„Arche-Noah-Post“ am 20. Mai 2020

Detlef Hoffmann – Texte, Stefan Kagl – Orgel, Gregor van den Boom – Foto, Benjamin Kagl – Audiobearbeitung

„Gen Himmel aufgefahren ist“

Bachs ungeschriebener Orgelchoral zu Christi Himmelfahrt
und das Präludium mit Fuge D-Dur BWV 532

Von Christi Himmelfahrt singt dieses Lied. Von dem Fest, das wir in diesen Tagen zwischen Ostern und Pfingsten feiern. Doch dieses Lied erzählt von Himmelfahrt nicht nur mit Worten, sondern auch mit Tönen:
Eine Tonleiter am Anfang: acht Töne, die aufsteigen von tiefen C zum hohen C. Eine Himmelfahrt gemalt in Tönen: Schritt für Schritt steigt da einer empor von der Erde bis zum Himmel.
Doch Himmelfahrt – das ist nicht nur die Richtung von unten nach oben, von der Erde zum Himmel. Himmelfahrt meint ja nicht eine Fahrstuhlfahrt, schon gar keinen Raketenaufstieg in einen leeren Himmel. Himmelfahrt – das ist vielmehr die gute Botschaft der bleibenden Verbindung von Erde und Himmel, von Mensch und Gott. Das zeigt die Choralmelodie von Melchior Franck ganz wunderbar. So wie die erste Melodiezeile in den Himmel aufsteigt, so steigt die dritte Zeile wieder herab zur Erde und schließt mit einem Halleluja:
„der Ehren König Jesus Christ. Halleluja“.
Himmelfahrt bedeutet: Der auferstandene Christus ist nun bei Gott – und so zugleich ganz bei uns Menschen. Und das ist nun wahrlich ein Grund zu großer Freude: Mitten in all den Nöten und Problemen dieser Welt sind wir nicht mehr allein: Denn Christus ist der Herr zur Rechten Gottes, der diese Welt in seinen Händen hält. Es gibt ein großes Orgelwerk von Johann Sebastian Bach, das man als einen Kommentar, eine Auslegung zu unserm Lied bezeichnen kann: Präludium und Fuge D-Dur BWV 532. Das ist ein berühmtes, mitreißend-virtuoses Orgelwerk, das der junge Bach wohl in Weimar um das Jahr 1710 komponiert hat.
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Hans-Detlef Hoffmann, geboren 1947 in Braunschweig, Studium der Theologie in Bethel, Tübingen, Wien und Münster. Ab 1972 Wissenschaftlicher Assistent an der Kirchlichen Hochschule Bethel, 1978 Promotion zum Doktor der Theologie in Zürich im Alten Testament. 1980-1991 Pfarrer an der Herforder Münsterkirche, 1991-1997 Superintendent des Kirchenkreises Herford; 1997-2010 Vizepräsident der Ev. Kirche von Westfalen, jetzt Pfarrer i.R. Zahlreiche theologische Veröffentlichungen und musikwissenschaftliche Vorträge zu vielen Werken der (Kirchen-)Musik.

Stefan Kagl, geboren 1963 in München, Studium an der Münchner Staatl. Hochschule für Musik (bei Klemens Schnorr) und an der Schola Cantorum in Paris (Jean Langlais) sowie am Conservatoire Supérieur de Paris (CNR). „Prix de Virtuosité“ an der Schola Cantorum, A-Examen für Kirchenmusik und künstlerische Staatsprüfung im Hauptfach Orgel an der Münchner Musikhochschule. Am Conservatoire Supérieur de Paris « Premier Prix » und „Prix d´Excellence“. 1. Preisträger beim internationalen César-Franck-Wettbewerb St.Bavo/Haarlem (Holland).Von 1991- 96 Stadt- und Bezirkskantor in Bad Kissingen und von 1997-2002 Kantor der beiden Hauptkirchen im thüringischen Rudolstadt, seit Juli 2002 Kantor und Organist am Münster zu Herford, künstlerischer Leiter des „Herforder Orgelsommers“. Seit 2005 Dozent für künstlerisches Orgelspiel und Improvisation an der Hochschule für Kirchenmusik Herford, Rundfunk- und CD-Einspielungen, internationale Konzerttätigkeit. Ernennung zum Kirchenmusikdirektor und Orgelsachverständigen 2019.