An(ge)dacht zum Sonntag Reminiszere am 28.2.2021

von Pfarrer Albert Purba

Die Geschwindigkeit der Gottes Liebe

Hört mir zu! Ich singe euch das Lied meines Freundes von seinem Weinberg:
Auf fruchtbarem Hügel, da liegt mein Stück Land,
dort hackt ich den Boden mit eigener Hand,
ich mühte mich ab und las Felsbrocken auf,
baute Wachtturm und Kelter, setzte Reben darauf.
Und süße Trauben erhofft ich zu Recht,
doch was dann im Herbst wuchs, war sauer und schlecht.
Jerusalems Bürger, ihr Leute von Juda,
was sagt ihr zum Weinberg, was tätet denn ihr da?
Die Trauben sind sauer – entscheidet doch ihr:
War die Pflege zu schlecht? Liegt die Schuld denn bei mir?
Ich sage euch, Leute, das tue ich jetzt:
Weg reiß ich die Hecke, als Schutz einst gesetzt;
zum Weiden solln Schafe und Rinder hinein!
Und die Mauer ringsum – die reiße ich ein!
Zertrampelnden Füßen geb ich ihn preis,
schlecht lohnte mein Weinberg mir Arbeit und Schweiß!
Ich will nicht mehr hacken, das Unkraut soll sprießen!
Der Himmel soll ihm den Regen verschließen!
Der Weinberg des Herrn seid ihr Israeliten!
Sein Lieblingsgarten, Juda, seid ihr!
Er hoffte auf Rechtsspruch
– und erntete Rechtsbruch,
statt Liebe und Treue
nur Hilfeschreie!
(Jesaja 5,1-7)

Geschwindigkeit ist Kraft. Wer schnell ist, ist der Gewinner. Wer gewinnt, der bestimmt die Regel und das Leben. Dies ist ungefähr das Motto dieses Jahrhunderts, der Zeit, in der (laut einer Studie) Menschen nicht länger als drei Sekunden warten können, um ein Internet-Suchergebnis zu bekommen. Anzeigen bieten Verbrauchern, für die ersten 10 oder 20 Käufer ihrer Produkte, einen Rabatt von bis zu 20 oder 30%; Es zieht Leute an, die um eine schnellere Bestellung wetteifern. Inmitten dieser augenblicklichen Kultur sind die roten Ampeln manchmal zu lang und nervig.

Kosuke Koyama, ein Theologe aus Japan schriebe, dass Gottes Liebe eine Geschwindigkeit von 3 Meilen pro Stunde hat. Was bedeutet das? drei Meilen pro Stunde ist die Geschwindigkeit, die ein Mensch gehen kann. Und wenn Gottes Liebe drei Meilen pro Stunde beträgt, bedeutet das, dass er immer und immer bei uns ist, Schritt für Schritt, wenn wir ein- oder ausatmen.

Liebe macht Gott immer bereit, eine neue Geschichte zu beginnen, obwohl seine Liebe von dem, den er liebt, abgelehnt wird. Hier geht es um die Botschaft des Liebesliedes, das Jesaja im 5. Kapitel, Verse 1-7, geschrieben hat. Das Gedicht zeigt eine Ironie über eine verratene Loyalität. Gott drückte seine Enttäuschung über Israel aus, das den Sinn und Zweck seiner Wahl nicht verstehen konnte. Obwohl Gott erwartet hatte, dass diese Nation ein Vorbild für andere Nationen wird, treten inmitten von ihnen Verbrechen und Ungerechtigkeiten auf. Israel, das mit einem Weinberg verglichen wird, wird Tag und Nacht gut gepflegt und bewacht, in der Hoffnung, feine Trauben zu produzieren. Aber die Wahrheit ist, dass die Reben nur saure Früchte tragen. Das ist nicht das, was Gott erwartet hatte.

Der Herr verließ den Weinberg jedoch nicht sofort. In seiner Enttäuschung zeigt dieses Gedicht Gottes Zorn gegenüber einer Nation der Unwissenheit und des Ungehorsams. Aber er ist immer bereit, neu anzufangen, ein hoffnungsvoller Anfang. Der Weinberg wird erneuert und die neuen Pflanzen werden wieder gepflanzt. Gott will nicht zerstören, sondern erneuern.

Gottes Liebe drückt sich in der Person Jesu aus: Gott, der menschlich wurde. Er wanderte durch die Straßen von Judäa, Samaria und den Nachbarländern Israels. Er ging nicht schneller als andere Menschen. Er blieb oft bei Martha und Maria stehen oder verbrachte die Nacht im Haus des Steuereintreibers Zachäus. Am letzten Tag seines Lebens ging er langsamer und stolperte, weil ein Kreuz auf seiner Schulter war. Gottes Liebe hat Jesus zur Via Dolorosa langsamer geführt, aber von dort kommt die Hoffnung auf Vergebung und neues Leben.

Liebe ist manchmal schmerzhaft und tut weh. Liebe kann in der Tat jemanden Herzschmerz erleben lassen. Liebe gibt den Menschen das Gefühl, dass das Leben bedeutungsvoller ist, aber gleichzeitig kann Liebe unvergleichliche Traurigkeit bringen. Die Liebe Gottes ist so groß, dass sie den qualvollen Schmerz überdecken kann.

Obwohl das Lieben schmerzhaft ist, kann das Gott nicht davon abhalten, Sünder zu lieben. Er besteht darauf und wollte niemals das Tempo seiner Liebe ändern, damit die Menschen Erlösung erfahren konnten. Er kann seine Natur nicht ändern, weil er die Liebe ist.

Zum Schluss, schrieb uns Paulus einmal: „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ (Römer 5,8)

Ich wünsche Ihnen, dass Sie Gottes Liebe in dieser Passionszeit und dieser Pandemie wahrnehmen können. Seine Begleitung und Segen sind bei uns immer da Schritt für Schritt und niemals wird er uns verlassen.

Ihr Pfarrer
Albert Purba