An(ge)dacht für den 20. Sonntag nach Trinitatis, am 13. Oktober 2024

Was ist richtig? Was ist falsch?

Jeden Tag muss ich Entscheidungen treffen. Ich muss mich positionieren. Ich soll Urteile abgeben, meine Zustimmung oder Ablehnung benennen. Wie oft überfordert mich das!

Was ist richtig? Was ist falsch?
Was ist die Richtschnur, der Maßstab für meine Entscheidungen, woran orientiere ich mich? Es kommt ja so viel zusammen, aus dem sich eine Entscheidung dann herausschält. Ich mache mich über einen Sachverhalt schlau. Ich wäge ab, zu wessen Gunsten oder wessen Ungunsten Entscheidungen getroffen werden müssen. Wie ernst nehme ich die Positionen? Dazu kommen persönliche Einschätzung und persönliches Interesse, Sympathien oder Antipathien, Lebenserfahrung, gute oder schlechte Laune, Nachsicht oder Großzügigkeit und und und…
Es gilt auch zu bedenken, welche Konsequenzen Entscheidungen haben, die ich fälle. Verletze ich jemanden? Wie konsequent soll ich sein? Und immer bringe ich auch mein Wesen, meinen Charakter, mein bisheriges Leben in eine Entscheidung mit hinein.

Was ist richtig? Was ist falsch?
Der Spruch der neuen Woche aus dem Buch Micha gibt eine Hilfestellung: Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. (Micha 6,8).
Es ist also schon klar, wie ich entscheiden und handeln soll? Es ist mir lange gesagt?
Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert:
Das heißt doch, Gott hat schon lange gesagt, was gut ist und was er erwartet. Dazu gehört, Gottes Wort zu halten. Gott hat den Menschen seine Gebote offenbart, an denen sie sich orientieren. Gottes Gebote sind Richtschnur und Maßstab des Handelns. Der Prophet Micha meint aber noch mehr, wenn es heißt, es sei gut, sich an Gottes Wort zu halten. Er meint auch: „Halte dich an das Recht!“ Gott fordert Recht und Gerechtigkeit. Und es gilt, gerecht zu handeln und Gerechtigkeit zu üben. Gott ist gut und gerecht und er erwartet das auch von den Menschen. Das ist eine klare Ansage, auch wenn es nicht immer leicht ist, Recht und Gerechtigkeit zu leben.
Doch dazu kommt ja die Liebe: Sei menschlich! Sieh von dir selbst ab und nehme den Mitmenschen in den Blick! Wer seinen Mitmenschen wohlwollend ansieht, tut, was Gott auch tut. Wer so entscheidet und lebt, ist gütig und freundlich, der überfordert nicht, der setzt keine falschen Maßstäbe.
Als drittes nennt der Prophet die Demut vor Gott. Gott ehrfürchtig zu begegnen, gehört dazu. Ihn zu fragen, was er dazu sagt, gehört dazu. Sich bei Gott zu vergewissern, ob das, was ich tue oder lasse, in Ordnung ist, gehört dazu.

Was ist richtig? Was ist falsch?
Zuerst frage ich mich: Was erwartet Gott von mir? Gott sagt: Halte dich an das Recht, sei menschlich und wohlwollend und bleibe in steter Verbindung mit Gott. Vielleicht ist der letzte Punkt überhaupt der entscheidende. Wenn ich mit Gott verbunden bin, wenn ich ihn frage, werde ich dann nicht automatisch meine Mitmenschen liebevoll in den Blick nehmen? Werde ich dann nicht automatisch Gerechtigkeit und Recht bei allen Überlegungen als wichtig erachten?

Wenn ich mit Gott verbunden bin, schaffe ich es, dass ich sicherer entscheide. Ich mache mich abhängig von meinem gerechten und liebenden Gott, der mir hilft. Und ich mache mich nicht abhängig von Launen oder der Meinung andere Menschen. Stehe ich in Verbindung zu Gott, habe ich ein gutes Fundament, von dem aus ich Entscheidungen treffe.

Was ist richtig? Was ist falsch?
Nicht immer ist das eindeutig. Darum gilt es, in steter Verbindung mit Gott zu bleiben, sich an Recht und Gerechtigkeit zu halten und den Mitmenschen liebevoll in den Blick zu nehmen.

Ich wünsche Ihnen eine gute neue Woche, in der Sie gelungene Entscheidungen treffen!
Ihre Pastorin Annette Beer