An(ge)dacht zum 8. Sonntag nach Trinitatis am 7.8.2022

Eine klassische Szene in jedem zweiten Fernsehkrimi: Eine Frau ist allein auf ihrem Heimweg. Es ist dunkel. Nur entfernt schummriges Licht setzt das besorgte Gesicht der Frau in Szene. Immer wieder dreht sie sich nervös um. Man hört den Widerhall ihrer Schritte in den finsteren Gassen des Dorfes. Ein Knacken! War das nur der Wind, oder ist da jemand? Wird sie vielleicht verfolgt?
Dunkelheit macht Angst. Als Zuschauer werde ich in diese Filmszene hineingezogen.
Sie spricht eine Urangst an. Immer dann, wenn meine Sinne versagen, werde ich unsicher.
In der Finsternis, so spüre ich instinktiv, lauert das Böse. Dort verorte ich die Gefahr.
Sicher, die Finsternis bietet seit jeher auch Kriminellen und Verbrechern Schutz.

Doch täuscht diese Vorstellung darüber hinweg, dass uns das Dunkel manchmal viel näher sein kann: Es kann auch in uns selbst sein. Auch diese Erfahrung kennen wir und auch sie macht uns Angst.
Das können dunkle Gedanken sein, Selbstzweifel und Mutlosigkeit, die von uns Besitz ergreifen können und jede Hoffnung im Keim ersticken. Das Dunkel kann sich in Missgunst und Neid äußern, wenn es für den Moment so scheint, als mache das Glück einen Bogen um mich und es scheinbar nur den anderen gut geht. Sie kann sich auch in dem Gefühl äußern: Gott ist mir fern, ich spüre ihn nicht.

Besonders in diese Finsternis spricht der Apostel Paulus eine Botschaft, die frei und hell macht:
„Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“
Epheser 5,8-9

Paulus erinnert uns eindringlich daran: Wir sind bereits Kinder des Lichts. Beschienen vom Licht der Auferstehung; dem Licht, das die Hoffnung auf die Auferstehung von den Toten nährt.
Als Christinnen und Christen sind wir aus gottesferner Finsternis hinein ins Licht seiner Liebe gestellt worden.
Ähnlich wie der Mond, so stelle ich es mir vor, werden wir beschienen und sollen dadurch Licht für andere sein.

Damit ist der Anspruch verbunden, auch als solche Kinder des Lichts zu leben. Paulus gibt dazu hilfreiche Anweisungen: Dazu gehört es, zu prüfen, was dem Herrn „wohlgefällig“ ist und uns von den Werken der Finsternis fernhalten. Vielmehr sollen wir sie aufdecken und sichtbar machen. Das Licht scheint in diese Finsternis und macht ihre unfruchtbaren Werke offenbar.

Dieses Licht, so beschreibt es Paulus, bringt reichlich Frucht: Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit sind vom Licht beschienen erntereif. Und als Kinder des Lichts, die selbst von der göttlichen Güte, seiner Gerechtigkeit und Wahrheit beschienen werden, können wir so selbst diese Güte, Gerechtigkeit und göttliche Wahrheit ausstrahlen. Das fällt mir nicht immer leicht und manchmal scheitere ich daran. Oft leuchte ich bestenfalls wie eine »Funzel«. Doch ich bin gewiss, dass dieses Licht scheint und es immer wieder schafft, auch meine Dunkelheit zu erhellen, sodass ich strahlen kann.

Einen gesegneten Sonntag
Ihr Vikar Lars-Manuel Stötzel