Alle guten Gaben
alles was wir haben
kommt o Gott von dir
wir danken dir dafür.
Das obige Tischgebet haben immer unsere Kinder gesagt, wenn eine von ihnen dran ist, vor dem Essen das Gebet zu sprechen. Es ist kurz – aber die einfachen Worte zeigen die Dankbarkeit, und der Betende weiß, dass wir beschenkt sind. Unser Leben ist ein Geschenk und das Geschenk ist von Gott geschmückt mit seinem Segen, deshalb sind wir eigentlich doppelt beschenkt. Als Zeichen der Dankbarkeit feiern wir dieses Jahr Erntedankfest, in vielen Gemeinden ist die Kirche mit Ernten und Blumen dekoriert, die Stimmung ist feierlich.
Letzen Juni haben wir einen Heimaturlaub in Indonesien gemacht, zum Glück konnten wir Erntedankfest in zwei Gemeinden mitfeiern. In der Heimatgemeinde meiner Frau wurde ein Erntedank-Gottesdienst gefeiert; auf einem Tisch vor der Kanzel lagen allerlei Früchte, Blumen und Kuchen. Vor der Predigt wurden alle Gottesdienstbesucher eingeladen, Ihre Gabe oder Spende nach vorne zu bringen. Mit Begleitung traditioneller Musik sangen und tanzten wir. Nach dem Gottesdienst wurden alle Früchte und Kuchen verteilt, damit alle die Opfer genießen konnten. Alle waren glücklich, und dieses Fest erinnerte mich an einen Vers im Psalm 145,5, der lautet:
„Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.“
In meiner Heimatgemeinde im Karoland, wo ich getauft wurde, haben wir auch ein Erntedankfest mitgefeiert, zeitgleich feierte auch die Gemeinde ihr 118. Jubiläum, deshalb war die Feier noch schöner. Zwei Tage dauerte das Fest, am Samstagabend war eine Tanzveranstaltung für die jungen Leute und am Sonntag wurde einen Open-Air Gottesdienst gehalten mit gemeinsamen Mittagessen. Das Essen haben alle Gemeindemitglieder vor- und zubereitet, sie kochten zusammen, und jeder Gemeindebezirk bot sein eigenes Essen an. Um das Fest noch feierlich zu machen, bekleideten sich sie mit festliche Kleidung, wie sie sich bekleiden, wenn sie zu einer Trauungsparty gehen.
Das ist die Realität des Lebens. Wenn wir wissen, dass wir gesegnet sind und wir bekommen alle gute Gaben von Gott, wird unser Leben feierlich. Das Wissen, das wir gesegnet sind, macht uns Freude. Eigentlich ernten wir jeden Tag, denn wir ernten nicht nur Nahrung, sondern auch genug und warme Kleidung, jedes Wachsen und Gedeihen in Beziehung, Familie und Gesellschaft, einige von uns sogar große und kleine Erfolge im Beruf – da ist so viel, wofür wir danken können. Tausende Gründe haben wir zu danken, obwohl wir manchmal in eine schwierige Situation gelandet sind.
Aber als Christen und Christinnen müssen wir auch wissen, dass Gottes Großzügigkeit ansteckt. Sie bleibt nicht in einem bestimmten Ort oder Haushalt, sondern sie verbreitet sich, bis alle Gottes Geschöpfe sie erleben, und dadurch zeigt Gott seine Gerechtigkeit. Aber manchmal geht es schief, weil es in der Realität nicht so funktioniert. Einige bekommen und haben mehr als sie brauchen und sogar vererben sie noch mehr Eigentum und Erbe an ihren Nachwuchs, aber auf der anderen Seite leben viele Menschen mit Knappheit und haben keinen Zugang zum Wohlstand. Mahatma Gandhi hat diese Situation als eine soziale Sünde kritisiert.
Jesus sagte und lehrte uns Gierigkeit zu vermeiden, und im Lukasevangelium ist seine Mahnung geschrieben:
13 Es sprach aber einer aus dem Volk zu ihm: Meister, sage meinem Bruder, dass er mit mir das Erbe teile. 14 Er aber sprach zu ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Schlichter über euch gesetzt? 15 Und er sprach zu ihnen: Seht zu und hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat.
Gierigkeit ist ein Zeichen, das man nicht weiß, dass das Leben ein Geschenk ist, aber Bereitschaft zu teilen ist ein Zeichen des Glaubens und Wissens, dass Gott die Welt reichlich segnet und seine Segensquelle wird nie versiegen. Bereitschaft zu teilen, ist ein Zeichen dafür, dass wir bereit sind, Friedens- und Hoffnungsbringer zu werden.
Ihr Pfarrer Albert Purba