An(ge)dacht für den 1. Advent, 3. Dezember 2023

zu Matthäus 21,1-11

Jesus kommt

Jesus kommt, das ist die Botschaft des Advents.
Jesus kommt als kleines Kind in der Krippe, er kommt als Mann am Kreuz, er kommt als Friedenskönig.
Als Jesus damals in Jerusalem einzog, säumte seinen Weg eine große Menschenmenge. Es waren Pilger, die zum Passahfest nach Jerusalem reisten. Als sie hörten, dass auch Jesus unter den Festgästen ist, begrüßten sie ihn überschwänglich. Sie legten Kleider und Zweige auf den Weg. Wie einen König hießen sie ihn willkommen. Große Hoffnungen setzten sie auf ihn, denn er sollte alles verändern und endlich Frieden bringen.
Wie wäre es heute? Welche Hoffnungen setzen wir auf Jesus und wie begrüßen wir ihn? Einige Menschen erzählen, worauf sie hoffen und warum sie darauf warten, dass Jesus kommt.

Da ist zunächst Bruno, ein Handwerker. Er sagt: Ich weiß nicht, ob ich begreifen würde, dass Jesus kommt. Bisher hatte ich mit Jesus nicht viel am Hut. Ich kam auch ohne ihn klar. Beeindruckt hat mich allerdings, dass er damals in Jerusalem wie ein König begrüßt wurde, obwohl er eigentlich wie ein armer Mensch daher kam. Er ritt auf einem Esel, das würde ein König nicht tun. Die Menschen jubelten ihm zu. Sie hielten ihn für einen sehr ungewöhnlichen Mann, der sie retten würde. Ich weiß allerdings nicht so genau, wovon und wen Jesus retten sollte.
Vielleicht würde ich auch in Jubelrufe einstimmen, wenn alle das tun.
Wenn Jesus wirklich der Retter der Welt ist, wie viele sagen, dann wünschte ich mir Weltfrieden von ihm.

Gertrud, eine alleinstehende ältere Frau, sagt: Ich wäre begeistert, wenn Jesus kommen würde! Ich habe mich viel mit ihm beschäftigt. Jesus ist ein Mensch, der sich für andere einsetzt, der anderen zeigt, wie wichtig sie für ihn sind. Jesus konnte predigen wie kein anderer und er konnte Wunder vollbringen. Er sagte: „Liebe Gott von ganzem Herzen und mit allen deinen Kräften und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Dieses Doppelgebot der Liebe begleitet mich. Ich glaube, dass Jesus der Erlöser ist, der Messias.
Die Menschen damals haben gerufen: „Hosianna!“ Wenn Jesus heute wiederkäme, würde ich das Hosianna aus voller Kehle rufen. Hosianna ist ja nicht ein Lobruf oder ein Willkommensgruß, sondern Hosianna heißt: Hilf doch! Und Hilfe erwarte ich mir von Jesus. Ich hoffe, dass er die Welt verändert. Ich hoffe, dass Menschen wieder mehr aufeinander zugehen und sich gegenseitig achten. Ich hoffe, dass die vielen schrecklichen Krankheiten endlich in den Griff zu kriegen sind. Ja, eigentlich hoffe ich auf den Himmel auf Erden.

Wladimir lebt auf der Straße und ist auf Unterstützung angewiesen. Er sagt: Für mich ist Jesus ein König. Aber er ist nicht wie ein ganz normaler weltlicher König, nicht ein König, der protzt und zeigt, was er alles hat und kann. Jesus ist anders. Das sieht man ja schon daran, dass er damals auf einem Esel in die Stadt geritten kam. Ein weltlicher König wäre auf einem prächtigen Pferd eingezogen.
Ich weiß, dass Jesus Macht hat. Aber nicht eine Macht, die Gesetze und Gebote durchsetzen will, die dann doch ausgelegt werden, wie es gerade den Leuten passt. Und der Rest fällt wieder hinten rüber. Die, die die Macht haben, nehmen Menschen, die so leben müssen wie wir, oft gar nicht richtig wahr. Bei Jesus ist das anders. Er setzt seine Macht für alle Menschen gleich ein. Und dann sind die Menschen froh und fühlen sich gleich behandelt. Das empfinde ich zumindest. Ich habe nichts, muss betteln und habe nicht viel vom Leben zu erwarten. Aber mit Jesus wird mir klar: Es gibt mehr als Wohlstand und irdisches Glück.
Jesus ist mein ganz privater und persönlicher König. Und wenn er kommt, dann will ich mich gerne seiner Macht unterstellen. Er ist ein König der Schwachen und Armen. Dieser König macht mich innerlich froh.

Friederike ist Studentin. Sie sagt: Ich glaube, dass Jesus der verheißene Messias ist. Sicher, viele haben sich das Kommen des Messias anders vorgestellt, aber es passt alles zusammen. Bei dem Propheten Sacharja heißt es: „Sagt der Tochter Zion: Siehe dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel.“ So war es ja auch. Jesus kam auf einem Esel nach Jerusalem geritten. Aber es gibt noch mehr, was mich sicher macht. Ich muss ja nur Jesu Weg verfolgen: Seine Geburt unter solch merkwürdigen Umständen, sein schrecklicher Tod am Kreuz und schließlich seine Auferstehung. Dieser Jesus ist der Messias, der Christus. Er ist bereits gekommen. Er hat die Welt bereits erlöst.
Viele sagen zwar: „Davon merken wir aber wenig. Es müsste sich doch irgendetwas verändert haben.“ Aber mal ehrlich: Es hat sich doch etwas verändert. Für mich jedenfalls hat sich alles verändert. Ich habe erkannt, dass Jesus für mich da ist, für mich ist er in die Welt gekommen. Er lebte für mich und er starb für mich. Mit diesem Glauben kann ich gut und gelassen leben. In diesem Glauben fühle ich mich aufgehoben. Ich kann abgeben, was mich belastet. Ich bekomme neuen Mut und fühle mich verstanden. Ich weiß, dass das, was in meinem Leben gelingt, nicht nur mit mir selbst zu tun hat, sondern dass ich immer wieder beschenkt bin. Wenn Jesus heute wiederkäme, hoffe ich, ihn zu erkennen und würde ihn fröhlich und erleichtert begrüßen.

Jesus kommt, das ist die Botschaft des Advents. Jesus kommt als kleines Kind in der Krippe, er kommt als Mann am Kreuz, er kommt als Friedenskönig, der einen neuen Himmel und eine neue Erde schafft. Darauf will ich vertrauen.

Eine hoffnungsvolle Zeit!
Ihre Pfarrerin Annette Beer