Wir feiern Pfingsten, weil Gott sein Versprechen hält
Letzte Woche haben meine Familie und ich einen Ausflug nach Hameln gemacht. Dort haben wir ein Museum besucht und vor der Kirche haben wir das Theaterspiel über den Rattenfänger von Hameln angeschaut. All dies hat mich an meine Kindheit erinnert, damals hatte ich einen Zeichenstrickfilm gesehen und ein Buch über dieses Märchen gelesen. Bis zur vergangenen Woche habe ich nicht geahnt, dass der Ort dieser Geschichte ganz nahe unserer Stadt ist. Aber nachdem ich diese Stadt besucht habe, habe ich nun erfahren, dass es wichtig und entscheidend ist, sein Versprechen zu halten. Der Rattenfänger hat die Kinder in Hameln mit dem Flötenspiel aus der Stadt gelockt, weil die Stadtväter ihm nicht den versprochenen Lohn gezahlt haben, als er sie von der Rattenplage befreit hatte. Die Konsequenzen ihres Verhaltens waren nun noch schlimmer als die Seuche, die davor die Stadt heimgesucht hatte. Der Wohlstand und das Wohlergehen des Lebens und der Gesellschaft sind darauf angewiesen, das man sein Versprechen hält.
Unser Gott ist auch der Versprechende, und er möchte mit seinem Atem seinem Volk neues Leben einhauchen. Im Buch Hesekiel lesen wir eine klare Botschaft, die Gott sein aussichtloses Volk wissen lässt, dass er sie nie verdorren lassen wird. Trotz allem Versagens und aller Sünden, die sein auserwähltes Volk Israel begangen hat, öffnet Gott immer die Tür des neuen Anfangs. Er ist doch der Schöpfer und zugleich der Barmherzige, deswegen kann er alles wenden, nach seinem Plan des Heils. Im Zusammenhang mit Pfingsten, ist der Text aus Hesekiel 37 zu hören. Der Auszug aus diesem Text spricht uns an:
12 Darum weissage und sprich zu ihnen: So spricht Gott der HERR: Siehe, ich will eure Gräber auftun und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf und bringe euch ins Land Israels. 13 Und ihr sollt erfahren, dass ich der HERR bin, wenn ich eure Gräber öffne und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufhole. 14 Und ich will meinen Odem in euch geben, dass ihr wieder leben sollt, und will euch in euer Land setzen, und ihr sollt erfahren, dass ich der HERR bin. Ich rede es und tue es auch, spricht der HERR.
Aus den verdorrten Knochen ergibt sich ein großes Heer, das sofort nachdem der Odem von Gott sie angeblasen hat, sind sie mächtig geworden und bereit, abzumarschieren. Diese Weissagung richtet sich an die Israeliten, die in der babylonischen Gefangenschaft hoffnungslos, schwermütig und kleingläubig lebten. Sie sehnten sich nach der Heimat, dem Tempel in Jerusalem und dem goldenen Zeitalter ihres Volkes, wie es ihre Vorfahren vor der Verschleppung erlebt hatten. Sie fühlten sich mutlos, leer und ausgebrannt, so, als hätte Gott sie in der Rechtlosigkeit, Ausweglosigkeit, Einsamkeit und Vergessenheit verlassen. Sie haben geklagt ,,Siehe, sie sagen: ‚Vertrocknet sind unsere Knochen und verloren ist unsere Hoffnung, wir sind abgeschnitten.‘‘
Sie waren verzweifelt und verwirrt, als ob es keine Zukunft mehr gäbe. Sie vergessen, dass Gott kein toter Gott ist, das seine Macht sogar ins Todesreich eindringen und Auferstehung geschehen lassen kann, deswegen lässt er seinen Propheten diese Predigt halten, damit die perspektivlosen Israeliten das Ende des Trauertunnels und den Ausgang des Labyrinths sehen können. Damit erinnert Gott sie daran, dass er sein Versprechen nie einfach vergessen wird, der versprechende Gott ist auch ein versprechenhaltender Gott. Neue Schöpfung ist möglich, wenn wir Gottes Geist wirken lassen. Auch in dieser Verwandlung und Krise, die unsere Kirche und die Gemeinden in Deutschland erleben müssen. Wir wissen, dass sich die Kirche und die Gemeinden verkleinern, Menschen treten aus, und die Kirchensteuer sinkt, wie nie zuvor. Mutlos fragen wir uns, ob wir noch eine starke Kirche und eine lebendige Gemeinde haben werden?
Es gibt immer noch Gründe zu hoffen, obwohl vor unseren Augen nur Schwierigkeiten, Probleme und Katastrophen stehen; gerade in diesen Zeiten, in der unsere Gesellschaft sich nach der Corona-Pandemie noch nicht richtig erholen konnte, kommen die Krisen und Kriege. Aber in diesern Zeiten erklingt wieder das Glaubensbekenntnis von Bonhoeffer, das lautet: Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Und Pfingsten gibt uns doch Gründe zu hoffen, dass die Kirche noch zu retten ist. Jesus hat den Jüngern versprochen, das der Heilige Geist, der sogenannte Tröster kommen werde. Er wird die Jünger führen und lehren, damit sie die Auferstehung Jesu Christi mit großer Leidenschaft predigen. Sie werden sehen, dass sie Jesu Werke und Wirken nachmachen können. Jesus hat sein Verpsrechen gehalten, und zehn Tage nach seiner Himmelfahrt, ist der Heilige Geist über seine Jünger gekommen. Damals sind sie nur eine kleine Minderheit, aber sie haben großen Glauben gehabt, und mit Hilfe des Heiligen Geistes haben sie gepredigt, sogar in einer neuen Sprache. Durch ihr Zeugnis, haben sich Menschen taufen lassen, weil sie sich nach Befreiung sehnten.
Paulus hat in 2. Korintherbrief 3,17 geschrieben: Der Herr ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Menschen von heute sehnen sich nach Errettung, die Gott anbietet. Die Kirche und wir Christen brauchen nur zu lernen, unsere Dienste und Entscheidungen vom Heiligen Geist steuern zu lassen. Wir bitten Gott um starke Sensibilität, damit wir die Anwesenheit seines Geistes wahrnehmen können. Wir bitten Gott, damit er uns und unserer Gemeinde seinen lebenspendenden Geist schickt, damit wir eine lebendige Versammlung haben. Wir hoffen darauf, dass wir einen neuen Anfang haben, wenn wir ab Januar 2025 mit anderen benachbarten Gemeinden eine Gemeinde zusammenstellen, und zusammen bilden wir eine Lebendigkeit in dieser herausfordernden Zeit. Aber am Wichtigsten ist, dass wir bitten, dass Gott in der den Frieden begehrenden Welt seinen Geist wirken lässt, denn, wenn der Geist da ist, wird er Frucht tragen. Er wird der Welt Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, und Treue schenken, und wenn das geschieht wird Gott und Jesus und der Heilige Geist bleiben in alle Ewigkeit. Die Welt selber schafft das nicht, nur Gott kann es entstehen lassen, aber derjenige, der sein Tun und Lassen von dem Heiligen Geist führen lässt, wird Gottes Werkzeug sowie Friedensbringer, Hoffnungsträger und Brückenbauer sein.
Herzliche Grüße
Ihr Pfarrer Albert Purba