Möchten Sie, wie Ihr Nachbar sein?
Nein, eher nicht. Wir mögen und schätzen uns. Wir treffen und besuchen uns gerne. Wir sind für einander da, wenn wir helfen können, aber mit ihm tauschen oder auch nur mich ihm und seinen Lebensgewohnheiten anpassen, nein, das will ich nicht und ich sehe auch gar keinen Sinn darin.
Er hört andere Musik und hat andere Bilder. Er sitzt auf anderen Stühlen und bevorzugt anderes Essen. Er hat andere Zeiten und andere Gewohnheiten. Er ist eben ein anderer Mensch als ich und hat andere Prägungen und Gewohnheiten. Das aber macht ihn oder mich noch lange nicht zu einem besseren oder schlechteren Menschen.
Ist das, was für Menschen gilt, nicht ebenso bei ganz Vielem zu beobachten? Zum Beispiel bei Städten und Regionen, Landschaften und Ländern, Völkern und Nationen? Sind es nicht die Besonderheiten des anderen, was den Reiz ausmachen?
Und gilt dies alles nicht auch für die christlichen Konfessionen? Auch dort gibt es doch neben den theologischen Unterschieden, vor allem Unterschiede in den Formen, den Glauben zu leben und das Christsein zu gestalten.
Es gibt in Deutschland neben den beiden großen Konfessionen, der katholischen und der evangelischen Kirche, noch ganz viele andere Konfessionen und Gemeinden. Uns sind dabei in Herford-Mitte durch gute Nachbarschaft vor allem die baptistische und die griechisch-orthodoxe Gemeinde vertraut.
Ja, es ist zwischen den Konfessionen wie mit den Nachbarn. Es gibt viele Unterschiede, wie der christliche Glaube gelebt werden kann. Manches davon kann mir Anregung für mein eigenes Leben sein. Manches sehe ich mit Interesse und vergnügtem Abstand. Und wieder anderes ist mir doch sehr fremd. Aber ich muss ja nicht wie mein Nachbar leben oder sein, um ihn anzuerkennen und zu schätzen. Wir müssen nicht eine gelebte Einheistfrömmigkeit haben, aber die gegenseitige Wertschätzung und Anerkennung.
Letztlich haben alle christliche Konfessionen und Gemeinden einen Gott, einen Christus und eine Bibel. Durch denselben Heiligen Geist gehören wir alle zu einer Kirche Jesu Christi.
Nur merkt man davon manchmal wenig. Und deshalb beginnt heute in vielen Gemeinden die Gebetswoche für die Einheit der Christen. Wir beten, dass die gegenseitige Wertschätzung und Anerkennung wächst.