von Pfarrer Albert Purba
Wir freuen uns auf den Frühling. Im Winter hat meine Tochter mich gefragt: „Papa, wann kommt der Frühling? Mir wird langweilig meine Jacke zu tragen.” Als Menschen, die aus einem tropischen Land kommen, vermissen wir Sonnenschein, der bei uns in Indonesien tägliche Erfahrung ist. Es gibt nur zwei Jahreszeiten dort, entweder Trockenzeit oder Regenzeit. Der Frühling ist da, aber wegen der Pandemie können wir ihn nicht draußen verbringen. Die Sonne scheint, Blumen blühen, die Natur lässt uns viele Wunder entdecken. Aber wir müssen zu Hause bleiben, ohne viele Tätigkeiten zu machen. Unsere regelmäßigen Aktivitäten müssen wir verschieben oder absagen. Angst und Sorgen kommen und bedrücken uns.
Wir stellen Fragen: Was bedeutet diese Situation? Macht sie einen Sinn? Kann ich überstehen? Wir hinterfragen unsere Existenz. In dieser schwierigen Ausnahmesituation haben wir viel Zeit unser Leben zu besinnen. Diese Zeit ist eine kostbare Zeit, damit wir unsere Verbindung und Beziehung mit Gott bedenken können. Ich bin der Meinung, dass wir keinen Sinn finden werden, wenn wir unser Leben von Gott entfernen. Ohne Gott ist das Leben nur ein Naturphänomen. Doch mit ihm erfahren wir das Ziel unseres Lebens und bekommen eine Antwort auf die Frage: Warum befinde ich mich in dieser Welt und in dieser Zeit?
Vor einigen Tagen habe ich ein Gedicht von Dietrich Bonhoeffer gelesen. Es ist ein sehr persönliches Gebet. Die Worte haben mein Herz berührt und meine Laune und Stimmung an dem Tag gehoben. Die Worte dieses gläubigen Menschen möchte ich mit Ihnen teilen, nachdem ich Texte von ihm gelesen habe, als ich noch ein Student war. Seitdem ist er mir ein Vorbild. Denn obwohl er verhaftet wurde und ins Gefängnis musste, hat er seinen Glauben an Gott nie verloren.
„Gott, zu dir rufe ich am frühen Morgen
hilf mir beten und meine Gedanken sammeln;
ich kann es nicht allein.
In mir ist es finster, aber bei dir ist Licht,
ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht,
ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe,
ich bin unruhig, aber bei dir ist Frieden,
in mir ist Bitterkeit, aber bei dir ist Geduld,
ich verstehe deine Wege nicht,
aber du weißt den rechten Weg für mich.”
(zitiert nach Bernd Aretz, Bonhoeffer: Gefangen und frei, Verlag Neue Stadt, München 2016, 114)