„Wie ein Blitz…“ Lukas 17, 24
Am Ewigkeitssonntag kommen wir mit biblischen Texten in Berührung, die vom Wiederkommen Christi und seinem Gericht künden. Der Evangelist Lukas berichtet von einer Rede, die Christus seinen Jüngern hielt (Lukas 17, 20 – 37):
Christus lenkte in dieser Rede unseren Blick zurück auf die Gerichte Gottes in Vergangenheit. In seinem Vergleich erinnerte er zunächst an jene Menschen, die durch die Sintflut umkamen.Es handelte sich um Menschen, die sich nicht an das Wort Gottes hielten, weil sie ihr Verhältnis zu ihm aufkündigten. Und eben deswegen hörten sie nicht mehr auf das Wort Gottes, welches sie hätte retten können.Der Mensch, der aus der Gottesbeziehung austritt, betritt den Boden des Todes – das ist die Lehre Christi. Noah, der uns als gottesfürchtig beschrieben wird, war der Mensch, der bewahrt wurde, ihm geschah nichts, gar nichts. Noch bevor die Sintflut begann, war er im Sicheren, im Inneren der Arche. Denn Gott ist seinen Gerechten treu.
Am Beispiel der Geschichte von Lot richtete Christus nun unseren Blick auf Menschen, die über die Maßen verroht, gewalttätig waren. Gott machte durch sein Gericht ihrem Treiben ein Ende und stellte sich somit an die Seite der Opfer dieser Gewalt – auf die Seite Lots und seiner Familie. Auch die Menschen in Sodom und Gomorra traf das Feuer und die Vernichtung der Stadt plötzlich und unerwartet. Niemand von ihnen konnte im Voraus ahnen, wann die Zerstörung der Städte beginnt.
In beiden Fällen führte Christus in seiner Rede Menschen vor Augen, die ganz in ihren irdischen Plänen und Handeln aufgingen, die nur noch sich selbst lebten und eben daher nicht mehr mit der Gegenwart Gottes rechneten. Sie waren so verstrickt in ihr Tun und Treiben, so mit sich selbst beschäftigt, dass sie das Kommen des Menschensohns gar nicht erwarteten und natürlich auch nicht, dass sie sich vor ihm für ihre Taten zu verantworten hatten. Die Bilder der Zerstörung durch die Sintflut und durch das Feuer als Zeichen der Gerichte Gottes wirken bedrohlich und machen wohl auch Angst. Dennoch sollte man sich die Frage stellen, wem sie Angst machen sollen, wem sie eine Warnung sein sollen. Denn das ist gewiss: Wenn Christus kommt, dann wird es eine Unterscheidung zwischen den Menschen geben. Sie wird sich daran zeigen, dass der eine angenommen und so Erbe des Reiches Gottes sein wird, ein anderer aber nicht. Dabei wird es keine Rolle spielen in welchen Verhältnissen sich die Menschen zueinander befinden. Verwandtschaftliche, freundschaftliche Verhältnisse werden keine Rolle spielen. Einziges Kriterium wird sein, wie sie zu Christus und seinem Wort in ihrem Leben gestanden haben. Darum ist es so wichtig, mit dem Kommen des Menschensohnes zu rechnen und es zu erwarten.
DENN: Wer wacht und wartet auf das Kommen unseres Herrn, der kann nicht hinter seinem Rücken Dinge tun, die er vor seinem Angesicht niemals tun würde. Und nun Hand aufs Herz: Was wäre Ihnen lieber – ein Leben und Sterben mit oder ohne jüngstes Gericht. Ein Leben und Sterben mit oder ohne letzte Unterscheidung? Denn in dieser Rede an die Jünger gibt Christus auch zu erkennen, dass die Unterscheidung von Schinder und Opfer am Ende eben nicht gleichgültig ist. Christus gibt somit allen jenen Hoffnung, die Opfer von Gewalt oder Unrecht jeder Art sind oder waren. Eine Hoffnung darin, dass sich niemand dieser Gerechtigkeit Gottes entziehen kann, auch wenn es ihm vielleicht geglückt ist, sich der irdischen Gerechtigkeit zu entziehen. Und weil es diesen Unterschied geben wird, diesen himmelweiten Unterschied, lohnt es sich gegen alle vermeidliche Gleichgültigkeit zu wachen und zu warten; gleichzeitig zu hoffen und auch zu fürchten. Wo aber hoffen und fürchten paradox in eines fallen, da leben wir nicht mehr in hoffnungsloser Furcht auch nicht mehr in fürchterlicher Hoffnungslosigkeit, sondern in aller Ehr-Furcht.
Amen
Ihre Pfarrerin G. Steinmeier