An(ge)dacht für den Sonntag Invokavit am 6.3.2022

Engel: manche können sich nicht vorstellen, ohne Engel zu leben, manche haben ein gespaltenes Verhältnis zu den geflügelten Wesen. Fest steht, dass sie in der Bibel, durchaus eine Rolle spielen und zwar im Alten und im Neuen Testament.

Bei der Ankündigung der Geburt Jesu taucht ein Engel auf. Als Jesus dann geboren war, haben ganze himmlische Heerscharen seine Ankunft verkündet. Auch als Jesus erwachsen ist, begegnen ihm Engel: Als er vom Teufel versucht wird, kommen anschließend Engel und dienen ihm. Im Garten Gethsemane kurz bevor Jesus verhaftet wird und er nicht weiß, wie es weiter gehen soll und er meint, das Leiden nicht durchstehen zu können, kommt ein Engel und stärkt ihn. Nach Jesu Auferstehung sitzen Engel im Grab und erklären den Menschen, was geschehen ist. Und auch nach der Himmelfahrt rütteln Engel die verdutzten Jünger auf und schicken sie zurück ins Leben. Engel begleiten also Jesu Leben, sie bringen eine Botschaft von Gott oder sie versorgen und stärken Jesus in Gottes Auftrag.

Engel kümmern sich um Menschen, da erinnere ich mich besonders an die alttestamentliche Geschichte von Elia, der unter dem Ginsterbusch sitzt und am liebsten sterben möchte. Ein Engel kommt und versorgt ihn mit Lebensnotwendigen.

Ein Engel kümmert sich auch um Hagar, die mit Ismael schwanger ist und vor ihrer Herrin Sarai, Abrams Frau, in die Wüste flieht. Der Engel berät und unterstützt sie und zeigt ihr, welche Zukunft vor ihr liegt.

In Psalm 91, dem Psalm der Woche, heißt es: Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen. Gott schickt seine Engel, damit ich sicher und behütet angehen kann, was vor mir liegt. Engel sind meine täglichen Begleiter. Gott schickt seine Schutzengeln, seine Boten, die in seinem Auftrag um mich sind und mich beschützen oder mir raten und mich begleiten. Diese Vorstellung entlastet mich und macht mich froh.

Wenn ich diesen Vers aus Psalm 91 höre, dann sehe ich das Bild „Sicher über den Steg“ vor mir: ein kitschiges Bild aus dem 19.Jahrhundert, das früher in vielen Kinderzimmern gehangen hat. Eine düstere Landschaft ist dort gemalt. Eine schmale Brücke führt über einen reißenden Strom. Die Brücke wirkt unsicher, gefährlich. Sie ist schief und krumm und hat kein Gelände, das jemanden schützen könnte. Rechts und links gähnt der Abgrund. Ein Kind geht über diesen gefährlichen Steg. Doch das Kind ist nicht allein. Ein Engel begleitet es sicher über diese Brücke. Wohlbehütet und gelöst geht es seinen Weg. Es hat offenbar keine Angst und fühlt sich sicher und aufgehoben.

Dieses Bild mag sentimental sein und kitschig, aber es stellt doch dar, was der Vers bedeutet: Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.

Gott zeigt mir, dass ich sicher und geborgen meine Wege gehen kann. Er will, dass ich zuversichtlich dem entgegenblicke, was auf mich zukommt. Gott befiehlt sogar seinen Engeln, mich zu behüten. Es ist also ein sehr ernstes Anliegen, das Gott an seine Engel hat. Auf Händen von Engeln getragen, so darf ich leben. Das ist eine wunderschöne Vorstellung: Gottes Engel tragen uns Menschen auf allen Wegen des Lebens, auf guten und sicheren Wegen aber auch auf Irrwegen, auch auf gefährlichen Wegen. Immer sind sie um uns, immer beschützen sie uns, weil Gottes es so will. Und eines Tages tragen sie mich in Gottes Reich. Gottes Engel tragen mich nach meinem Tod in Gottes Herrlichkeit, wo ich für immer leben darf.

Gottes Engel sind immer da und mit ihnen ist Gott selbst da. Das ist das Entscheidende, wir reden von Engeln und meinen Gott. Wir stehen unter Gottes Schutz und sind bei Gott geborgen und aufgehoben. Gleichgültig, was in meinem Leben geschieht, Gott ist schon da. Gleichgültig, welchen Herausforderungen ich mich stellen muss, welche finsteren Täler ich durchqueren soll, Gott ist schon da. Gott ist da und begleitet mich. In Menschen, die mich unterstützen, ist er da, in guten Gedanken ist er da, wenn Dinge gelingen, ist er da. Wenn ich mutig bin und wenn ich hilflos bin, wenn ich schwach oder stark bin, immer ist er um mich und führt mich hindurch. Ich sitze unter dem Schutz des Höchsten, Gott ist meine Zuflucht, dem ich vertraue. So weiß es der Psalmbeter. Und er spricht weiter von der Pest und von Seuchen, die wüten und vom Unglück, das hereinbrechen kann, – wie ein Unglück auch immer aussehen mag. All das kann mir nichts antun, denn Gott ist mein Schutz, bei ihm bin ich geborgen.

Was kann ich mir mehr wünschen, als dieses Gefühl der Sicherheit. Die Welt um mich herum tobt, jeden Tag scheinen sich neue Abgründe aufzutun, und doch kann ich mich Gott und seinem Schutz ganz und gar anvertrauen, denn:

Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem HERRN: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe. Denn er errettet dich vom Strick des Jägers und von der verderblichen Pest. Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln. Seine Wahrheit ist Schirm und Schild, dass du nicht erschrecken musst vor dem Grauen der Nacht, vor dem Pfeil, der des Tages fliegt, vor der Pest, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die am Mittag Verderben bringt. Denn der HERR ist deine Zuversicht, der Höchste ist deine Zuflucht. Es wird dir kein Übel begegnen, und keine Plage wird sich deinem Hause nahen. Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.
(Ps 91,1-6.9-12)

Bleiben Sie behütet!

Ihre Pastorin Annette Beer