Alles wird gut!
„Alles wird gut!“ Wer wünscht sich das nicht? Das sind Worte, die beruhigen. So tröstet eine Mutter ihr Kind. Vielleicht hat es sich wehgetan, vielleicht ist es enttäuscht worden. Und aller Trost der Mutter liegt in diesen Worten: „Alles wird gut!“ Aber auch wenn Streitende sich ausgesprochen haben, sich versöhnt haben, die Schuld einander nicht mehr vorrechnen und sich endlich wieder auf den gemeinsamen Weg machen, heißt es: „Alles wird gut!“ Und für die politische Weltlage gibt es zurzeit keinen anderen Wunsch als den, dass alles gut werden möge.
„Alles wird gut!“ So lässt sich zusammenfassen, was Gott durch den Propheten Jeremia seinem Volk zuspricht(Jeremia 31,31-34):
Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen, nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, ein Bund, den sie nicht gehalten haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der Herr; sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den Herrn«, sondern sie sollen mich alle erkennen, beide, klein und groß, spricht der Herr; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken.
Alles hatte eigentlich gut angefangen. Der Bund, den Gott mit seinem Volk geschlossen hatte, trug das Volk. Die Israeliten spürten, wie fest sie verbunden waren und wie sehr sich Gott um sie kümmerte. Doch im Laufe der Zeit geschah es, dass sie nicht mehr an diesen Bund dachten.
Gott begleitete sein Volk trotzdem. Er stand zu seinen Versprechen, auch wenn das Volk eigene Wege ging, sich von ihm abwandte und gegen seine Gebote verstieß. Dann geschah es, dass die Israeliten in eine tiefe Krise gerieten. Sie hatten einen Krieg verloren. Das Volk hatte sich auf seine eigene Stärke verlassen statt auf den Herrn. Es hatte sich nicht mehr um Gottes Weisungen gekümmert, es geschah Unrecht in Israel. Israel überschätzte sich völlig und missachtete die Rechte anderer. Das forderte unweigerlich Konsequenzen. Und so kam der Krieg mit all seinen Folgen. Viele Menschen starben. Städte wurden eingenommen, geplündert und zerstört. Die Überlebenden wurden vertrieben und verschleppt. Sie lebten in der Fremde, im Exil, ohne Heimat und ohne den Trost ihrer Religion, denn ohne ihren Tempel und die Gottesdienste, die dort stattfanden, meinten sie keine Verbindung zu Gott bekommen zu können.
Doch Gott war da und die Verheißung eines neuen Bundes erreichte sein Volk. Gott weiß um die Verletzungen des alten Bundes. Er weiß darum, dass Fehler gemacht wurden und der alte Bund nicht von Israel gehalten wurde. Und trotzdem kündigt Gott an: „Siehe, es kommt die Zeit, da will ich einen neuen Bund schließen. Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. Sie sollen mich alle erkennen, beide klein und groß.“ Gott verspricht, dass sein Volk noch einmal Gnade findet. Und der Bund, den er am Sinai mit ihm geschlossen hatte, soll erneuert werden. Das Gesetz, das Gott den Israeliten gab, wird dann in ihre Herzen gegeben und in ihren Sinn geschrieben sein. Es ist dann keine äußerliche Forderung mehr, die die Israeliten nur halbherzig oder gar nicht erfüllen, sondern Gottes Gebote sollen ein innerer Besitz sein, etwas, was von Herzen kommt und ihr Leben bestimmt und regelt. Dann werden sie die Gebote achten und gerne danach leben, weil sie ihnen wichtig und eine Herzensangelegenheit sind.
So kümmerte sich Gott um sein Volk. Er nahm es wieder an die Hand und führte es aus der Gefangenschaft. Gott holte die Israeliten aus Babylon zurück in die Heimat und er segnete sie, so dass das Land neu erblühen konnte. Auch Jerusalem wurde wieder aufgebaut und der Tempel erstrahlte in neuer Pracht.
Aber war nun die Verheißung erfüllt? Lebte jetzt das Volk uneingeschränkt nach den Geboten und dem Willen des Herrn? Hatten nun alle Gott erkannt, klein und groß? War nun alles gut?
Auch dieser Bund Gottes wurde von Israel nur sehr unvollkommen eingehalten. Wir wissen das und können uns gleich sofort an die eigene Nase fassen, denn natürlich ist unser Volk mit Gottes Volk vergleichbar. Wir wissen, dass auch wir die Gebote Gottes nicht in unseren Herzen und Sinnen verinnerlicht haben. Wir erkennen, wie schwer es ist, Gottes Verheißungen und seinen Willen ernst zu nehmen. Und das, was das Volk Israel erlebt hat und noch erlebt, finden wir auch heute überall auf der Welt.
Doch Gott verlässt die Menschen nicht. Und wieder hat er einen neuen Bund mit ihnen geschlossen. Jesus spricht von diesem neuen Bund, der allen gilt. Im Abendmahl stiftet Jesus ihn. Wieder schenkt Gott seine Fürsorge. Wieder greift Gott nach der Hand der Menschen und zieht aus dem Unglück heraus. Gott vergibt alle Schuld und schenkt Gemeinschaft mit sich. Der Prophet Jeremia verheißt im Auftrage Gottes: Ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken. Diese Verheißung hat sich für uns Christinnen und Christen in Jesu Kreuz und Auferstehung erfüllt.
„Siehe, es kommt die Zeit, da will ich einen neuen Bund schließen. Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. Sie sollen mich alle erkennen.“ In Christus ist diese Verheißung wahr geworden. Das Abendmahl erinnert an diesen neuen Bund, wenn es heißt: „Dieser Kelch ist der neue Bund, in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“ Doch auch diese Verheißung ist noch nicht letztlich erfüllt. Zu unvollkommen sind wir Menschen. Immer wieder verstoßen wir gegen Gottes Willen. Wir nehmen seinen Bund nicht ernst. Gottes Weisungen sind nicht in unsere Herzen und in unseren Sinn eingeschlossen, und wir haben seine Lehre nicht verinnerlicht. Und noch haben nicht alle Gott erkannt. Das wird wohl erst am Jüngsten Tage geschehen, dann, wenn Christus wiederkommt. Und doch haben Getaufte schon jetzt Anteil an dieser Erfüllung und sind hineingenommen in den neuen Bund Gottes.
„Alles wird gut!“, so spricht Gott. Und er meint das nicht vertröstend, sondern ganz und gar tröstlich. Gott will unser Bestes. Er geht uns nach, wohin wir auch immer gehen. Gott hält fest an seinem Bund mit uns. Er nimmt uns immer wieder neu an die Hand, um uns aus Versagen und Angst zu führen. Gleichgültig welche Wege wir Menschen gehen, Gott ist da und spricht: „Alles wird gut!“
Ich wünsche Ihnen eine gute Woche unter Gottes Segen
Ihre Pfarrerin Annette Beer