Gott ist Liebe
„Ich liebe dich“, sagen zwei Menschen zueinander und meinen: „Ich will für immer mit dir zusammenbleiben, ich kann ohne dich nicht leben, du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Du kannst mir in allem vertrauen und ich vertraue dir. Ich gebe dir Freiheit und akzeptiere dich so wie du bist. Du musst keine Angst haben, dass uns irgendetwas entzweien oder trennen könnte, denn unsere Liebe ist stärker als alles.“
Liebe ist ein überwältigendes und mächtiges Gefühl. Ohne Liebe wäre das Leben leer. Liebe ist unentbehrlich, ja lebensnotwendig. Wie aufbauend und wichtig ist es, geliebt zu werden. Liebe hilft, dass das Leben gelingt.
Gott ist die Liebe. So heißt es im 1. Johannesbrief (1.Joh 4,16). Gott liebt uns Menschen nicht nur, er ist selbst die Liebe. Gott wendet sich den Menschen zu und beweist ihnen, was sie ihm bedeuten: Er hüllt sie ein in seine Liebe, in seine Geborgenheit. Frei und unbeschwert lässt er seine geliebten Menschen leben. Nichts kann sie trennen von Gott, nichts müssen sie fürchten. Da ist dieses große Vertrauen, dass trägt und das gut leben lässt.
Das ist großartig und doch gehen die Menschen mit dieser Liebe und Freundlichkeit Gottes nicht sorgsam um. Immer wieder werden sie schuldig. Sie begegnen einander nicht auf Augenhöhe, sie lieben einander nicht wie sich selbst. Sie suchen nicht das Verbindende. Stattdessen schauen sie auf das, was trennt, führen Krieg gegeneinander, missachten einander, sind gleichgültig miteinander. Wer sich Gottes Liebe bewusst ist, lebt diese Liebe. Doch weil die Menschen fehlbar sind, vergessen sie diese Liebe immer wieder und werden schuldig vor Gott und seiner Schöpfung.
Gott aber verurteilt überraschenderweise die Fehler der Menschen nicht. Er überlässt die Menschen auch nicht ihrem Schicksal und wendet sich ab. Gott weiß um die Widrigkeiten dieser Welt, er weiß um das allzu menschliche Denken und Handeln. Er weiß, dass der Mensch egoistisch ist und viel zu oft lieblos und rücksichtslos handelt. Gott hätte also allen Grund zu sagen: So wie ihr Menschen euch benehmt, sehe ich keine Veranlassung mich weiter um euch zu kümmern. Doch Gott lässt die Menschen nicht allein. Stattdessen zeigt er ihnen unablässig Zeichen seiner Liebe.
Wenn ich Hilfe erfahre, ist sie ein Zeichen der Liebe Gottes. Menschen, denen ich begegne, die mich entlasten oder mir meine Einsamkeit nehmen und für mich da sind, sind Zeichen der Liebe Gottes. Wenn ich annehmen kann, was nicht zu ändern ist oder wenn ich Trost finde, entdecke ich darin ein Zeichen der Liebe Gottes. In vielen Situationen, die ich vielleicht ganz selbstverständlich annehme, erfahre ich die Liebe, die Gott ist. Gott ist an meiner Seite und tut mir Gutes.
Seine größte Liebe tat Gott, als er seinen Sohn Jesus Christus sandte. In Christus hat Gott klargemacht: Ich liebe euch Menschen so sehr, dass ich niemals von euch getrennt sein möchte. Ich liebe euch Menschen so sehr, dass ich euch nichts nachtrage, ihr könnt immer wieder neu anfangen, gleichgültig, was in eurem Leben geschieht. Darum ist Christus gestorben und auferstanden.
Darum müssen wir uns auch nicht vor dem Jüngsten Tag, dem Tag des Gerichts, fürchten, von dem der 1. Johannesbrief spricht. „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus“, schreibt der Verfasser des Briefes. Wer in der Liebe Gottes bleibt, wer Gott vertraut, bleibt mit Gott verbunden und nichts kann diese Verbindung lösen, nicht einmal das Jüngste Gericht. So macht Gottes Liebe frei von der Angst, im Gericht nicht bestehen zu können. Denn, wer in Gottes Liebe lebt, steht ohne Furcht vor Gott, weil er weiß, dass es nichts gibt, was von Gott trennen kann. Gibt es noch Angst vor dem Gericht, dann ist die Liebe, die Gott ist, noch nicht vollkommen angekommen und verinnerlicht.
Gott sagt: „Ich liebe dich. Ich will für immer mit dir zusammenbleiben. Du bist ein sehr wichtiger Mensch für mich. Ohne dich will ich nicht sein. Du kannst mir in allem vertrauen. Ich gebe dir Freiheit und akzeptiere dich so wie du bist. Du musst keine Angst haben, dass uns irgendetwas entzweien oder trennen könnte, denn meine Liebe zu dir ist stärker als alles.“
Diese großartige Liebeszusage Gottes will ich erwidern. Von der Liebe, die ich erfahre, muss ich weitergeben. Und so nehme ich ernst, wozu der Johannesbrief auffordert: „Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt!“ Es ist gut und wichtig, den Mitmenschen liebevoll in den Blick zu nehmen. Nur so ist ein gelungenes und friedliches Leben möglich. Dabei zeigt jede Liebe, die ich weitergebe, etwas von Gottes Liebe. Und Gottes Liebe macht frei und gelassen, in Liebe und Fürsorge füreinander zu leben.
Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. Darin ist die Liebe bei uns vollkommen, dass wir Zuversicht haben am Tag des Gerichts; denn wie er ist, so sind auch wir in dieser Welt.
Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus; denn die Furcht rechnet mit Strafe. Wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe.
Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt. Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er Gott lieben, den er nicht sieht? Und dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe.
(1. Johannes 4,16b-21)
Viel Liebe in der neuen Woche!
Ihre Pastorin Annette Beer