„Arche-Noah-Post“ am 6.4.2020

von Rainer Scheele

„Opa, wenn du nicht mehr arbeiten musst, dann fahren wir beide mit dem Wohnmobil weg!“ Das sagte meine zehnjährige Enkeltochter im letzten Jahr, als ich ankündigte, zum Jahresende in den Ruhestand zu gehen. „Ja!“ sagte ich dazu, „In den Osterferien fahren wir beide in die Schweiz und besuchen Onkel Uli.“ Uli ist mein Bruder. Er lebt mit seiner Familie in einem kleinen Ort in der Nähe von Luzern. Wir beide wie auch Uli mit seiner Sippe haben uns riesig darauf gefreut.

Doch dann kam Corona. Wir mussten, wie so viele andere auch, unsere Reise streichen. Und das Kontaktverbot führt dazu, dass wir uns nicht einmal treffen können.

Jetzt sitze ich zu Hause. Meine Frau Ute ist arbeiten. Der Schuppen ist aufgeräumt, die kleinen Arbeiten an der Wohnung sind erledigt. Es könnte langweilig werden. Aber nein, da sind doch noch die Dias von früher. Eigene und tausende aus dem Nachlass meines Vaters. Die digitalisiere ich jetzt, scanne sie ein, damit sie am Computer oder Fernseher angesehen werden können. Hört sich vielleicht langweilig an, ist es aber nicht. Die sind da letzte Mal vielleicht vor über zwanzig Jahren aus der Kiste gekommen. Damals hatte ich angefangen, digital zu fotografieren. Und die Dias sind wegen des ganzen Aufwands für das Schauen – Projektor aufbauen, Leinwand aufbauen, verdunkeln – danach nicht mehr rausgeholt worden.

Unsere Urlaubsreise mussten wir streichen, aber jetzt setzen virtuelle Reisen in die Erinnerung ein. Schau mal, unsere Hochzeitsbilder von vor 40 Jahren! Und da, auf dem ist Sandra gerade geboren worden! Und weißt du noch, der Urlaub mit der Ente in Spanien. Schöne Bilder, lustige Bilder, manchmal auch peinliche.

Dann die Bilder meines Vaters aus meiner Kindheit. Die Wohnung damals, Kindheitsfreunde. Die Fahrt zum ersten Campingurlaub. Mit einem NSU Prinz, Kleinwagen, 4 Personen, Hund und Campingausrüstung zum Neusiedler See. Diese Kindheitsbilder hatte meine Frau noch nie gesehen.

Wir haben so viel Freude gehabt, so viel gelacht. Und Kinder und Enkelkinder konnten Online daran teilhaben. Das tat und tut richtig gut in den Zeiten von Corona. Bei den vielen schlechten Nachrichten. Denn Gottes Schutz gibt uns den Raum, angstfrei durch alle Situationen des Lebens zu gehen. So sagt es auch Kurt Wolff in seiner Übertragung des 91. Psalms:

„Das sage ich dir:
Ob du hoffnungslos bist oder atemlos vor lauter Plänen, der Ruhebereich Gottes besteht.
Auch wenn du gejagt wirst und kaum Zeit zum Luftholen hast, Gott bleibt der Ort der Zuflucht.
Wenn es auch scheint, als bliebe keine Möglichkeit, eine Deckung zu finden,
Gottes Flügel bleiben ausgebreitet und machen sich für deine Sicherheit stark.
Du musst dich nicht fürchten, nicht in der angsterfüllten Nacht, nicht, wenn die fiebrige Hast des Tages im pfeilgeschwinden Ablauf sich verflüchtigt.
Auch wenn tausend oder zehntausend um dich gottlos und leblos sind, dich muss es nicht ängstigen.
Mit eigenen Augen kannst du sehen, wie es denen geht, die Gott nicht wahrhaben wollen.
Das sage ich, dein Gott, zu dir: Wenn du dich an mich hältst, wenn ich dein Zufluchtsort bin, dann geschieht Unerwartetes.
Es wird nicht alles glatt gehen.
Ungeheuerliches und Stolpersteine werden deinen Weg säumen.
Aber die Engel, meine starken Boten, werden dich behüten.
Sie werden dich auf Händen tragen.
ich habe es ihnen befohlen.“

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten, schönen Tag!