„Arche-Noah-Post“ am 27. April 2020

von Iris Osterberg, Presbyterin Bezirk 3, Altstädter Feldmark 3

LesenLesenLesen

„LesenLesenLesen“: ein Kunstwort?
Kennt sich da einer nicht mit Rechtschreibung und Interpunktion aus? Eine Sprechübung für Sänger?

Des Rätsels Lösung: der peppige und treffende Name einer WhatsApp-Gruppe von Lesefreudigen der Kirchengemeinde Herford-Mitte. Ins Leben gerufen Anfang des Jahres von Pfarrer Dr. Olaf Reinmuth aus dem Gemeindebezirk Otterheide, um in einem Kreis Literaturbegeisterter Bücher (vor-) zu lesen, zu besprechen, andere (neu) zu empfehlen, schlicht gesagt: für das Lesen als Hobby, Zeitvertreib, Elixier einen Rahmen zu geben und einen dementsprechenden Austausch zu ermöglichen.

Seitdem haben sich eine Handvoll gleichgesinnter Leute mal im Gemeindehaus Otterheide, mal im historischen Frühherrenhaus am prasselnden Kaminfeuer bei einer Tasse Tee getroffen.

Interessant sind dabei die unterschiedlichen Interpretationen von Buchinhalten, die Bewunderung, beinahe Liebe für das Geschriebene, die Sprache und die Ausdrucksmöglichkeiten der Autoren und die Bekenntnisse der Teilnehmer zu erhaltener Lebenshilfe aufgrund des Gelesenen.

Dank der digitalen Möglichkeiten existiert der Kreis mit den bekannten Beschränkungen weiter; es gibt gute Wünsche und liebe Grüße und immer wieder tolle und lesenswerte Buchempfehlungen.

Bisher konnte ich denen widerstehen, wenn auch nur schwer.

Der Grund? Mein selbstauferlegtes, zeitlich unbegrenztes Gebot – bedingt durch unser winterliches Renovierungschaos zu Hause – die alten Bücher, die im Schrank stehen, mal wieder „neu“ zu lesen.

Warum nicht? Mit anderen Augen. Mit zeitlichem Abstand.

Also habe ich den Bücherbestand entstaubt und danach wild durcheinander die Autobiographien und Aphorismen, Bildbände und Biographien, Ratgeber und Romane wieder in die Regale zurückgestellt. Einziges Sortierkriterium: pro Regal stehen nur Bücher mit gleichfarbigem Einband. Das ist alles! Und das bringt zusätzlich nun eine neue Spannung für`s  Neuentdecken des Bekannten und ist eine geniale Aufforderung zu lesen, lesen, lesen.

In diesem Sinne, viel Spaß auch Ihnen beim Lesen, das wünscht Ihnen von Herzen die Buchfreundin

Iris Osterberg

p.s. Das mit dem selbstauferlegten Buchkaufverbot habe ich wacker bis zur letzten Woche durchgehalten; die Buchempfehlung in der Tageszeitung war einfach zu verlockend! Per WhatsApp habe ich beim Buchhändler spontan bestellt und schon am nächsten Tag hielt ich freudig Masha Kalekos „Die paar leuchtenden Jahre“ von Gisela Zoch-Westphal in den Händen: ein Lesebuch mit Gedichten, Chansons, Liedern und Prosatexten und Biographischem.

Hier eine kleine Leseprobe der „Philosophin der kleinen Leute“ (Anna Rhenberg/“Welt“), wie meist pointenreich, witzig und nachdenklich zugleich.

Stiefmütterchen

Stiefmütterchen sind maliziös
Ihr Blick ist stets stiefmutterbös,
und mancher Grashalm ruft erstaunt,
Madame, schon wieder schlecht gelaunt?