte. So ließ er sich taufen. Bei dieser Taufe wird es deutlich – überdeutlich für alle, die es erlebt haben. Johannes sieht den, den er angekündigt hat. Der letzte große Prophet sieht die Erfüllung seiner Vorhersage.
Diese Taufe ist eben mehr als jede andere Bußtaufe. Hier tut sich, so berichten es die Evangelien, der Himmel auf und der Geist Gottes fährt auf Jesus wie eine Taube herab und kommt über ihn. Johannes der Täufer, der gewohnt ist zu handeln, wird hier zum Werkzeug Gottes. Gott handelt durch ihn und seine Taufe. Gott kommt in dieser Handlung in seinem Geist auf seinen Sohn. Und es war die Stimme Gottes zu hören, die sprach: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“

Nun ist es deutlich geworden, dass der Täufling Jesus, der Sohn Gottes ist, der als der Christus in die Welt gekommen ist. Johannes erkennt das und bekennt es bis zum Ende seines Lebens: „Siehe, das ist Gottes Lamm!“
Mögen wir immer wieder neu zu dieser Erkenntnis und diesem Bekenntnis kommen: Jesu ist wahrlich Gottes Sohn, der in die Welt gekommen ist, um sie mit Gott zu versöhnen.

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Jahr 2023 und einen schönen Sonntag!
Ihr
Pfarrer Johannes Beer