Jubelt Gott zu, alle Länder!
Singt von der Herrlichkeit seines Namens!
Stimmt an den Lobgesang auf seine Herrlichkeit!
Sagt zu Gott: »Wie gewaltig sind deine Werke.
Wie groß und mächtig bist du doch,
auch deine Feinde schmeicheln dir!«
Alle Länder sollen dich anbeten und dich preisen,
sie sollen deinen Namen preisen.
Kommt und schaut die Taten Gottes!
Was er für die Menschen tut, ist gewaltig:
Er verwandelte das Meer in trockenes Land,
zu Fuß zogen sie sicher durch den Strom.
Dort am Ufer wollen wir uns über den freuen,
der für immer herrscht in seiner Macht.
Er behält die Völker im Auge.
Kein Aufrührer darf sich gegen ihn erheben.
Ihr Völker, preist unseren Gott!
Lasst sein Lob laut erschallen!
Er ist es, der uns am Leben erhält
und unseren Fuß nicht straucheln lässt.
(Psalm 66,1-9, BasisBibel)
Jubelt Gott zu, alle Länder! So beginnt der Psalm des Sonntags Jubilate. Nur: Im Augenblick ist mir gar nicht nach Jubeln und Jauchzen zumute. Es gibt so viel, was mich beschwert, dass ich die muntere Aufforderung, alle Länder sollen jauchzen, gar nicht nachvollziehen kann. Da sind die weltweiten Probleme, die ängstigen und verunsichern. Der Ukrainekrieg nimmt immer bedrohlichere Züge an. Werden wir da heil herauskommen?
Die Coronakrise ist noch lange nicht überstanden, auch wenn uns das viele weismachen wollen. Nur weil die Maskenpflicht fällt, weil alle Beschränkungen auf einmal nichtig sind, ist ja die Krankheit nicht verschwunden.
Ich höre von Dürregebieten und Hungerkatastrophen, von Lava spuckenden Vulkanen, so dass ganze Dörfer darunter begraben werden. Ich höre von korrupten Regimen, von Gewalt und Menschenverachtung. Wie soll ich da jubeln? Worüber kann ich jauchzen?
Und was ist mit meinem persönlichen Kummer, mit Sorgen, die mich umtreiben, mit Belastungen und Überlastung? Wie soll ich da jubeln? Worüber kann ich jauchzen?
Und doch jubelt der Psalmdichter und fordert auf: Kommt und schaut die Taten Gottes! Was er für die Menschen tut, ist gewaltig. Es ist ja nicht so, als kenne der Psalmdichter nicht auch Nöte. Er weiß von Kriegen und Katastrophen, von Dingen, die Menschen in Krisen und Ängste stürzen. Er weiß von der Not dieser Welt und er entdeckt, wie Gott in diese Nöte eingreift. Und er erzählt: Kommt und schaut die Taten Gottes: Er verwandelte das Meer in trockenes Land. Der Psalmdichter erinnert an die Flucht der Israeliten vor den Ägyptern. Als sie zum Schilfmeer kamen, meinten sie, dass nun alles verloren sei und sie alle sterben müssten, denn es gab keine Möglichkeit mehr zu fliehen. Doch da teilte Gott das Wasser, so dass sie durch das Meer laufen konnten, und das Wasser war wie eine Mauer rechts und links. Die Ägypter versuchten, die Israeliten einzuholen, und sie folgten ihnen ins Meer, aber über ihnen schlugen die Wellen zusammen. So befreite Gott sein Volk von den Verfolgern. Das war für die Israeliten ein Grund zum Jubeln. Sie wurden gerettet, die Feinde wurden klein und bedeutungslos und mussten sich vor Gottes Macht beugen.
Noch an eine weitere Geschichte Gottes mit seinem Volk erinnert der Vers: Beim Einzug in das gelobte Land Kanaan standen die Israeliten wieder vor dem Problem, Wasser überwinden zu müssen. Sie mussten den Jordan überqueren, um das gelobte Land zu erreichen. Zu Fuß zogen sie sicher durch den Strom, so heißt es im Psalm. Auch hier hat Gott sein Volk auf wunderbare Weise geführt und begleitet, er ließ sein Volk ein zweites Mal trockenen Fußes durch das Wasser gehen. Und die Geretteten jubelten über Gottes Größe und seine Begleitung und waren sicher: Gott behält die Völker im Auge.
Fröhlich und dankbar sind die Verse des Psalms. Gott zeigt sich und seine Macht. Gott hat alle Menschen im Blick und nichts und niemand ist vor ihm verborgen. Wenn alles aussichtlos zu sein scheint, dann rettet er. Das lässt ehrfürchtig sein und das lässt jubeln.
Kann ich jubeln? Sicherlich bleibt uns gerade der Jubel im Hals stecken und doch will ich vertrauen, dass Gott schafft, dass ich wieder jubeln und jauchzen kann. Ich habe doch wie der Psalmbeter die Erfahrung gemacht, dass Gott hilft. Ich erinnere mich daran, wie Menschen von ihrer Flucht im Zweiten Weltkrieg erzählt haben. Sie sprachen über ihre schrecklichen Erfahrungen, die sie gemacht hatten: der Verlust der Heimat, mit allem was dazu gehörte, Hunger, Krankheit, Gewalt, seelische und körperliche Verletzungen. Diese Erzählungen klingen gerade so erschreckend aktuell. Doch die Menschen, die diese Schrecken damals erlebt haben, erzählen auch davon, wie sie durch Schrecken und Wirrnisse hindurchgeführt wurden. Sie sind nicht zugrunde gegangen. Trotz aller Grausamkeiten sind diese Menschen behütet gewesen. Sie haben Gottes Hilfe und Treue erfahren. Und sie bekamen neuen Mut und die Kraft, noch einmal neu anzufangen. Warum sollte Gott heute nicht auch so handeln?
Gott lässt zu, dass Menschen große Angst erleben, er lässt zu, dass Menschen leiden und doch schaut Gott auf die Menschen und behält sie im Auge. Er greift ein auf wunderbare, manchmal erschreckende und unerklärliche Weise und zeigt damit, dass er regiert. Gottes Macht hört niemals auf und der Psalmdichter weiß, dass niemand gegen ihn besteht, denn Gottes Macht ist größer und seine Herrschaft reicht weiter. Sogar Feinde huldigen ihm, weil sie sehen, welch große Macht Gott hat.
Lasst sein Lob laut erschallen! Er ist es, der uns am Leben erhält und unseren Fuß nicht straucheln lässt.
Der Psalmdichter weiß, dass auch schwere Nöte das Vertrauen auf Gott nicht erschüttern können, denn Gott erhält das Leben und lässt nicht stürzen und scheitern. Gott stärkt die Seele, er lässt niemanden untergehen, er sorgt sich um seine geliebten Menschen.
Das, was Menschen erleben und manchmal auch erleiden, kann an Gottes Macht und Liebe zweifeln lassen. Dann ist es gut, sich daran zu erinnern, dass Gottes Macht größer ist als alle menschliche Macht und dass er allem Feindlichem und Misslungenem, Verletzungen und persönlichen Katastrophen seine Macht entgegensetzt. Dann gibt es Grund zum Jubeln und dankbarem Bekennen: Seht, was Gott Wunderbares getan hat!
Jauchzt, alle Lande, Gott zu Ehren,
rühmt seines Namens Herrlichkeit,
und feierlich ihn zu verklären,
sei Stimm und Saite ihm geweiht.
Sprecht: Wunderbar sind deine Werke,
o Gott, die du hervorgebracht;
auch Feinde fühlen deine Stärke
und zittern, Herr, vor deiner Macht.
(EG 279,1)
Viel Zuversicht wünscht Ihnen
Ihre Pastorin Annette Beer