Kennen Sie die Erzählung von der Arche Noah?
Na klar, werden Sie vielleicht sagen. Denn vielen Menschen ist sie schon aus der Kinderzeit vertraut, gehört sie doch zu den bekanntesten biblischen Geschichten überhaupt.
Angenommen, diese Geschichte mit ihren zahlreichen mythologischen Elementen hat sich wirklich so abgespielt, müssen Noah und seine Familie zusammen mit den vielen Tierpaaren auch solch eine Quarantäne erlebt haben, mit der wir heute unsere Erfahrungen machen. Dicht gedrängt auf die vorhandenen Quadratmeter der Arche müssen sie ausharren, können nicht hinaus über die räumliche Begrenzung und werden dabei auch Lagerkoller gespürt haben. Bis endlich Land in Sicht kommt und alle ins Freie dürfen. Bis sie neues Land betreten und wieder festen Boden unter den Füßen spüren. Weil sie von Gott gesegnet sind und am Regenbogen das Zeichen seines Bundes erkennen. Auf ewig.
Lesen Sie in Ihrer Bibel doch bitte einmal die ganze Noahgeschichte 1. Mose 6,5 bis 9,17!
Dort stoßen sie auf sprichwörtlich bekannte Sätze wie „Denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzen ist böse von Jugend auf.“ (1. Mose 8,21)
Kein lebensbedrohlicher Virus, sondern die Strafe Gottes ist der Grund, warum Noah und die Seinen in Quarantäne müssen, der Flutkatastrophe ausgesetzt sind, am Ende als einzige von Gottes Gericht verschont bleiben und überleben.
Dauerte die Flut nun 40 Tage und Nächte oder 150 Tage? Oder nur 57? Beim Lesen werden Sie merken, dass die Noahgeschichte zahlreiche Widersprüche enthält. Vergleichen Sie nur einmal die Verse 17 und 24 im Kapitel 7 mit den Versen 3-4 und 14 im Kapitel 8. Für Bibelwissenschaftler sind u.a. die unterschiedlichen Zahlenangaben ein Indiz, dass sich diese komplexe Untergangs- und Rettungsgeschichte aus mehreren Erzählsträngen und theologischen Traditionslinien zusammensetzt.
Ich wünsche Ihnen viel Freude bei Ihrer eigenen Entdeckungsreise mit der Arche Noah!
Ihr Pfarrer Andreas Smidt-Schellong