An(ge)dacht zum 3. Sonntag nach Epiphanias 20.Januar 2023

Offene Himmelstür

Dieser fromme Mann hatte große Angst davor in die Hölle zu kommen. Er hatte sich große Mühe gegeben, um Gott zu besänftigen. Er hatte gebetet und gefastet, aber sein Gewissen sagte, dass alle diese Bemühungen nicht genug wären. Tag für Tag ist seine Angst größer geworden, und  ihm blieb nur, Gott als Richter zu sehen, der bereit ist die Sünder zu bestrafen. Er war völlig verzweifelt.

            Aber eines Tages las er in der Bibel einen Text, der von einem Mann geschrieben war. Der Verfasser dieses Briefes war auch ein Sünder und Attentäter gewesen. Er hatte  viele Menschen umgebracht, weil sie nach seiner Religion und Einsicht  Ketzer waren.  Als er wieder einmal unterwegs war, kam ihm ein Licht und eine Stimme entgegen, die ihn persönlich ansprach. Seitdem war er ein anderer Mensch geworden. Anstatt Menschen zu töten, trat er der Gruppe der Verfolgten bei, und fing an, viele Briefe zu schreiben. Eine Stelle in einem Brief lautet so:

Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen.  Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht: »Der Gerechte wird aus Glauben leben (Römer, 1,16-17).

Nachdem der junge und fromme Mann diese Aussage las, fühlte er sich wohl. Er behauptete, dass er Geborgenheit bekam, weil er den Schlüssel des Himmels gefunden hatte. Ja, der Schlüssel war schon seit langem da, aber er hatte es nicht bemerkt. Der Weg zum Himmel lag vor ihm, aber er wusste nicht, wie man darauf gehen kann. An dem Tag als er den Brief las, ist er ein neuer Mensch geworden. Er wurde befreit und hatte keine Angst mehr.

Dieser Mann war Martin Luther, der den Lauf der Kirchengeschichte und die Geschichte seines Volkes verändert hat. Er ist ein mutiger Mensch geworden, der die richtige Botschaft der Bibel predigte, nachdem er eine neue Einsicht und Perspektive über das ewige Leben und das Heil in der Hand hatte. Er stand ohne Angst gegenüber dem Papst, Kaiser und Fürsten, die damals die Machthaber waren. Im Gegenteil zu der damaligen Kirchenlehre predigte er, dass man das Heil nicht kaufen  kann,  weil es ein Geschenk Gottes ist. Man kann seine Sünde mit Anständigkeit nicht selbst auslöschen, weil Gott gerecht und heilig ist. Ablass und Morallehre der Kirche helfen nicht dabei, die Menschen zu erretten und sie aus der Hölle ins Gottesreich zu schicken. Um diese Einsicht  vielen Menschen bekannt zu machen, hat er an die Kirchentür die 95 Thesen angeschlagen. Danach übersetzte er die Bibel damit sie allen Menschen verständlich wird. Seitdem spielt er ein wichtige Rolle, die die Geschichte der Kirche  geprägt hat. Er wurde als Reformator bekannt.

Paulus und Luther schämten sich nicht, weil ihnen klar war, dass sie auf einer festen Begründung stehen. Gottes Liebe ist größer als unsere Sünde, und obwohl wir noch Sünden begehen, ist Gottes Reich offen für uns. Paulus schrieb diesen Brief, als die Kirche in Rom noch eine Minderheit war. Er predigte, das Gotteskraft wirkt in unserem Leben, wie die Luft die wir zum Atmen brauchen. Diese Kraft befreit uns aus den Verstickungen der Sünde, die unser Leben fesseln, nachdem Adam und Eva gegen Gott gesündigt hatten. Nur Gottes Kraft ist  in der Lage, die Macht der Sünde zu zerreissen. Diese Kraft hat  Jesus Christus bewirkt. Nun,  warum müssen wir uns schämen, wenn wir das Heil als Geschenk bekommen? Warum müssen wir uns schämen, weil wir getauft sind und Christen genannt werden? Wir müssen uns nicht schämen, denn die Tür des Gottesreiches  ist für uns weit offen.

Ihr Pfr Albert Purba