„Arche-Noah-Post“ am 28.3.2020, Gespräche in Corona-Zeiten


Arche Noah Post für den 28.3.2020 von und mit Pfr. Dr. Reinmuth,
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Ein kleines Erlebnis von heute. Der Versuch im Grunde, aus den Erfahrungen, die man macht in dieser eingeschränkten Weise, die Spielräume rauszufinden, auch für einen selber. Nachdem ich gestern auf der Straße, zufällig, als ich rausging und das Blatt, das ich ins Gemeindehaus zum Aushängen bringen wollte, Klaus und Barbara auf der Straße traf und wir was Verbotenes gemacht haben, wir haben uns nämlich zu dritt, das ist ja im Moment nicht möglich, weil wir nicht in einem Haus, einem Haushalt zusammen leben, auf der Straße unterhalten, sehr gerne und sehr intensiv miteinander unterhalten und wir haben gespürt, wie schön das eigentlich ist. Ich versuche im Grunde diese Situationen zu vermeiden. Man spürt, dass die Beschränkungen viel stärker sind als sie in der letzten Woche noch waren.
Ich versuche viel stärker auf anderes, auf Telefongespräche zum Beispiel auszuweichen. Sonst telefoniere ich im Gegensatz zu meiner Frau, die sehr viel telefoniert, eher wenig und bin mit meinen Leuten per Mail oder auf andere Weise im Kontakt, im Gespräch. Und jetzt eben telefonisch, aber das setzt auf der anderen Seite eben auch Leute voraus, die am Telefon eine Art „Schwung“ nehmen, einen Abstand nehmen und ins Gepräch reinkommen, also im Grunde die Pausen überbrücken können, denen also was einfällt, was sie auch sagen mögen, also in so einer mittleren Linie zwischen zu privat und zu unbedeutend, so dass man auf einen grünen Zweig zusammen kommt und dass das Gespräch, wie draußen auch, von einem zum Nächsten weitergeht und eine schöne Begegnung draus wird. Das ist eine Kunst.
Ich habe mir jetzt vorgenommen, jeden Tag ein oder zwei Leute direkt anzurufen und auf diese Weise den Kontakt zu halten, auch von den älteren Damen. Die sind dann manchmal überrascht, dass ich mich jetzt melde. Das ist eine ganz interessante Erfahrung. Ich hoffe, dass es ihnen und mir gelingt, zusammen ins Gespräch reinzukommen, so dass man sich fünf Minuten oder zehn Minuten oder auch länger am Telefon unterhält. Das ist ein Gedanke von heute. Ich glaube, viele machen das so. Einen anderen Weg finden als bisher.
Pfr. Dr. Olaf Reinmuth, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Herford-Mitte