„Arche-Noah-Post“ am 24.3.2020

Wir konnten den 335. Geburtstag Johann Sebastian Bachs am 21. März leider nicht mit seiner unsterblichen Musik feiern, da das traditionelle Orgelkonzert, das zu diesem Anlass sonst immer im Herforder Münster stattfindet, ausfallen musste.
Vielleicht ist es trotzdem interessant, einen Blick darauf zu werfen, was im Jahr 1720, also vor 300 Jahren, der Komponist war gerade 35 Jahre alt geworden, passierte: Bach kam im Sommer 1720 von einer Dienstreise nach Karlsbad zurück, bei der er seinen Dienstherren Fürst Leopold zu Anhalt-Köthen begleitet hatte und erfuhr, dass seine Frau Anna Barbara, die Mutter seiner Kinder (von 7 haben das Jahr 1720 nur 4 überlebt) schon unter der Erde lag. Vielleicht hat ihn dieser Schicksalsschlag dazu bewogen, sich um die Stelle an der Hamburger Kirche St. Jacobi zu bewerben, die eine große Orgel von Arp Schnitger besaß, dessen Instrumente er ausgesprochen schätzte. Der 77 Jahre alte Hamburger Organist Johann Adam Reincken bemerkt zu Bachs mehrstündigem Vortrag an der Orgel, ergriffen von dessen Meisterschaft in der Improvisation: „Ich dachte, diese Kunst wäre gestorben; ich sehe aber, dass sie in ihnen noch lebet“. Eigentlich hätte die Bewerbung ein Selbstläufer sein müssen, doch leider überliefern die Quellen, dass Bach wohl 4000 Mark Courant in die Kirchenkasse hätte bezahlen sollen, um die Stelle zu bekommen, dies heute etwa 20.000 Euro. Erdmann Neumeister, damals Hauptpastor an St. Jacobi, ist angesichts der schnöden Geldforderung so außer sich, dass er von der Kanzel herab schimpfte: „Wenn auch einer von den Bethlehemitischen Engeln vom Himmel käme, der göttlich spielt, und wollte Organist zu St. Jacobi werden, hätte aber kein Geld, so möge er nur wieder davon fliegen“. Auch diese Wendung hat Bach nicht verzweifeln lassen, er komponiert um diese Zeit die Inventionen und das Klavierbüchlein als Unterrichtsliteratur für seine Kinder und versorgt meisterlich die Musik am Hofe zu Anhalt-Köthen. Sicherlich war ihm immer der Choral des Sonntags Lätare „Freuet euch“ im Ohr:
Jesu, meine Freude,
Meines Herzens Weide,
Jesu, meine Zier,
Ach wie lang, ach lange
Ist dem Herzen bange
Und verlangt nach dir!
Gottes Lamm, mein Bräutigam,
Außer dir soll mir auf Erden
Nichts sonst Liebers werden.

Stefan Kagl, Kmd