„Arche-Noah-Post“ am 7. Mai 2020

von Brigitte Müller, Gemeindeglied in Herford-Mitte

Spielen im Schatten der Kirche

Nicht mit anderen gemeinsam draußen spielen zu dürfen – diese Einschränkung trifft seit Wochen auf unsere Kinder zu.

Da kommen mir Gedanken an meine eigene Kindheit. Ich bin im Schatten der Münsterkirche aufgewachsen und der Kirchplatz war unser Spielgelände. „Röhrenpacken“ zum Beispiel. Die Bepflasterung des Kirchplatzes war so angelegt, dass Laufwege vorhanden waren, die alle zu einem größeren Fleck führten, wo man in Sicherheit war.

Gern habe ich mit meiner Freundin Federball auf dem Kirchplatz gespielt. Genau unter dem Schild „Spielen verboten“. Der Küster hat immer ein Auge zugedrückt und uns nicht weggeschickt.

Damals fanden noch mehr Trauungen statt als heute. Wir Kinder standen am Haupteingang der Kirche und warteten auf das Brautpaar. Denn das bedeutete, dass Bonbons geworfen wurden. Die waren zu meiner Kindheit – nach dem Krieg – etwas Besonderes. Die meisten Hochzeitspaare fuhren dann im Anschluss zu einem Fotografen in der Brüderstraße. Da wir das wussten, flitzten wir dort hin und bekamen noch einmal Bonbons.

Lange Jahre befand sich zwischen Kirche und Wolderuskapelle ein Erdhaufen, den man im Winter prima herunter rodeln konnte.

Außer auf dem Kirchplatz spielten wir auch in den Hinterhöfen der Häuser. Die „Großen“ spielten für uns Kasperltheater und nahmen Eintritt: ein Glanzbild, eine Murmel oder eine andere Kleinigkeit. Wenn sie genug zusammen hatten, veranstalteten sie eine Tombola, wo wir diese Dinge dann gewinnen konnten. Ganz schön clever!

Einige wenige von uns durften mit Pastors Kindern im Pfarrgarten spielen. Wenn wir aber zu laut waren, kam Pastor Hahn und verwies uns des Gartens. Mein Eindruck war: Pfarrer benötigen viel Ruhe!

Heute spielen die Kinder andere Spiele – müssen dabei nach wie vor unter Gleichaltrigen sein. Ich hoffe sehr, dass die Corona-Krise das bald wieder zulässt.

Brigitte Müller